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Leistungstest: Schlechte Pisa-Noten für deutsches Schulsystem

Das deutsche Schulsystem schneidet so schlecht ab wie nie. Immer mehr Schülerinnen und Schüler können einfache Aufgaben nicht lösen – und auch die Leistungsspitze schrumpft.
Blick in ein Klassenzimmer mit Kreidetafel und hochgestellten Stühlen
Die Ergebnisse der Pisa-Studie 2022 sind außerordentlich trist.

Im internationalen Leistungsvergleich Pisa (Programme for International Student Assessment) hat das deutsche Bildungssystem 2022 so schlecht abgeschnitten wie nie zuvor. In Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften erreichten die 15-jährigen Schülerinnen und Schüler aus Deutschland die schlechtesten Werte, die jemals im Rahmen der Pisa-Studie gemessen wurden, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Dienstag anlässlich der Vorstellung des zweibändigen Berichts in Berlin mit. Lediglich in den Naturwissenschaften liegen deutsche Schülerinnen und Schüler noch etwas über dem internationalen Durchschnitt. Doch auch der sei drastisch gesunken, berichtet die Organisation.

Laut den Ergebnissen ist das deutsche Bildungssystem außerdem höchst ungerecht: Der Schulerfolg hängt hier zu Lande mehr als in den meisten Mitgliedsländern der OECD vom Einkommen der Eltern ab. Besonders schlecht steht es nach Angaben der Pisa-Fachleute um die Integration und Förderung neu zugewanderter Kinder, die Befunde in dieser Gruppe seien alarmierend. Damit sind sie aber nicht die Einzigen: Insgesamt werden anscheinend immer mehr Schüler und Schülerinnen abgehängt. 30 Prozent sind demnach nicht in der Lage, einfache mathematische Aufgaben zu lösen, knapp 26 Prozent können den Inhalt gelesener Texte nicht sinngemäß wiedergeben.

Geschrumpft ist allerdings laut den Befunden auch die Leistungsspitze. Selbst an Gymnasien scheitern jeweils etwa vier Prozent der Schülerinnen und Schüler an einfachen Aufgaben in Mathematik und Lesen. In Mathematik zum Beispiel hat sich der Anteil der Leistungsstarken im letzten Jahrzehnt etwa halbiert. Außerdem deckten die Fachleute einen »überraschenden« Zusammenhang auf: Wo Lehrkräfte fehlen und Unterricht ausfällt, sind die Leistungen in Mathematik im Durchschnitt schlechter. Fast drei Viertel der Schüler und Schülerinnen besuchten laut Erhebung Schulen, denen nach eigenen Angaben Lehrkräfte fehlten – deutlich mehr als bei der letzten Studie von 2018.

Einigermaßen positive Nachrichten gibt es nur in den Naturwissenschaften. Dort ist der Anteil der leistungsstarken Schülerinnen und Schüler mit knapp 10 Prozent etwa gleich geblieben. Allerdings seien rund 20 Prozent der getesteten Schüler und Schülerinnen nicht in der Lage, aus naturwissenschaftlichem Wissen Schlussfolgerungen für das eigene Handeln zu ziehen. Ob dieser Anteil tatsächlich größer ist als in der Gesamtgesellschaft, ist allerdings unbekannt. Insgesamt setzen die Ergebnisse der Pisa-Studie 2022 den Abwärtstrend fort, der sich schon seit etwa einem Jahrzehnt in den Resultaten zeigt – verstärkt durch die Effekte der Pandemie, die sich in allen OECD-Ländern negativ niederschlug.

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