Ökosysteme: Pflanzen bremsen Klimawandel kaum
Lange Zeit nahm man in der Klimaforschung an, mehr Kohlendioxid in der Atmosphäre würde auch das Pflanzenwachstum beschleunigen, so dass ein Teil des Treibhausgases gleich wieder gebunden wäre. Satellitenmessungen zeigen nun aber, dass die globale Flora hinter den in sie gesetzten Hoffnungen zurückbleibt. Wie ein Forscherteam um William Kolby Smith von der University of Minnesota nun berichtet, wachsen Pflanzen in den letzten 30 Jahren zwar besser, aber nicht einmal halb so viel, wie man angesichts des zunehmenden CO2-Gehalts der Atmosphäre erwartet hätte. Demnach überschätzen gängige Klimamodelle, wie viel Kohlendioxid die Menschheit noch abgeben kann, wenn die globale Mitteltemperatur um weniger als zwei Grad steigen soll.
Wie Ökosysteme auf den Klimawandel reagieren, ist schwierig herauszufinden, doch als gesichert galt: Mehr Kohlendioxid treibt das Pflanzenwachstum an, und zwar in recht vorhersehbarer Weise – ein Effekt, den man sich auch technisch zu Nutze macht. Doch dass mehr Treibhausgas auch global diesen Effekt hat, scheint eine Fehleinschätzung gewesen zu sein: Denn während die Modelle etwa acht Prozent mehr Pflanzenwachstum vorhersagen, zeigen die Satellitenmessungen lediglich knapp drei Prozent zusätzliche Pflanzenmasse. Zwei naheliegende Faktoren scheinen verantwortlich zu sein, dass sich Modelle und Satellitenmessungen so deutlich unterscheiden: Wasser und Nährstoffe. Einerseits deuten Satellitenmessungen auch darauf hin, dass die höheren Temperaturen die Pflanzen unter Wasserstress setzen. Andererseits kann es aber auch einfach sein, dass Kohlendioxid in vielen Gebieten nicht der limitierende Faktor des Pflanzenwachstums ist – sondern Nährstoffe wie Stickstoff oder Phosphor.
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