Entomologie: Pflaster für die Pflanze
Sie gelten Gärtnern gemeinhin als nutzloses Getier, das den Rosenstock im Beet schädigt und klebrige Säfte aus Bäumen auf geparkte Autos nieseln lässt. Dabei gibt es selbst unter Blattläusen höchst soziale Wesen: Ihnen ist sogar das eigene Leben für das Wohl der Wirtspflanze nicht zu schade.
Wie einfach wir Rollen im Tierreich verteilen, zeigen Blattlaus und Marienkäfer: Der schwarz gepunktete Kerf erfreut sich höchster Beliebtheit als Glücksbringer, obwohl er ein gnadenloses Raubtier ist. Die völlig friedfertigen Pflanzensaftsauger dagegen werden verachtet, nur weil sie schon manches Ziergewächs in die Knie gezwungen haben.
Allerdings locken diese Gallen auch ganz besondere Fressfeinde an: kleptoparasitäre Falter der Art Nola innocua, die bevorzugt am Gewebe der Blattlausheimstatt schmausen. Ihre Larven nagen Löcher in die Wucherungen, dringen ein, schmarotzen bis zur Verpuppung am Material und verdrängen dadurch die ursprünglichen Besitzer. Bisweilen fressen ausgewachsene Raupen sie sogar. Nipponaphis monzeni nimmt dies aber nicht kampflos hin, denn unter ihnen gibt es tatsächlich eine Soldatenkaste, die den Invasor mit Bissen attackiert und häufig vertreibt.
Doch damit nicht genug. Wie Forscher um Mayako Kutsukake vom National Institute of Advanced Science and Technology in Tsukuba entdeckt haben, leisten die wehrfähigen Läuse noch mehr: Sie geben ihr eigenes Leben, um entstandene Schäden an ihrer Trutzburg zu beheben – und sichern damit dem Rest der Familie Zuhause und Existenz.
Die Tiere verlassen sich allerdings nicht nur darauf, dass ihre klebrige Opfergabe funktioniert. Gleichzeitig regen sie offensichtlich die Pflanzen an, selbst die Wunde zu schließen und das Lausmittel durch eigene Zellen zu ergänzen oder gar zu ersetzen. Nach 30 Tagen hatte pflanzliches Gewebe die Löcher wieder vollkommen eingenommen, so dass zumindest auf der Innenseite der Galle nicht einmal eine Narbe übrig geblieben war. Bis dahin unterstützen die Läusesoldaten die Genesung, vermuten die Entomologen, die beim Aufschneiden von Gallen in verschiedenen Phasen des Heilungsprozesses stets große Ansammlungen der Insekten an den Wundrändern gefunden hatten. Wahrscheinlich, so Kutsukake, injizierten die Kerfe wachstumsanregende Substanzen über ihre Saugrüssel in die Pflanze, die zu vermehrter Zellteilung anregen.
Leisten kann sich Nipponaphis monzeni diese Strategie jedoch nur, weil ihre Völker mehrere tausend Individuen umfassen: Auf ein paar suizidale Soldaten, die in der Abwehrschlacht fallen, kommt es bei ihnen nicht an – ein Altruismus, der selbst dem hartherzigsten Gärtner zumindest etwas Respekt abnötigen sollte.
Dabei gibt es sogar unter ihnen Vertreter, die höchst sozial sind – und damit ist nicht ihre willfährige Art gemeint, mit der sie sich von Ameisen wie Kühe melken lassen. Vielmehr bilden manche Blattläuse wie Ameisen oder Bienen Gemeinschaften, die auf Arbeitsteilung beruhen und in der die einen für andere sorgen: Nipponaphis monzeni zum Beispiel, eine in Japan lebende Blattlausart. Sie saugt bevorzugt am Zaubernussgewächs Distylium racemosum und bewirkt, dass sich an befallenen Exemplaren so genannte Gallen bilden, in denen die Insekten wiederum einigermaßen geschützt hausen.
Allerdings locken diese Gallen auch ganz besondere Fressfeinde an: kleptoparasitäre Falter der Art Nola innocua, die bevorzugt am Gewebe der Blattlausheimstatt schmausen. Ihre Larven nagen Löcher in die Wucherungen, dringen ein, schmarotzen bis zur Verpuppung am Material und verdrängen dadurch die ursprünglichen Besitzer. Bisweilen fressen ausgewachsene Raupen sie sogar. Nipponaphis monzeni nimmt dies aber nicht kampflos hin, denn unter ihnen gibt es tatsächlich eine Soldatenkaste, die den Invasor mit Bissen attackiert und häufig vertreibt.
Doch damit nicht genug. Wie Forscher um Mayako Kutsukake vom National Institute of Advanced Science and Technology in Tsukuba entdeckt haben, leisten die wehrfähigen Läuse noch mehr: Sie geben ihr eigenes Leben, um entstandene Schäden an ihrer Trutzburg zu beheben – und sichern damit dem Rest der Familie Zuhause und Existenz.
Sobald sie den Möchtegerneindringling vertrieben haben, machen sich die Soldaten daran, das entstandene Loch zu sichern und zu schließen. Innerhalb von 30 Minuten verkleben sie die Einbruchstelle, indem sie sich selbst regelrecht auspressen und die eigenen Körpersäfte als Pflaster auftragen. Für die Beteiligten bedeutet dies den Tod. Der so produzierte Schorf härtet in kurzer Zeit aus und versiegelt die Galle wieder – eine Opfergabe, die zwingend notwendig für das Überleben der Galle und der restlichen Läuse ist: Wie die Forscher bei Nachuntersuchungen feststellten, überdauerten sieben von neun derart reparierten Pflanzenwucherungen. In der Vergleichsgruppe, in der Kutsukakes Team immer wieder die Siegelsäfte entfernte und das Loch damit offen hielt, verendeten dagegen in allen Fällen sowohl die Bewohner als auch ihre Heimstatt.
Die Tiere verlassen sich allerdings nicht nur darauf, dass ihre klebrige Opfergabe funktioniert. Gleichzeitig regen sie offensichtlich die Pflanzen an, selbst die Wunde zu schließen und das Lausmittel durch eigene Zellen zu ergänzen oder gar zu ersetzen. Nach 30 Tagen hatte pflanzliches Gewebe die Löcher wieder vollkommen eingenommen, so dass zumindest auf der Innenseite der Galle nicht einmal eine Narbe übrig geblieben war. Bis dahin unterstützen die Läusesoldaten die Genesung, vermuten die Entomologen, die beim Aufschneiden von Gallen in verschiedenen Phasen des Heilungsprozesses stets große Ansammlungen der Insekten an den Wundrändern gefunden hatten. Wahrscheinlich, so Kutsukake, injizierten die Kerfe wachstumsanregende Substanzen über ihre Saugrüssel in die Pflanze, die zu vermehrter Zellteilung anregen.
Gallen, deren Bewohner nach dem ersten Versiegeln durch Insektizide gemeuchelt worden waren, überlebten zwar ohne ihre Untermieter, doch ersetzten sie das tierische Pflaster nicht durch eigenes Gewebe. Und verglichen mit anderen Gallen kümmerten sie auf niedrigem Größenniveau dahin. Obwohl sich die Läuse an den Gewächsen laben, sorgen sie also dafür, dass diesen nicht noch größere Schäden durch Fressfeinde entstehen.
Leisten kann sich Nipponaphis monzeni diese Strategie jedoch nur, weil ihre Völker mehrere tausend Individuen umfassen: Auf ein paar suizidale Soldaten, die in der Abwehrschlacht fallen, kommt es bei ihnen nicht an – ein Altruismus, der selbst dem hartherzigsten Gärtner zumindest etwas Respekt abnötigen sollte.
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