News: Pi mal Daumen ist genau genug
Ökosysteme verändern sich: Arten sterben aus oder kommen neu hinzu, Lebensräume werden getrennt oder ganz zerstört, andere wachsen zusammen. Um die Folgen abschätzen und im Fall einer negativen Entwicklung schnell eingreifen zu können, brauchen Ökologen einfache Modelle.
Im Naturschutz mangelt es nicht nur an Geld, auch die Zeit ist meistens knapp: Egal, ob es um aussterbende Arten geht oder einwandernde Neubürger, die alteingesessene Ökosysteme durcheinander bringen, immer drängt es nach einer schnellen Lösung des Konflikts, bevor der Schaden nicht mehr zu beheben ist.
Da bleibt wenig oder gar keine Luft für gründliche Untersuchungen, aus deren umfangreichen Daten Wissenschaftler dann einen fundierten Rettungsplan ausarbeiten können. Vielmehr sind Modelle gefragt, die anhand einzelner überschaubarer und leicht zu ermittelnder Parameter eine ausreichend detaillierte Zustandsanalyse und Rahmenbedingungen für eine Lösung ermöglichen – ein hoher Anspruch. Doch zwei Studien zeigen nun, dass solche Abschätzungen pi mal Daumen mit wenigen Faktoren durchaus möglich sind.
Luc Lens von der University of Antwerp und seine Kollegen beschäftigten sich damit, wie gut verschiedene Vogelarten der Zerstörung ihres Lebensraumes in einem inzwischen stark zergliederten Waldgebiet Kenias widerstehen können – und welche Parameter als Vorhersageinstrument dafür geeignet sind [1]. Sechs Jahre lang beringten sie Tiere der einzelnen Waldstücke und analysierten aus den Wiederfängen, wie groß die Mobilität der einzelnen Arten einzustufen ist.
Weiterhin verglichen sie die Länge der Laufknochen von lebenden Vögeln und Museumsexemplaren. Denn je größer der Stress – beispielsweise durch die sich verschlechternden Lebensbedingungen –, desto stärker variieren die Knochenlängen zwischen linkem und rechtem Bein. So konnten die Forscher ermitteln, welche Arten durch die Umgestaltung ihres Lebensraumes besonders beeinträchtigt werden.
Beide Parameter zusammengenommen eigneten sich hervorragend, die Widerstandskraft der Vögel abzuschätzen: Je mobiler und je weniger stressanfällig, desto besser kamen sie mit den sich verändernden Verhältnissen zurecht. Zwei Aspekte allein reichen hier also offenbar aus, eine Gefährdung abzuleiten – allerdings sind die notwendigen Daten nur recht aufwändig zu gewinnen.
Wesentlich einfacher hatten es da Cynthia Kolar und David Lodge von der University of Notre Dame. Sie kümmerten sich um das zunehmende Problem eingeschleppter Fischarten in den Großen Seen, die dort die einheimischen Bewohner teilweise verdrängen [2]. Um weitere Katastrophen zu verhindern, wäre es sehr wichtig, die Gefahr durch zukünftige potenzielle Einwanderer abzuschätzen und deren Ausbreitung dann möglichst frühzeitig zu verhindern.
Die beiden Forscher machten sich an eine gründliche Literaturanalyse zu verschiedenen Eckdaten der Entwicklung und ökologischen Ansprüche bereits etablierter Neulinge. Dabei stellten sie fest, dass sie aus den vier Größen Temperaturtoleranz, Salzverträglichkeit, Wachstumsgeschwindigkeit und Nahrungsspektrum bereits mit 94 Prozent Sicherheit die Arten richtig als sich einnistende Neubürger oder nur vorübergehende Gäste klassifizieren konnten.
Indem sie die entsprechenden Kriterien auf die möglichen weiteren Kandidaten anwendeten, die per Ballastwasser, Fischzuchten oder als Aquarienflüchtlinge ihren Weg in eine neue Heimat finden, konnten sie außerdem fünf Arten ausgliedern, die nun das größte Risiko für die Seen darstellen. Dazu gehören auch die Elritze (Phoxinus phoxinus), die Flussgrundel (Neogobius fluviatilis) und der Flussbarsch (Perca fluviatilis).
Während die Ergebnisse an den afrikanischen Vogelarten wahrscheinlich mehr für den regionalen Gebrauch geeignet sind, könnte sich das Modell für die Ausbreitung der Fische als sehr hilfreich erweisen. Denn auch in anderen Teilen der Welt kämpfen Naturschützer in Seen und Flüssen mit fremden Fischarten, die über Kanäle und die bereits genannten Wege neue Lebensräume erobern. Und die Zeit drängt: Wer die Eindringlinge zurückhalten will, muss schnell reagieren, sofern ein Aufhalten überhaupt möglich ist. Sonst werden sich viele davon dauerhaft einrichten, mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen. Die Tatsache, dass sich damit die Fauna in verschiedenen Gebieten zunehmend vereinheitlicht, ist noch eine der geringfügigeren davon.
Da bleibt wenig oder gar keine Luft für gründliche Untersuchungen, aus deren umfangreichen Daten Wissenschaftler dann einen fundierten Rettungsplan ausarbeiten können. Vielmehr sind Modelle gefragt, die anhand einzelner überschaubarer und leicht zu ermittelnder Parameter eine ausreichend detaillierte Zustandsanalyse und Rahmenbedingungen für eine Lösung ermöglichen – ein hoher Anspruch. Doch zwei Studien zeigen nun, dass solche Abschätzungen pi mal Daumen mit wenigen Faktoren durchaus möglich sind.
Luc Lens von der University of Antwerp und seine Kollegen beschäftigten sich damit, wie gut verschiedene Vogelarten der Zerstörung ihres Lebensraumes in einem inzwischen stark zergliederten Waldgebiet Kenias widerstehen können – und welche Parameter als Vorhersageinstrument dafür geeignet sind [1]. Sechs Jahre lang beringten sie Tiere der einzelnen Waldstücke und analysierten aus den Wiederfängen, wie groß die Mobilität der einzelnen Arten einzustufen ist.
Weiterhin verglichen sie die Länge der Laufknochen von lebenden Vögeln und Museumsexemplaren. Denn je größer der Stress – beispielsweise durch die sich verschlechternden Lebensbedingungen –, desto stärker variieren die Knochenlängen zwischen linkem und rechtem Bein. So konnten die Forscher ermitteln, welche Arten durch die Umgestaltung ihres Lebensraumes besonders beeinträchtigt werden.
Beide Parameter zusammengenommen eigneten sich hervorragend, die Widerstandskraft der Vögel abzuschätzen: Je mobiler und je weniger stressanfällig, desto besser kamen sie mit den sich verändernden Verhältnissen zurecht. Zwei Aspekte allein reichen hier also offenbar aus, eine Gefährdung abzuleiten – allerdings sind die notwendigen Daten nur recht aufwändig zu gewinnen.
Wesentlich einfacher hatten es da Cynthia Kolar und David Lodge von der University of Notre Dame. Sie kümmerten sich um das zunehmende Problem eingeschleppter Fischarten in den Großen Seen, die dort die einheimischen Bewohner teilweise verdrängen [2]. Um weitere Katastrophen zu verhindern, wäre es sehr wichtig, die Gefahr durch zukünftige potenzielle Einwanderer abzuschätzen und deren Ausbreitung dann möglichst frühzeitig zu verhindern.
Die beiden Forscher machten sich an eine gründliche Literaturanalyse zu verschiedenen Eckdaten der Entwicklung und ökologischen Ansprüche bereits etablierter Neulinge. Dabei stellten sie fest, dass sie aus den vier Größen Temperaturtoleranz, Salzverträglichkeit, Wachstumsgeschwindigkeit und Nahrungsspektrum bereits mit 94 Prozent Sicherheit die Arten richtig als sich einnistende Neubürger oder nur vorübergehende Gäste klassifizieren konnten.
Indem sie die entsprechenden Kriterien auf die möglichen weiteren Kandidaten anwendeten, die per Ballastwasser, Fischzuchten oder als Aquarienflüchtlinge ihren Weg in eine neue Heimat finden, konnten sie außerdem fünf Arten ausgliedern, die nun das größte Risiko für die Seen darstellen. Dazu gehören auch die Elritze (Phoxinus phoxinus), die Flussgrundel (Neogobius fluviatilis) und der Flussbarsch (Perca fluviatilis).
Während die Ergebnisse an den afrikanischen Vogelarten wahrscheinlich mehr für den regionalen Gebrauch geeignet sind, könnte sich das Modell für die Ausbreitung der Fische als sehr hilfreich erweisen. Denn auch in anderen Teilen der Welt kämpfen Naturschützer in Seen und Flüssen mit fremden Fischarten, die über Kanäle und die bereits genannten Wege neue Lebensräume erobern. Und die Zeit drängt: Wer die Eindringlinge zurückhalten will, muss schnell reagieren, sofern ein Aufhalten überhaupt möglich ist. Sonst werden sich viele davon dauerhaft einrichten, mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen. Die Tatsache, dass sich damit die Fauna in verschiedenen Gebieten zunehmend vereinheitlicht, ist noch eine der geringfügigeren davon.
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