Planetenforschung: Sind die Blitze in der Venusatmosphäre Feuerkugeln?
Seit Jahrzehnten sind sie ein Enigma: kurzzeitige Leuchterscheinungen in der Venusatmosphäre, die meist als elektrische Blitze in der permanenten Wolkendecke aufgefasst werden. Bisher gelang es allerdings auch mit diversen Raumsonden nicht, sie zweifelsfrei als solche nachzuweisen. Zwar gab es viel versprechende Hinweise, doch Klarheit herrscht hier nicht.
Nun schlägt eine Forschungsgruppe um Claire H. Blaske an der Arizona State University in Tempe eine andere Erklärung für die Leuchterscheinungen auf der Venus vor: Statt von elektrischen Blitzen geht das Team davon aus, dass die überwiegende Menge der Blitze in Wirklichkeit Feuerkugeln sind, die durch eintretende Meteoroiden in der Venusatmosphäre erzeugt werden. Durch die größere Nähe der Venus zur Sonne bewegen sich diese Kleinstkörper überwiegend schneller als in Erdnähe, mit rund 25 Kilometern pro Sekunde, bei der Erde mit 20 Kilometern pro Sekunde. Zudem ist die Bahngeschwindigkeit unseres inneren Nachbarplaneten mit 35 Kilometern pro Sekunde (Erde: 30 Kilometer pro Sekunde) höher. Beide Faktoren zusammen ergeben, dass schon kleinere Meteoroiden helle Feuerkugeln in der dichten Atmosphäre erzeugen können, und das häufiger als auf der Erde.
Für seine Untersuchungen nutzte das Team um Blaske Beobachtungen mit dem 61-Zentimeter-Teleskop auf dem Mount Bigelow in Arizona sowie Bilddaten der japanischen Raumsonde Akatsuki, welche die Venus seit dem Jahr 2015 umrundet. Aus den Daten leitet die Gruppe ab, dass es zwischen 10 000 und 100 000 Lichtblitze pro Jahr in der Venusatmosphäre gibt. Die meisten davon sollten durch Meteore erzeugt werden, da sich die chemische Zusammensetzung der Venusatmosphäre nach derzeitigem Wissensstand nicht für die Entstehung von elektrischen Blitzen eignet.
Dies sind gute Nachrichten für künftige Raumsonden, welche in der Venusatmosphäre an Ballons schweben sollen, oder auch für Lander, die langsam an Fallschirmen niedergehen. Die Meteoroiden verglühen schon in 100 Kilometer Höhe, und von ihnen geht im Gegensatz zu elektrischen Entladungen keine Gefahr für die Elektronik der Raumsonden aus.
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