News: Pingelige Putzkolonne
Zum Wohle des Gesamtorganismus sind bestimmte weiße Blutkörperchen, die Phagocyten, permanent im Einsatz und fungieren als zelluläre Müllabfuhr: Die besonders effizienten und langlebigen Fresszellen eilen herbei, wenn todgeweihte Zellen auf ihrer Oberfläche bestimmte Alarmsignale präsentieren. Mit ihren fädigen Scheinfüßchen umfließen sie Trümmer absterbender Zellen und verdauen sie. Bislang vermuteten die Forscher, dass größtenteils die Saubermänner das Tempo der Aufräumarbeiten bestimmen, während sie den zum Tode verurteilten Zellen eher ein passives Verhalten zuschrieben.
Doch weit gefehlt, wie Barbara Spruce und ihre Kollegen von der University of Dundee nun herausfanden. Sie "bombardierten" Versuchszellen mit Chemikalien und lösten somit auf verschiedene Weise deren Untergang aus. Anschließend untersuchten die Forscher, wieviele Phagocyten sich in der unmittelbaren Umgebung der absterbenden Zellen befanden. Dabei beobachteten sie einen äußerst effektiven Aufruf zur Abfallbeseitigung: Die Fresszellen eilten rasant herbei und verschluckten die noch um ihr Leben ringenden Zellen. Bei der Entsorgung anderen organischen Mülls ließen sie sich hingegen viel Zeit. Jene Zellen waren bereits zerplatzt, als die Phagocyten schließlich eintrafen.
Wie Peter Henson vom National Jewish Medical and Research Center hervorhebt, beeinflusst die Geschwindigkeit, mit der die sterbenden Zellen Alarmsignale zur Schau stellen, wie schnell die gefräßigen Phagocyten herbeigelockt werden. Vermutlich spielt in diesen Prozess der todauslösende Weg ebenfalls mit hinein, wie die Versuchsergebnisse des Forscherteams belegen.
Indem unser Körper die Schnelligkeit der Aufräumarbeiten bestimmt, kontrolliert er möglicherweise die Anzahl der Zellen kurz vor dem Zerplatzen und damit die potentiellen Entzündungsherde, spekuliert Henson. Vom besseren Verständnis der körpereigenen Müllabfuhr erhoffen sich Forscher nun neue Aufschlüsse über Autoimmunkrankheiten wie Diabetes und Arthritis, bei denen das Immunsystem die eigenen Körperzellen angreift. So könnten sich anhäufende tote und zersetzende Zellen eventuell zur Entstehung derartiger Erkrankungen beitragen. Gelänge es Wissenschaftlern die Selbstmord-auslösenden Signale zu manipulieren, könnten sie womöglich den Körper zur verstärkten Beseitigung abgestorbener Zellen anregen.
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