News: Pilzragout auf Salatbett
Mit ihrer rauen "Zunge" raspeln manche Schnecken lange Schlitze in die grünen Blätter ihrer pflanzlichen Umgebung. Doch geht es dabei nicht um Salat als Vorspeise, sondern die Vorarbeiten für ein pilziges Hauptgericht.
Schnecken sind bei Gärtnern eher ungern gesehen, fressen sie doch am liebsten die besonders sorgsam gehegten Salatpflänzchen ab und ernten damit, was andere gesät haben. Mit den ausgefallensten Methoden versucht man, den hungrigen, aber nicht eingeladenen Gästen den Appetit zu verderben. Dabei könnte sich mit manchen einmal ein Plausch über den Schneckenzaun lohnen, betätigen sich doch einige der Gehäuseträger offenbar selbst als Gärtner – wenn auch weniger für Salat als vielmehr für Pilze.
Denn Pilze – keine Champignons, sondern deren mikroskopische Verwandten, die absterbendes pflanzliches Gewebe zersetzen – stehen bei Littoraria irrorata auf dem Speiseplan ganz oben. Diese Schneckenart bewohnt die periodisch überschwemmten Wiesen der Gezeitenzone an der nordamerikanischen Küste und ist in bis zu 500 Exemplaren pro Quadratmeter auf den schmalen Blättern des Glatten Schlickgrases (Spartina alterniflora) anzutreffen. Dem Gras bekommt der tierische Besucher schlecht: Mit ihrer rauen "Zunge", der Radula, raspeln die Schnecken lange Risse in die Blätter, die schnell von Pilzen und Bakterien besiedelt werden – eine schwärende Wunde entsteht.
Da diese Schnecken aber bekanntermaßen Pilze bevorzugen und es ihnen bei ihrer Raspeltour wohl weniger um eine Salatbeilage zu ihrer Mahlzeit geht, fragten sich Brian Silliman von der Brown University in Providence und Steven Newell vom Marine Institut der University of Georgia auf Sapelo Island nach dem wahren Grund der vegetarischen Ausflüge. Denn auf den unverletzten Blättern sind zunächst kaum Pilze zu finden – was also suchten die Schnecken dort? Und warum hinterließen sie gerade im Umkreis der neu gebildeten Schlitze besonders häufig ihre verdauten Hinterlassenschaften?
Viele Faktoren, die Einfluss nehmen können, erfordern viele Experimente, um die Rolle jedes einzelnen zu klären. Also gingen die Wissenschaftler zunächst einmal sammeln: In einzeln ausgewiesenen Untersuchungsquadraten entfernten sie alle Schnecken und setzten einen schneckendichten Käfig darüber. Dabei rückten sie aber einigen Pflanzen mit einer Rasierklinge zu Leibe und beobachteten, wie sich die mikrobiellen Zersetzer der Schlitze annahmen. Auf anderen Flächen behandelten sie die Pflanzen mit einem Fungizid, um die Pilze auszuschalten, während die Schnecken munter weiterraspeln durften.
Außerdem spickten sie in weiteren Versuchen Blätter mit Schnecken-Fäzes, um deren Einfluss auf das Pilzwachstum festzustellen, denn dieser enthält neben Nährstoffen zahlreiche Pilzhyphen, welche die Grundlage für neue Kolonien legen könnten. Und schließlich fütterten die Forscher auch noch Schneckennachwuchs Blätter ohne und mit Pilzaufstrich. Dazu kamen, hier nun nicht aufgezählt, die zur Kontrolle nötigen Vergleichsflächen: eine Fleißarbeit mit unzähligen Freilandstunden über Jahre hinweg.
Doch der Aufwand hat sich gelohnt. Denn die beiden Forscher kamen damit wirklich dem vermuteten Phänomen auf die Spur, das man bisher nur von Ameisen, Termiten und Käfern kannte: Die Schnecken betätigen sich, wenn auch nicht so aufwändig wie die terrestrisch lebenden Insekten-Vorbilder, als Pilzgärtner.
Denn auf den geschlitzten Blättern, ob nun Schnecken- oder Rasierklingen-bedingt, siedelten sich schnell Pilze an – die Raspelaktion der Tiere beziehungsweise der scharfe Schnitt hatte ihnen Tür und Tor in die leichter verdaulichen Innereien der Pflanzen geöffnet. Gut gedüngt durch Schnecken-Fäzes, der außerdem jede Menge Pilzhyphen als womöglich neue Koloniegründer enthält, blühte der Pilzgarten dann besonders üppig. Beim nächsten Besuch erwartete die Schnecken also ein reichliches Mahl.
Ganz und gar nicht begeistert zeigten sich die Tiere allerdings, wurde ihre Pilzmahlzeit durch Fungizid abgemagert: Als müssten sie gegen einen drohenden Vorratsmangel ankämpfen, raspelten sie noch viel längere Risse in die Blätter der Pflanzen. Kein Wunder, betrachtet man das letzte Ergebnis: Salat allein bringt den Schneckennachwuchs zum Verhungern, er überlebt offenbar nur mit Pilzgericht.
Für die Pilze ist der Vorteil des Gemüsegartendaseins klar: Ihnen eröffnen sich damit Standorte, an der sich ihre zersetzerische Kraft allein deutlich länger die Zähne ausgebissen hätte. Und die Schneckengärtner sichern auf diese Weise nicht nur ihr Überleben, sie regulieren gleichzeitig sogar entscheidend die Wiesenbedeckung – ohne Schnecken und ohne Pilze begann das Schlickgras wie wild zu wuchern.
Denn Pilze – keine Champignons, sondern deren mikroskopische Verwandten, die absterbendes pflanzliches Gewebe zersetzen – stehen bei Littoraria irrorata auf dem Speiseplan ganz oben. Diese Schneckenart bewohnt die periodisch überschwemmten Wiesen der Gezeitenzone an der nordamerikanischen Küste und ist in bis zu 500 Exemplaren pro Quadratmeter auf den schmalen Blättern des Glatten Schlickgrases (Spartina alterniflora) anzutreffen. Dem Gras bekommt der tierische Besucher schlecht: Mit ihrer rauen "Zunge", der Radula, raspeln die Schnecken lange Risse in die Blätter, die schnell von Pilzen und Bakterien besiedelt werden – eine schwärende Wunde entsteht.
Da diese Schnecken aber bekanntermaßen Pilze bevorzugen und es ihnen bei ihrer Raspeltour wohl weniger um eine Salatbeilage zu ihrer Mahlzeit geht, fragten sich Brian Silliman von der Brown University in Providence und Steven Newell vom Marine Institut der University of Georgia auf Sapelo Island nach dem wahren Grund der vegetarischen Ausflüge. Denn auf den unverletzten Blättern sind zunächst kaum Pilze zu finden – was also suchten die Schnecken dort? Und warum hinterließen sie gerade im Umkreis der neu gebildeten Schlitze besonders häufig ihre verdauten Hinterlassenschaften?
Viele Faktoren, die Einfluss nehmen können, erfordern viele Experimente, um die Rolle jedes einzelnen zu klären. Also gingen die Wissenschaftler zunächst einmal sammeln: In einzeln ausgewiesenen Untersuchungsquadraten entfernten sie alle Schnecken und setzten einen schneckendichten Käfig darüber. Dabei rückten sie aber einigen Pflanzen mit einer Rasierklinge zu Leibe und beobachteten, wie sich die mikrobiellen Zersetzer der Schlitze annahmen. Auf anderen Flächen behandelten sie die Pflanzen mit einem Fungizid, um die Pilze auszuschalten, während die Schnecken munter weiterraspeln durften.
Außerdem spickten sie in weiteren Versuchen Blätter mit Schnecken-Fäzes, um deren Einfluss auf das Pilzwachstum festzustellen, denn dieser enthält neben Nährstoffen zahlreiche Pilzhyphen, welche die Grundlage für neue Kolonien legen könnten. Und schließlich fütterten die Forscher auch noch Schneckennachwuchs Blätter ohne und mit Pilzaufstrich. Dazu kamen, hier nun nicht aufgezählt, die zur Kontrolle nötigen Vergleichsflächen: eine Fleißarbeit mit unzähligen Freilandstunden über Jahre hinweg.
Doch der Aufwand hat sich gelohnt. Denn die beiden Forscher kamen damit wirklich dem vermuteten Phänomen auf die Spur, das man bisher nur von Ameisen, Termiten und Käfern kannte: Die Schnecken betätigen sich, wenn auch nicht so aufwändig wie die terrestrisch lebenden Insekten-Vorbilder, als Pilzgärtner.
Denn auf den geschlitzten Blättern, ob nun Schnecken- oder Rasierklingen-bedingt, siedelten sich schnell Pilze an – die Raspelaktion der Tiere beziehungsweise der scharfe Schnitt hatte ihnen Tür und Tor in die leichter verdaulichen Innereien der Pflanzen geöffnet. Gut gedüngt durch Schnecken-Fäzes, der außerdem jede Menge Pilzhyphen als womöglich neue Koloniegründer enthält, blühte der Pilzgarten dann besonders üppig. Beim nächsten Besuch erwartete die Schnecken also ein reichliches Mahl.
Ganz und gar nicht begeistert zeigten sich die Tiere allerdings, wurde ihre Pilzmahlzeit durch Fungizid abgemagert: Als müssten sie gegen einen drohenden Vorratsmangel ankämpfen, raspelten sie noch viel längere Risse in die Blätter der Pflanzen. Kein Wunder, betrachtet man das letzte Ergebnis: Salat allein bringt den Schneckennachwuchs zum Verhungern, er überlebt offenbar nur mit Pilzgericht.
Für die Pilze ist der Vorteil des Gemüsegartendaseins klar: Ihnen eröffnen sich damit Standorte, an der sich ihre zersetzerische Kraft allein deutlich länger die Zähne ausgebissen hätte. Und die Schneckengärtner sichern auf diese Weise nicht nur ihr Überleben, sie regulieren gleichzeitig sogar entscheidend die Wiesenbedeckung – ohne Schnecken und ohne Pilze begann das Schlickgras wie wild zu wuchern.
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