News: Pflanzen, die im Dunkeln leuchten
Zuvor war weitgehend unbekannt, dass vermutlich alle Pflanzen auf Berührungen ansprechen – auch wenn die Antwort weit weniger dramatisch ausfällt als beispielsweise bei der carnivoren Venusfliegenfalle. Fünf Gene, die durch Berührungen ihre Aktivität verändern, konnte Braam bisher beim Senf identifizieren. Zu Beginn ihrer Arbeit musste die Wissenschaftlerin allerdings ihre Pflanzen jedes Mal opfern, wenn sie feststellen wollte, ob die untersuchten Gene an- oder abgeschaltet waren. Um den Versuchsobjekten das Schicksal im Mixer oder Mörser zu ersparen, koppelte sie das Glühwürmchen-Gen, mit dessen Hilfe die Insekten leuchten, an ein berührungssensitives Gen der Senfpflanzen. Nun strahlen diese schwach, wenn man sie berührt.
"Jetzt können wir zum ersten Mal in Echtzeit beobachten, wie die Pflanzen auf Berührungen reagieren", sagt die Wissenschaftlerin. Da die Senfpflanzen nur wenig Licht emittieren, kann man die Aktivität der Gene nur im absoluten Dunkel mit Hilfe einer äußerst empfindlichen Kamera verfolgen. Etwa 20 Minuten nach der Berührung, fangen die betroffenen Stellen der Pflanze an, intensiv zu leuchten. Eine Art chemisches "Nervensystem" leitet das Signal dann an entfernte Pflanzenteile weiter, in denen auch die berührungssensitiven Gene und somit das Glühwürmchen-Gen angeschaltet werden. Nach etwa einer Stunde erlöscht das Leuchten wieder.
"Es ist sinnvoll, dass Pflanzen auf Berührung reagieren", erklärt Braam. "Da sie sich nicht bewegen können, müssen sie sich an ihre Umgebung anpassen. Wenn eine Pflanze an einem sehr windigen Standort wächst, hat sie bessere Überlebenschancen, wenn sie klein und buschig bleibt, als wenn sie lang und dünn wird."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 10.2.2000
"Wie geschaffen für diese Aufgabe"
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