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News: Plagegeister auf dem Vormarsch

Die meisten Menschen denken beim Wort "Klimaveränderung" wohl an dramatische ökologische Auswirkungen wie einem Anstieg des Meeresspiegels oder einer Zunahme der Wüstenregionen. Doch es gibt auch andere mögliche Konsequenzen. So befürchten Wissenschaftler schon lange ein Vordringen von Tropenkrankheiten bis in die gemäßigten Zonen bei weiter ansteigenden Temperaturen. Jetzt wird ihre Befürchtung untermauert: Ein Temperaturanstieg von nur wenigen Grad genügt der Stechmücke Aedes albopictus - der Überträgerin des Dengue-Fiebers - um ihre Vermehrungsrate rapide zu steigern.
Aedes aegypti Mücke
Bereits im Jahr 1999 befürchtete die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass die globale Klimaveränderung auch erhebliche Konsequenzen für die Gesundheit des Menschen haben wird. Der rasche Anstieg der Temperatur und die Verschiebung von Niederschlagsgebieten könnte zu einem Vordringen tropischer Krankheiten bis in die gemäßigten Zonen führen.

Eine dieser Krankheiten ist beispielsweise das Dengue-Fieber. Ausgelöst wird es durch das Dengue-Virus, ein zu den Flaviviren gehörendes RNA-Virus. Jährlich erkranken daran etwa 50 Millionen Menschen vor allem in den Tropen und Subtropen. Es existiert weder eine Impfung noch eine wirkungsvolle Therapie. Meist verläuft die Krankheit, die durch hohes Fieber, Hautausschlag sowie Kopf- und Gliederschmerzen gekennzeichnet ist, verhältnismäßig harmlos. Vor allem bei Kindern kann es jedoch zu einem hämorrhagischen Dengue-Fieber mit inneren und äußeren Blutungen kommen. Bis zu 30 Prozent der Betroffenen überleben diesen Krankheitsverlauf nicht.

Neben der Stechmücke Aedes aegyptii überträgt auch ihre Verwandte Aedes albopictus das Dengue-Virus. Dieser auch als Tigermoskito bekannte schwarz-weiß gestreifte Plagegeist stammt ursprünglich aus Ost-Asien, ist aber weltweit auf dem Vormarsch. Dabei bedient sich die Mücke mitunter auch recht unkonventioneller Methoden, indem sie zum Beispiel ihre Eier in Autoreifenmäntel legt, die dann weltweit exportiert werden. In Europa kommt sie bereits in Italien vor, in den USA taucht sie seit 1985 in den südlichen und östlichen Staaten auf.

Hängt diese Expansion wirklich mit einer Klimaveränderung zusammen? Barry Alto und Steven Juliano von der Illinois State University wollten es genauer wissen. Sie holten sich die Stechmücke ins Labor und testeten ihre Populationsstruktur und Vermehrungsrate bei 22, 24 und 26 Grad Celsius.

Die Ergebnisse der Forscher sind eindeutig: Die Vermehrungsrate der Mücke steigt signifikant mit steigender Temperatur an. "Der Unterschied zwischen niedriger und hoher Temperatur von vier Grad entspricht dem erwarteten Anstieg der Globaltemperatur in den nächsten einhundert Jahren", betont Alto die Konsequenz seiner Forschung. "Wenn die globale Erwärmung fortschreitet, dann wird der Tigermoskito in Regionen häufig werden, in denen er bisher noch gar nicht vorkommt."

Doch das wäre erst der Beginn, befürchtet Alto: "Einige Forschungen deuten darauf hin, dass die globalen Klimaveränderungen die Verbreitung anderer Mückenarten beeinflussen wird." Das bedeutet, dass nicht nur die Entwicklungsländer unter den Klimaveränderungen leiden werden, sondern auch die Industrieländer – und damit die Hauptverursacher.

  • Quellen
University of Florida
Journal of Medical Entomology 38(4): 548–556 (2001), Volltext (pdf-Datei)

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