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Herz-Kreislauf-Medizin: Pflanzenstoffe schützen die Blutgefäße

Eine pflanzenbasierte Ernährung hat bekanntermaßen gesundheitliche Vorteile. Die positiven Wirkungen sekundärer Pflanzenstoffe auf die Blutgefäße sind bereits kurz nach dem Verzehr erkennbar.
Heidelbeeren
Heidelbeeren zählen zu den pflanzlichen Lebensmitteln mit relativ hohem Gehalt an Flavonoiden. Auch Tee und viele Obst- und Gemüsesorten sind reich an diesen Naturstoffen. Flavonoidhaltige Nahrungsmittel wirken sich günstig auf die Gesundheit aus.

Sekundäre Pflanzenstoffe aus der Gruppe der Flavonoide zu verzehren, schützt offenbar die Blutgefäße nach dem Verzehr fettreicher Speisen. Das hat eine Forschungsgruppe um Catarina Rendeiro von der University of Birmingham gezeigt, die darüber im Journal »Food & Function« berichtet.

Das Team ließ 23 junge, gesunde Erwachsene eine gehaltvolle Mahlzeit verzehren, die insgesamt 56,5 Gramm Fett enthielt – ungefähr die empfohlene Tagesgesamtmenge. Zudem bekamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Kakao zu trinken, der entweder eine große (rund 700 Milligramm) oder eine kleine Menge (etwa 6 Milligramm) an Flavonoiden enthielt – das sind Naturstoffe, die in vielen pflanzlichen Lebensmitteln enthalten sind. Eineinhalb Stunden später absolvierten die Probanden einen anstrengenden Rechentest, dessen Tempo sich immer weiter steigerte, so dass sie unter Stress gerieten.

Fettreiche Lebensmittel wirken sich negativ auf die Gefäßfunktion und die Sauerstoffversorgung des Gehirns aus, insbesondere in Verbindung mit Stress. Um dies zu überwachen, nahm das Team vor, während und nach dem Rechentest medizinische Messungen an den Probanden vor. Die Forschenden ermittelten unter anderem den Blutfluss im Unterarm, die Herzkreislauf-Aktivität und die Sauerstoffversorgung des präfrontalen Kortex, einer Region im Vorderhirn. Außerdem testeten sie die Funktion der Blutgefäße, indem sie den Blutfluss in einer Arterie des Arms erhöhten und prüften, wie sehr das Gefäß darauf mit einer Erweiterung reagierte. Den Effekt bezeichnen Mediziner als »Flussvermittelte Vasodilatation«, kurz FMD. Wie stark ausgeprägt er ist, erlaubt Rückschlüsse auf das Risiko künftiger Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Rechnen unter Hochdruck

Die stressige Rechenaufgabe nach der fettreichen Mahlzeit ließ bei den Versuchsteilnehmern die Herzfrequenz und den Blutdruck steigen. Bei denen, die Kakao mit geringem Flavonoidgehalt getrunken hatten, war zudem die Gefäßfunktion messbar beeinträchtigt, erkennbar an einer verminderten FMD. Wer Kakao mit hohem Flavonoidgehalt zu sich genommen hatte, zeigte dagegen signifikant höhere FMD-Werte, was auf eine bessere Gefäßfunktion hinwies. Auf die Sauerstoffversorgung des Gehirns hatte die Menge der aufgenommenen Flavonoide keinen messbaren Einfluss.

Flavonoide sind in etlichen pflanzlichen Nahrungsmitteln enthalten, etwa in Obst und Gemüse, Nüssen und Beeren sowie in Tees und wenig verarbeitetem Kakao. Sie haben viele gesundheitlich günstige Wirkungen. Wird Kakao intensiv verarbeitet, etwa für die Herstellung von Schokolade, kann das seinen Flavonoidgehalt deutlich reduzieren.

Die Forschungsgruppe um Rendeiro wertet ihre Ergebnisse als Hinweis darauf, dass die Einnahme von Flavonoiden den schädlichen Auswirkungen von Stress und schlechter Ernährung auf die Gefäßgesundheit entgegenwirken kann. Empfehlenswert seien Lebensmittel mit hohem Gehalt dieser sekundären Pflanzenstoffe, etwa grüner und schwarzer Tee, Beeren und Äpfel oder eben wenig verarbeiteter Kakao, schreiben die Fachleute.

  • Quellen

Food & Function 10.1039/D4FO03834G, 2024

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