Scheinmedikamente: Placeboeffekt ist genetisch bedingt
Einfache Zuckerpillen – ohne jeden Wirkstoff – lindern manche Krankheitssymptome. Doch der Placeboeffekt tritt nicht bei jedem Menschen ein. Forscher der Harvard Medical School entdeckten nun einen möglichen Grund dafür: Verschiedene Varianten eines Gens beeinflussen offenbar die Wirkung von Scheinmedikamenten.
Der Erbfaktor COMT bestimmt, welche Form der Catechol-O-Methyltransferase (COMT) ein Mensch besitzt. Dieses Enzym ist im Gehirn an wichtigen Prozessen wie der Gedächtnisbildung, Aufmerksamkeit oder Schmerzverarbeitung beteiligt.
Die Wissenschaftler um Kathryn Hall bestimmten die COMT-Variante von 104 Probanden einer Placebostudie. Die Versuchspersonen litten allesamt unter dem Reizdarmsyndrom und waren entweder auf eine spätere Behandlung vertröstet worden oder hatten eine – an sich wirkungslose – Scheinakupunktur erhalten. Je unterstützender der Behandelnde zu Werke ging und je "wärmer" die Atmosphäre, desto besser wirkte die Scheintherapie.
Beeinflussten die COMT-Gene der Probanden das Ergebnis? Wie sich zeigte, hatten Träger der so genannten Met-Form des betreffenden Gens bei der Placebowirkung deutlich die Nase vorn: Sie erlebten innerhalb der dreiwöchigen Behandlung die größte Besserung. Knapp 90 Prozent von ihnen berichteten von einer starken Erleichterung durch die Akupunktur. Das Gleiche erlebte nur die Hälfte der Besitzer der anderen, Val genannten Genform. Die Mischform Val/Met ließ immerhin 63 Prozent der Probanden eine deutliche Verbesserung spüren.
Womöglich hängen die Ergebnisse mit dem Neurotransmitter Dopamin zusammen, vermuten die Forscher. Das Enzym COMT baut im Gehirn ausgeschüttetes Dopamin ab, wobei die Met-Form weniger aktiv ist als Val. So entfaltet der Transmitter im ersten Fall länger seine Wirkung.
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