Weltraumteleskope: Exoplanetenjäger Kepler verlässt Notfallmodus
Aufatmen bei der NASA: Am Abend des 11. April 2016 konnten die Missionskontrolleure des Weltraumteleskops Kepler mitteilen, dass es ihnen gelungen sei, das Gerät aus seinem tiefen Sicherheitsmodus herauszuholen, im dem sie es am 7. April überraschend vorgefunden hatten. In diesem Modus schaltet Kepler alle für seinen Fortbestand nicht zwingend notwendigen Geräte an Bord ab, richtet seine Solarzellen in Richtung Sonne aus und wartet auf Steuersignale von der Bodenstation. Seit bei Kepler zwei von vier Drallrädern für die stabile Ausrichtung im Raum ausgefallen sind, musste das Teleskop mit Hilfe der Schubdüsen seine Lage kontrollieren, wobei ein recht hoher Treibstoffbedarf herrscht. Da die Vorräte an Bord nicht mehr allzu groß sind, war es für die Missionskontrolleure äußerst wichtig, Kepler so schnell wie möglich wieder aus diesem Steuermodus herauszubekommen.
Nach dem Eingreifen befindet sich Kepler nun in einem Betriebsmodus, der nur sehr geringe Mengen an Treibstoff für die Lagekontrolle benötigt. Zudem gelang es, die Hauptantenne zur Erde auszurichten, so dass das Weltraumteleskop seine technischen Daten zur Erde funken kann. Darunter befinden sich hoffentlich auch Informationen darüber, warum es zu dieser Aktivierung des Sicherheitsmodus kam. Noch am 4. April, dem Zeitpunkt des letzten regulären Kontakts, hatte nichts auf technische Schwierigkeiten an Bord von Kepler hingewiesen. Im Lauf der nächsten sieben Tage werden die Missionskontrolleure alle Bordsysteme des Teleskops durchchecken, um festzustellen, ob Kepler bald wieder seine wissenschaftliche Arbeit aufnehmen kann.
Ursprünglich sollte das Weltraumteleskop in diesen Tagen mit einer Kampagne zur Suche nach so genannten Mikrolinsen beginnen. Bei solchen Ereignissen wandert ein Stern, der möglicherweise von Planeten begleitet wird, vor weit entfernten Hintergrundsternen vorbei und bündelt mit seiner Schwerkraft wie eine Linse kurzzeitig das Licht von Hintergrundobjekten, die dadurch für wenige Stunden oder Tage erheblich heller werden. Wird der linsende Stern von Planeten begleitet, so bündelt deren Schwerkraft das Licht zusätzlich, wodurch sich kurze Ausschläge auf der Helligkeitskurve zeigen. Aus dieser Lichtkurve lassen sich dann die Masse und die Umlaufbahn der Planeten um den linsenden Stern ableiten. Nun muss sich zeigen, wann Kepler wieder ausreichend gut funktioniert. Das Beobachtungsfenster schließt sich am 1. Juli. Dann kann Kepler nicht mehr in Richtung des galaktischen Zentrums mit seinen Milliarden Sternen blicken.
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