Hirnforschung: Pille gegen die Angst
Ein blutdrucksenkendes Mittel schwächt traumatische Erinnerungen.
Schlimme Erlebnisse hinterlassen oft tiefe Spuren in der Psyche der Betroffenen. Wie praktisch wäre es da, die schmerzhaften Erinnerungen einfach löschen zu können. Die Psychologin Merel Kindt und ihre Kollegen von der Universität Amsterdam sind diesem Ziel nun ein Stück näher gekommen – mit Hilfe eines Herz-Kreislauf-Medikaments, dem Betablocker Propranolol.
Zuerst flößten die Forscher ihren 60 Probanden gehörig Angst ein: Sie zeigten ihnen Bilder von Spinnen und verabreichten dazu recht unangenehme Elektroschocks. Wie erwartet, reagierten die Versuchspersonen nach kurzer Zeit schon auf den bloßen Anblick der Fotos mit Furcht – was sich darin äußerte, dass ihre Augenlider auf ein überraschendes Geräusch hin nun viel heftiger zu blinzeln anfingen.
Am Tag darauf bekam die Hälfte der Probanden 40 Milligramm des Betablockers Propranolol verabreicht, die übrigen ein wirkstoffloses Placebo. Das Medikament hemmt die Wirkung des Stresshormons Adrenalin und wird daher gebraucht, um hohen Blutdruck zu senken. Seit einiger Zeit vermuten Forscher, dass die Substanz auch auf das Gehirn wirkt: In der Amygdala, dem neuronalen Angstzentrum, finden sich ebenfalls Adrenalinrezeptoren – deren Blockade könnte helfen, die erlernte Angst abzustreifen.
Bei Kindts Probanden klappte das tatsächlich: Wer das Medikament geschluckt hatte, zeigte bei der nachfolgenden Präsentation der Spinnenbilder viel weniger Furcht als Teilnehmer aus der Kontrollgruppe. Die erlernte Angstreaktion habe sich durch die Pille sogar ganz verflüchtigt, berichtet die Psychologin.
Ob der Angstblocker die negativen Erinnerungen löscht oder nur ihren Abruf hemmt, ist noch unklar. Die Forscher hoffen gleichwohl, dass sich mit Hilfe von Propranolol künftig die Leiden von Angstpatienten besser lindern lassen. (cw)
Kindt, M. et al.:Beyond Extinction: Erasing Human Fear Responses and Preventing the Return of Fear. In: Nature Neuroscience 10.1038/nn.2271, 2009.
Zuerst flößten die Forscher ihren 60 Probanden gehörig Angst ein: Sie zeigten ihnen Bilder von Spinnen und verabreichten dazu recht unangenehme Elektroschocks. Wie erwartet, reagierten die Versuchspersonen nach kurzer Zeit schon auf den bloßen Anblick der Fotos mit Furcht – was sich darin äußerte, dass ihre Augenlider auf ein überraschendes Geräusch hin nun viel heftiger zu blinzeln anfingen.
Am Tag darauf bekam die Hälfte der Probanden 40 Milligramm des Betablockers Propranolol verabreicht, die übrigen ein wirkstoffloses Placebo. Das Medikament hemmt die Wirkung des Stresshormons Adrenalin und wird daher gebraucht, um hohen Blutdruck zu senken. Seit einiger Zeit vermuten Forscher, dass die Substanz auch auf das Gehirn wirkt: In der Amygdala, dem neuronalen Angstzentrum, finden sich ebenfalls Adrenalinrezeptoren – deren Blockade könnte helfen, die erlernte Angst abzustreifen.
Bei Kindts Probanden klappte das tatsächlich: Wer das Medikament geschluckt hatte, zeigte bei der nachfolgenden Präsentation der Spinnenbilder viel weniger Furcht als Teilnehmer aus der Kontrollgruppe. Die erlernte Angstreaktion habe sich durch die Pille sogar ganz verflüchtigt, berichtet die Psychologin.
Ob der Angstblocker die negativen Erinnerungen löscht oder nur ihren Abruf hemmt, ist noch unklar. Die Forscher hoffen gleichwohl, dass sich mit Hilfe von Propranolol künftig die Leiden von Angstpatienten besser lindern lassen. (cw)
Kindt, M. et al.:Beyond Extinction: Erasing Human Fear Responses and Preventing the Return of Fear. In: Nature Neuroscience 10.1038/nn.2271, 2009.
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