Planeten um fremde Sterne: NASA-Teleskop Kepler: 715 neue Planeten auf einen Streich
Die US-Raumfahrtbehörde NASA verkündete am Abend des 26. Februar 2014 die Entdeckung von 715 bislang unbekannten Planeten, die um andere Sterne als die Sonne kreisen. Diese extrasolaren Planeten oder kurz Exoplaneten fanden sich in den Messdaten des Weltraumteleskops Kepler. Das Teleskop beobachtete im Zeitraum von 2009 bis 2013 rund 160 000 Sterne in den Sternbildern Schwan und Leier und registrierte dabei feinste periodische Helligkeitsschwankungen, die auf Vorübergänge von Planeten vor ihrem Stern hindeuten.
Rekord: 715 neue Welten auf einmal
Die jetzt vorgestellten Planeten stammen aus Messdaten, die Kepler in den Jahren 2009 und 2010 aufnahm. Bisher waren die Forscher in den Messdaten auf rund 3600 Kandidaten für Exoplaneten gestoßen, deren Bestätigung mit anderen Teleskopen und Messverfahren aber ein sehr langwieriges Verfahren ist. Daher wurden bislang nur 246 der von Kepler aufgespürten Kandidaten endgültig als Exoplaneten bestätigt. Mit einem neuen statistischen Auswerteverfahren konnten die Forscher um Jason F. Rowe und Jack J. Lissauer vom Ames Research Center der NASA im kalifornischen Mountain View die Ausbeute nun drastisch erhöhen. Die jetzt vorgestellten 715 neuen Exoplaneten sind keine Kandidaten, sondern gelten nach Ansicht der Forscher nun als bestätigte Welten.
Die 715 Exoplaneten verteilen sich auf 305 unterschiedliche Sterne. Sie sind immer Teil eines Systems mit mindestens zwei Planeten. Somit erhöht sich die Anzahl der als bestätigt geltenden extrasolaren Welten von rund 1080 am Vortag des 26. Februar 2014 auf rund 1800. Bei den jetzt hinzugekommenen Planeten fällt auf, dass rund 95 Prozent von ihnen kleiner sind als Neptun in unserem Sonnensystem, der etwa den vierfachen Durchmesser unserer Erde aufweist. Damit steigt die Anzahl der kleineren Planeten im Vergleich zu den Riesenwelten von der Größe unseres Jupiter (elffacher Erddurchmesser) drastisch an. In dem jetzt vorliegenden Datensatz dominieren nun Planeten, deren Durchmesser nur geringfügig größer als die Erde und kleiner als Neptun sind.
Vier der jetzt vorgestellten Planeten sind unter dem Gesichtspunkt der Astrobiologie von besonderem Interesse: Sie haben maximal den 2,5-fachen Durchmesser der Erde und umrunden ihre Sterne in einem Abstand, der flüssiges Wasser auf ihren Oberflächen erlauben würde. Sie befinden sich also in der so genannten habitablen Zone ihrer Zentralgestirne. Allerdings ist über die Zusammensetzung und die mögliche Beschaffenheit ihrer Oberflächen noch nichts bekannt. Es könnte sich also auch um so genannte Mini-Neptune handeln. In diesen ist ein aus Silikatgesteinen und metallischem Eisen bestehender Kern von einer mächtigen Atmosphäre umgeben, die sich für Leben, wie wir es kennen, nicht eignet: Sie besteht aus Gasen wie Wasserstoff, Helium und Wasserdampf. Nach wie vor gilt also, dass bislang noch keine zweite Erde gefunden wurde.
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