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News: Physik drei, Mathe vier

Eine internationale Studie ermittelte die Niederlande und Schweden als "Klassenbeste" in mathematisch-naturwissenschaftlicher Bildung. Der letzte Abschnitt, der am 24. Februar 1998 veröffentlichten TIMSS-Studie (Third International Mathematics and Science Study) verglich die Leistungen der Schülerinnen und Schüler der Abschlußklassen aus 24 Staaten. Auch die fortgeschrittenen Kenntnisse in Mathematik und Physik wurden überprüft und verglichen. Dort führen Frankreich, beziehungsweise Norwegen und Schweden die Bestenliste an.
TIMSS ist die umfangreichste internationale Studie über den Wissensstand von Schulkindern, die je in Angriff genommen wurde. Mehr als eine halbe Millionen Schülerinnen und Schüler aus über 40 Staaten waren beteiligt. Die nun veröffentlichten Ergebnisse der Abschlußklassen vervollständigen die bereits 1996 und 1997 erhobenen Daten von Grundschülern und Siebt- bis Achtklässlern. Diese Untersuchungen ergaben Spitzenplätze für Singapur, Japan und Korea. Mit Hinweis auf den enormen Druck, der im letzten Schuljahr auf den Schülerinnen und Schülern lastet, nahmen die asiatischen Staaten am letzten Teil der Studie nicht teil.

"Da die 24 geprüften Länder so verschiedene Schulsysteme in der Oberstufe haben, war es für TIMSS eine ganz besondere Herausforderung, die Abschlußjahrgänge zu testen", sagt der Leiter der Studie Albert Beaton, Professor an der Boston College School of Education. Dadurch war es für die Forscher nicht einfach festzulegen, was ein Schüler über Mathematik und Naturwissenschaften wissen muß, um die Herausforderungen nach dem Schulabschluß zu meistern. Aus diesem Grund wurden drei Tests entworfen:

  • An erster Stelle stand die Überprüfung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Wissens aller Schulabgänger, egal ob sie noch Mathematik oder naturwissenschaftliche Fächer in ihrem Stundenplan hatten (Tabelle 1). Im großen und ganzen sollte dieser Test zeigen, wie gut die Schüler ihr Wissen einsetzen, wenn es um Probleme geht, die eine mathematische oder naturwissenschaftliche Komponente haben. Dieser Test war so angelegt, daß die Ergebnisse für Mathematik und Naturwissenschaften getrennt ausgewertet werden konnten.
  • Der zweite Test wurde durchgeführt, da einige der an der Studie teilnehmenden Länder großes Interesse an der Frage hatten, was Schülerinnen und Schüler, die ihren Ausbildungsschwerpunkt auf Mathematik gelegt hatten, auf diesem Gebiet zu leisten in der Lage sind (Tabelle 2).
  • Einen dritten Test gab es für die entsprechend in Physik ausgebildeten Schüler (Tabelle 2).

Nicht alle Staaten nahmen an allen drei Tests teil.

Die Ergebnisse der deutschen Schülerinnen und Schüler liegen meistens im Mittelfeld. Nur bei der "höheren Mathematik" blieb die Leistung signifikant unter dem internationalen Durchschnitt. Die US-Amerikaner mußten einsehen, daß der Mythos, ihre Spitzenleute lägen auch in der Welt auf sehr guten Positionen, nicht mehr aufrechtzuerhalten ist: Ihre Schulabgänger fanden sich durchweg im unteren Bereich der Skala wieder.

"In den meisten der untersuchten Länder gab es wesentliche Unterschiede in den Ergebnissen von Jungen und Mädchen. In allen drei Tests lagen die männlichen Schüler vorne", sagt Beaton. Laut Bericht übertrafen die Jungen die Mädchen in allen außer einem der 21 teilnehmenden Länder in dem Test zum mathematisch-naturwissenschaftlichen Basiswissen. Außerdem wurde festgestellt, daß deutlich weniger weibliche Schüler als männliche Fortgeschrittenenkurse in Mathematik oder Physik belegen.

Nach ihren Zukunftsplänen befragt, antworteten die meisten der Schülerinnen und Schüler, die Fortgeschrittenenkurse in Mathematik oder Physik belegen, daß sie an die Universität wollten. Als ihre bevorzugten Studienfächer nannten sie Ingenieur-, Wirtschafts- und Gesundheitswissenschaften sowie Informatik.

Beaton stellt zusammenfassend fest: "Wie schon in den früheren TIMSS-Studien fanden wir keine einfachen Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen der Schülerinnen und Schüler und Parametern wie Menge der Hausaufgaben oder der Zeit die in Mathematik- oder Physikkursen verbracht wurde. Die TIMSS-Daten unterstreichen den wichtigen Punkt, daß es keine einfachen Antworten auf komplexe Fragen gibt."

Die Ergebnisse in Tabellenform:

Tabelle 1: Die Grundkenntnisse in Mathematik und den Naturwissenschaften
Staat Durchschnitt Mathematik Physik
Niederlande 559 560 558
Schweden 555 552 559
Island 541 534 549
Norwegen 536 528 544
Schweiz 531 540 523
Dänemark 528 547 509
Kanada 526 519 532
Neuseeland 525 522 529
Österreich 519 518 520
Australien 525 522 527
Slowenien 514 512 517
Frankreich 505 523 487
Deutschland 496 495 497
Tschechien 476 466 487
Ungarn 477 483 471
Rußland 476 471 481
Italien 475 476 475
USA 471 461 480
Litauen 465 469 461
Zypern 447 446 448
Südafrika 352 356 349
Durchschnitt 500 500 500

Tabelle 2: Die Rangfolge bei Schülerinnen und Schülern mit den Schwerpunktkursen Mathematik oder Physik

Staat Mathe.
Frankreich 557
Rußland 542
Schweiz 533
Dänemark 522
Zypern 518
Litauen 516
Australien 525
Griechenland 513
Schweden 512
Kanada 509
Slowenien 475
Italien 474
Tschechien 469
Deutschland 465
USA 442
Österreich 436
Durchschnitt 501
Staat Physik
Norwegen 581
Schweden 573
Rußland 545
Dänemark 534
Slowenien 523
Deutschland 522
Australien 518
Zypern 494
Litauen 488
Griechenland 486
Schweiz 488
Kanada 485
Frankreich 466
Tschechien 451
Österreich 435
USA 423
Durchschnitt 501

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