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Planetenlauf im August: Planetenmonde trumpfen auf

Während sich Saturn und Neptun auf die Opposition vorbereiten, sammeln sich Merkur, Mars, Jupiter und Uranus am Morgenhimmel. Nur die Venus lässt sich im August nicht blicken.
Unser Sonnensystem von der Sonne bis zum Neptun
Im August können fast alle Planeten beobachtet werden, und bei Jupiter- und Saturnmonden kommt es zu interessanten Ereignissen.

Merkur erreicht am 19. August seine untere Konjunktion und schon gut zwei Wochen später, am 5. September, seine größte westliche Elongation. Es ergibt sich die beste Morgensichtbarkeit des Jahres, deren Auftakt wir schon Ende August verfolgen können: Am 31. August steht Merkur um 06:00 Uhr MESZ, wenn die bürgerliche Dämmerung beginnt, 7,5 Grad über dem Osthorizont. Er ist 0,7 mag hell. Leider fehlt es an hellen Objekten, die bei der Aufsuche hilfreich sein könnten.

Venus entfernt sich ostwärts von der Sonne, kann sich wegen der flachen Ekliptik am Abendhimmel jedoch weiterhin nicht aus der Dämmerung befreien und bleibt unbeobachtbar: Ende August geht sie bei Ende der bürgerlichen Dämmerung, gegen 20:50 Uhr, unter.

Mars hat Ende Juli das Goldene Tor der Ekliptik, also den Himmelsabschnitt zwischen den offenen Sternhaufen Plejaden und Hyaden, durchschritten und bewegt sich im August ostwärts durch das Sternbild Stier. Wir finden ihn, ungefähr 0,8 mag hell, am Morgenhimmel. Am 1. August geht er um 01:10 Uhr auf, am Monatsletzten um 00:20 Uhr. Zu einer engen und auffälligen Begegnung mit Jupiter kommt es zwischen dem 14. und 16. August. Am Morgen des 15. trennen die beiden Planeten nur 21 Bogenminuten, etwa zwei Drittel des Vollmonddurchmessers. Man kann sie also bequem gemeinsam in einer Weitwinkeloptik betrachten. Der abnehmende Mond begegnet Mars am 28. August nördlich.

Jupiter befindet sich am Morgenhimmel im Sternbild Stier. Mit seiner scheinbaren Helligkeit von –2,2 mag ist er das dominierende Objekt des Morgens. Am 1. August erscheint er um 01:34 Uhr über dem Horizont, am 31. des Monats schon um 23:52 Uhr. Zum Monatsende erreicht er bei Beginn der Morgendämmerung fast 54 Grad Höhe. Die 37 Bogensekunden große Jupiterscheibe lädt damit Frühaufsteher zur Teleskopbeobachtung ein. Besonders am 9. August lohnt sich ein Blick: Ab etwa 04:50 Uhr sind die Schatten von Io und Ganymed zu sehen; ersterer zieht dabei über die Planetenscheibe hinweg. Für die enge Begegnung mit Mars am 15. August reicht bereits das bloße Auge oder ein Fernglas. Der Mond passiert Jupiter am 27. August.

Saturn nähert sich im Sternbild Wassermann seiner Oppositionsstellung, die er am 8. September erreichen wird. Seine scheinbare Helligkeit steigt bis Ende August auf 0,6 mag. Das ist deutlich weniger als in anderen Jahren um seine Opposition, was an seiner sehr geringen Ringöffnung von etwas über drei Grad liegt: Der schmale Ring reflektiert weit weniger Sonnenlicht, als wenn er weiter zur Erde und Sonne geöffnet wäre. Im Teleskop können wir sein Ring- und Mondsystem sehen, wie es sich entlang der Äquatorlinie orientiert. Das führt auch im August zu zahlreichen Saturnmonderscheinungen. Wegen der großen Entfernung sind Durchgänge und Schattenwürfe, außer diejenigen von Titan, im Amateurteleskop visuell nicht zu sehen. Sichtbar sind hingegen Verfinsterungen von Monden im Saturnschatten oder das Auftauchen von Monden aus einer vorherigen Bedeckung durch die Planetenscheibe. Solche Ereignisse lassen sich für den Mond Tethys unter anderem am 1., 2., 4., 18., 19. und 21. August verfolgen, für Dione am 10., 11., 21. und 30. August und für Rhea am 9., 18. und 28. August. Am Abend des 21. August erscheinen Dione und Tethys um 23:53 Uhr fast zeitgleich neben dem östlichen Saturnrand. Alle Saturnmondereignisse lassen sich mit dem freien Programm Occult (lunar-occultations.com/iota/occult4.htm) berechnen oder mit der Planetariumssoftware Stellarium (stellarium.org) simulieren. Saturn kulminiert am Monatsersten um 04:02 Uhr, am Monatsletzten um 01:55 Uhr, jeweils in einer Höhe von rund 33 Grad. Am Abend des 20. August kommt es zu einer schrittweisen Annäherung zwischen Ringplanet und Mond, so dass dieser am Morgen des 21. sogar den Planeten bedeckt!

Treffen im Stier | Am frühen Morgen des 28. August lassen sich Jupiter, Mars und der abnehmende Mond zusammen blicken. Noch näher kommen sich Jupiter und Mars am 15. des Monats.

Uranus befindet sich im Sternbild Stier, etwa auf einem Drittel der Verbindungslinie vom Sternhaufen der Plejaden zu Zeta und Omikron Tauri. Der 5,8 mag helle Planet ist unter dunklem Himmel mit bloßem Auge erkennbar, aber leicht mit dem fast gleich hellen Stern 13 Tauri zu verwechseln. Ein Blick durch ein Teleskop klärt auf: 13 Tauri erscheint als weißer, punktförmiger Stern, Uranus hingegen als eindeutig grünliches, bei hoher Vergrößerung 3,6 Bogensekunden großes Scheibchen. Der Planet geht am 1. August um 00:36 Uhr auf, am Monatsletzten zwei Stunden früher.

Neptun bewegt sich rückläufig durch das Sternbild Fische, an der Grenze zum Wassermann. Er wird ebenfalls im September seine Oppositionsstellung erreichen. Der dann aber auch nur 7,7 mag helle Gasriese befindet sich etwa auf halbem Weg zwischen den Sternen Lambda Piscium im Sternbild Fische und Iota Ceti (Deneb Kaitos) im Walfisch. Die Zeiten seiner Kulmination verfrühen sich von 04:40 Uhr am 1. August auf 02:40 Uhr am 31. August.

  • Kurz erklärt
    Was ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
  • Bogenminute
    Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
  • Ekliptik
    Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
  • Elongation
    Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
  • Helligkeit (mag)
    Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
  • Konjunktion
    Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
  • Kulmination
    Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
  • Meridian
    Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
  • Opposition
    Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
  • Seeing
    Das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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