Neue Krankheiten: Pilzkrankheit droht Fledermäuse auszulöschen
Mehrere Millionen Kleiner Brauner Mausohrfledermäuse (Myotis lucifugus) könnten schon durch das so genannte Weißnasensyndrom umgekommen sein: Die vom Pilz Geomyces destructans ausgelöste Erkrankung rafft bis zu 80 bis 99 Prozent der befallenen Bestände dahin. Da sich die Seuche gegenwärtig rapide im Nordosten der USA und im benachbarten Kanada ausbreitet, fürchten Zoologen, dass eine der häufigsten Fledermausarten Nordamerikas in den nächsten 20 Jahren großflächig ausgestorben sein könnte.
Da der Pilz feuchtkühle Bedingungen zum Wachsen benötigt, sucht er die Fledermäuse – bislang konnte er bei sieben Arten nachgewiesen werden – bevorzugt im Winterquartier in Höhlen heim. Betroffene Tiere erwachen aus ihrem Winterschlaf und zehren dabei ihre Energiereserven auf, weshalb sie regelrecht verhungern. Ursprünglich in einer Höhle im US-Bundesstaat New York erstmalig nachgewiesen, hat sich die Epidemie mittlerweile bis nach Ontario in Kanada, Oklahoma im Westen und Tennessee im Süden ausgeweitet. "Wir erwarten, dass das Syndrom bald einige der größten Überwinterungskolonien der USA befallen könnte – mit Hunderttausenden von Fledermäusen", sorgt sich Frick.
Erste Hinweise immerhin, woher die Krankheit stammen könnte, lieferte nun Gudrun Wibbelt vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung [2]. Ihr Team stellte den Pilz bei fünf europäischen Fledermausarten fest. Zusätzlich fanden sich alte Aufzeichnungen, die belegen, dass der Pilz bereits seit mindestens 25 Jahren in Deutschland auf winterschlafenden Fledermäusen gesichtet wurde. "Bisher scheint der Pilzbefall jedoch keinen tödlichen Einfluss auf hiesige Fledermausarten gehabt zu haben", sagt Wibbelt.
Der drastische Verlauf der neu aufgekommenen Seuche erinnert die Forscher bereits an das weltweite Amphibiensterben, das ebenfalls durch einen Pilz ausgelöst wird. Er sucht vor allem Südamerika heim und stammt ursprünglich wohl aus Südafrika. Mehrere hundert Amphibienarten starben dadurch womöglich schon aus. (dl)
"Dies ist eine der gravierendsten Wildtierseuchen, die wir bislang in Nordamerika beobachtet haben", kommentiert Winifred Frick vom Boston University College die Entwicklung [1]. Der Biologe hat zusammen mit Kollegen die Ausbreitung des Syndroms dokumentiert: Die Erkrankung wurde 2006 erstmals beschrieben. Seitdem hat sie sich in rasender Geschwindigkeit ausgebreitet und befällt immer mehr Winterquartiere der Fledermaus, die zuvor sehr große und gesunde Bestände aufwies. Das hatten die von Fricks Team ausgewerteten Populationsdaten der letzten 30 Jahre ergeben.
Seit 2006 hat sich die übliche Sterblichkeit der kleinen Fledertiere jedoch drastisch erhöht und übersteigt nun deutlich die normalen Raten, wie sie während des Überwinterns auftreten. "Das gravierende Ausmaß der Todesfälle und die Geschwindigkeit, mit der sich die Seuche ausbreitet, sind eine große Herausforderung für uns und machen uns sehr betroffen", so Frick. Selbst wenn sich der Schwund in den nächsten Jahren verlangsamen sollte, könnte der Mausohrbestand im amerikanischen Nordosten völlig zusammenbrechen: Zu rasch greift das Weißnasensyndrom auf immer neue Höhlen über, und bislang entwickelten die Tiere keine Resistenz gegen den Pilz, der sich als weißer Belag um die Nasen und Flügelränder ausbreitet und schwere Gewebeschäden hinterlässt.
Da der Pilz feuchtkühle Bedingungen zum Wachsen benötigt, sucht er die Fledermäuse – bislang konnte er bei sieben Arten nachgewiesen werden – bevorzugt im Winterquartier in Höhlen heim. Betroffene Tiere erwachen aus ihrem Winterschlaf und zehren dabei ihre Energiereserven auf, weshalb sie regelrecht verhungern. Ursprünglich in einer Höhle im US-Bundesstaat New York erstmalig nachgewiesen, hat sich die Epidemie mittlerweile bis nach Ontario in Kanada, Oklahoma im Westen und Tennessee im Süden ausgeweitet. "Wir erwarten, dass das Syndrom bald einige der größten Überwinterungskolonien der USA befallen könnte – mit Hunderttausenden von Fledermäusen", sorgt sich Frick.
Die Tiere spielen als Insektenfresser eine herausragende Rolle im Ökosystem und halten auch zahlreiche Pflanzenschädlinge oder Krankheiten übertragende Mücken in Schach. Ihr Ausfall könnte also gravierende Folgen haben. Unklar ist allerdings noch, wie sich der Pilz ausbreitet: Im Verdacht stehen menschliche Höhlenbesucher, die den Pilz unwissentlich verschleppen, oder die Wanderungen der Fledermäuse selbst, die nach und nach weitere Höhlen infizieren. Ein Gegenmittel existiert bislang nicht; einige Forscher haben vorgeschlagen, die Höhlen mittels Heizlüfter etwas aufzuwärmen, um den Erreger in Schach zu halten.
Erste Hinweise immerhin, woher die Krankheit stammen könnte, lieferte nun Gudrun Wibbelt vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung [2]. Ihr Team stellte den Pilz bei fünf europäischen Fledermausarten fest. Zusätzlich fanden sich alte Aufzeichnungen, die belegen, dass der Pilz bereits seit mindestens 25 Jahren in Deutschland auf winterschlafenden Fledermäusen gesichtet wurde. "Bisher scheint der Pilzbefall jedoch keinen tödlichen Einfluss auf hiesige Fledermausarten gehabt zu haben", sagt Wibbelt.
"Überraschenderweise zeigten molekularbiologische Analysen eine hundertprozentige Übereinstimmung der in Europa untersuchten Pilzgenabschnitte zu denen aus Nordamerika. Wir müssen jetzt unbedingt klären, warum der Pilzbefall bei europäischen Fledermäusen bisher nicht zum Tod führt, um Anhaltspunkte zur Rettung der amerikanischen Tiere zu erlangen – und um eine Verschleppung des fatalen Pilzes aus den USA nach Europa zu verhindern", so die Berliner Zoologin. Umgekehrt könnte der Erreger aber auch aus der Alten Welt nach Nordamerika gelangt sein, was erklärt, warum die dortigen Tiere ihm keine Abwehrkräfte entgegensetzen können.
Der drastische Verlauf der neu aufgekommenen Seuche erinnert die Forscher bereits an das weltweite Amphibiensterben, das ebenfalls durch einen Pilz ausgelöst wird. Er sucht vor allem Südamerika heim und stammt ursprünglich wohl aus Südafrika. Mehrere hundert Amphibienarten starben dadurch womöglich schon aus. (dl)
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