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Planetenlauf im Januar: Saturns großer Auftritt vor dem Abtritt

Mars steht Mitte Januar in Opposition – fern der Erde, aber hoch am Himmel. Derweil strahlt Venus hell wie lange nicht am Abendhimmel. Bevor sich Saturn von selbigem verabschiedet, liefert er gemeinsam mit dem Mond ein Bedeckungsschauspiel zu Traumbedingungen.
Unser Sonnensystem von der Sonne bis zum Neptun
Im Januar 2025 können noch alle Planeten beobachtet werden – nutzen Sie die Gelegenheit!

Merkur setzt Anfang Januar seine im Dezember begonnene Abendsichtbarkeit fort. Am Neujahrsmorgen finden wir den –0,4 mag hellen Planeten um 07:40 Uhr MEZ, dem Ende der bürgerlichen Dämmerung, 6,5 Grad hoch genau im Südosten. Bis zum Ende der ersten Januarwoche sinkt seine Horizonthöhe zur gleichen Stunde auf vier Grad. Damit endet seine erste Sichtbarkeit im neuen Jahr. Helle Aufsuchhilfen wie der Mond fehlen leider.

Venus steht am 10. Januar in größter östlicher Elongation: Sie befindet sich an diesem Tag 47,2 Grad von der Sonne entfernt und ist im Januar strahlender Abendplanet. Ihre scheinbare Helligkeit erreicht –4,5 mag. Bei klarem Himmel können Sie versuchen, sie bereits am Taghimmel mit bloßem Auge zu sehen. Am 3. Januar erleichtert die zunehmende Mondsichel das Aufsuchen, die am Abend nur 1,5 Grad südlich der Venus liegt. Am 18. Januar weist Venus ihrerseits den Weg zum 1,1 mag hellen Saturn: Sie wandert im Abstand von zirka zwei Grad nördlich am Ringplaneten vorbei. Im Teleskop erscheint die zur Monatsmitte etwa 25 Bogensekunden große Venusscheibe genau halb beleuchtet. Die Dichotomie, also die Halbphase, erreicht unser Nachbarplanet am 12. Januar. Die zeitliche Differenz von ein bis zwei Tagen zwischen beobachteter und berechneter Phase geht wahrscheinlich auf die Venusatmosphäre zurück und wird als Schröter-Effekt bezeichnet. Zur Venusbeobachtung bleiben ab der Dämmerung ungefähr drei Stunden Zeit: Am 1. Januar geht sie um 20:37 Uhr unter, am 31. um 21:29 Uhr. So gut wie jetzt war Venus im gesamten Jahr 2024 nicht zu sehen!

Mars befindet sich am 16. Januar in Opposition: Wir finden den –1,4 mag hellen Planeten in dieser Nacht 3,4 Grad südöstlich von Pollux, dem hellsten Stern der Zwillinge, und knapp acht Grad von Kastor, dem etwas lichtschwächeren Nachbarstern. Vier Tage zuvor, am 12. Januar, erreicht Mars mit rund 96 Millionen Kilometern seinen geringsten Abstand zur Erde. Das sind nur sechs Millionen Kilometer weniger als bei einer erdfernen Aphelopposition. Mars leuchtet damit mehr als eine ganze Größenklasse schwächer als zu seiner erdnahen Perihelopposition (zuletzt im Juli 2018; siehe SuW 9/2020, S. 68) und erscheint im Teleskop nur 14,6 Bogensekunden groß – zehn Bogensekunden weniger als 2018! Dennoch sollte man diese Opposition nicht auslassen, weil er bei den beiden nächsten in den Jahren 2027 und 2029 sogar noch etwas weiter von der Erde entfernt sein wird. Erst ab der Opposition im Jahr 2031 wird der Rote Planet wieder größer erscheinen als in diesem Jahr. Zum Ausgleich kulminiert Mars in einer Höhe von knapp 65 Grad, was die Chancen auf gutes Seeing verbessert. Wir finden ihn somit praktisch die gesamte Nacht am Himmel; seine Kulminationszeiten verfrühen sich von 01:57 Uhr am Monatsersten auf 23:06 Uhr am 31. Januar. Da Mars eine ähnliche Rotationsdauer hat wie die Erde, wendet er uns in aufeinanderfolgenden Nächten zur jeweils gleichen Uhrzeit in etwa dieselbe Seite zu. Um den Oppositionszeitpunkt ist das gegen Mitternacht die Hemisphäre bei ungefähr 300 Grad areografischer Länge: Dies ist die Marsseite mit der dunklen Hochebene Große Syrte (Syrtis Major) und dem riesigen Hellas-Einschlagbecken (Hellas Planitia). Die Große Syrte sollte schon in kleineren Teleskopen als dunkler Fleck auf der orangefarbenen Marsscheibe zu sehen sein. Bis auf unter 14 Bogenminuten – weniger als seinen halben Winkeldurchmesser – nähert sich der Vollmond dem Mars am Morgen des 14. Januar an. In Nordamerika und Nordafrika sowie über dem Atlantik kommt es sogar zu einer Bedeckung.

Jupiter stand im Dezember 2024 in Opposition. Im Januar wandert er rückläufig, also westwärts, durch den Stier. Wir finden ihn zirka fünf Grad nördlich des hellen Sterns Aldebaran (Alpha Tauri). Mit –2,6 mag ist Jupiter das hellste Objekt der Himmelsregion. Zusammen mit Mars, der bei Pollux in den Zwillingen steht, macht der Riesenplanet den an hellen Sternen nicht armen Winterhimmel noch ein gutes Stück prächtiger. Am 1. Januar kulminiert Jupiter um 22:20 Uhr in knapp 62 Grad Höhe und geht um 06:21 Uhr unter. Bis zum Monatsletzten verfrühen sich diese Zeiten auf 20:14 Uhr beziehungsweise 04:14 Uhr. Die Jupiterscheibe misst am Äquator um die 45 Bogensekunden. Der Mond passiert Jupiter am 10. Januar nördlich.

Saturn nähert sich, 1,1 mag hell, seiner Konjunktion Mitte März und verabschiedet sich im Januar langsam, aber sicher vom Abendhimmel. Zuvor jedoch kommt es am Abend des 4. Januar zu einer Bilderbuchbedeckung durch den zunehmenden Mond, deren Umstände kaum besser sein könnten: Der Eintritt erfolgt um 18:32 Uhr, zur besten Abendstunde, bei dunklem Himmel, in 26 Grad Höhe über dem Südwesthorizont, nahe dem Mondäquator und am unbeleuchteten Mondrand. Es dauert etwa 80 Sekunden, bis Saturn mitsamt seinen Ringen hinter dem Mond verschwunden ist. Die Saturnmonde Rhea und Dione werden vorher bedeckt, der hellere Titan rund fünf Minuten später. Und weil es der Himmel an diesem Abend besonders gut mit uns meint, wird genau zum Ende des Eintritts von Saturn zudem der 6,7 mag helle Stern 85 Aquarii (HIP 114054) bedeckt – er steht nur 27 Bogensekunden südöstlich der 16,5 Bogensekunden großen Saturnscheibe. Der Austritt des Planeten an der hellen Mondseite beginnt um 19:36 Uhr. Bis zum Monatsende verfrühen sich Saturns Untergangszeiten auf 20:23 Uhr. Damit bleibt Ende Januar nach der astronomischen Dämmerung etwas mehr als eine Stunde zum Beobachten des Ringplaneten.

Spektakuläre Planetenbedeckung | Am Abend des 4. Januar wird nicht nur Saturn, sondern auch der Stern 85 Aquarii (HIP 114054) durch den Mond bedeckt. Das Schauspiel beginnt gegen 18:30 Uhr MEZ; die vorausgehende Annäherung bietet ebenfalls einen reizvollen Anblick.

Uranus gerät am 30. Januar im Sternbild Widder in Stillstand: Der 5,7 mag helle Planet kehrt seine Bewegungsrichtung an der Himmelssphäre auf rechtsläufig um, also von West nach Ost. Man findet ihn drei Grad südöstlich des Sterns Botein (Delta Arietis). Zur Monatsmitte kulminiert Uranus um 20:02 Uhr und geht gegen 03:42 Uhr unter.

Neptun lässt sich am Abendhimmel etwa auf der Hälfte der Verbindungslinie zwischen den Sternen Iota Ceti im Walfisch und Gamma Piscium in den Fischen finden. Mit 7,8 mag scheinbarer Helligkeit ist er allerdings nur mit dem Fernglas oder dem Teleskop zu sehen. Dazu bleibt nicht mehr viel Zeit: Am 1. Januar geht Neptun um 23:18 Uhr unter, am 31. bereits um 21:23 Uhr – dann gemeinsam mit der Venus, die ihm in den letzten Januartagen auf zirka drei Grad nahe kommt.

  • Kurz erklärt
    Was ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
  • Bogenminute
    Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
  • Ekliptik
    Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
  • Elongation
    Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
  • Helligkeit (mag)
    Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
  • Konjunktion
    Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
  • Kulmination
    Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
  • Meridian
    Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
  • Opposition
    Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
  • Seeing
    Das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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