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Planetenlauf im Januar: Venus am Morgen, Jupiter am Abend

Der flinke Merkur zeigt sich im Januar vor Sonnenaufgang – er leistet dort dem Morgenstern Venus Gesellschaft. Der Abendhimmel gehört derweil eindeutig dem Riesen Jupiter: Seine Position bietet ideale Beobachtungsbedingungen zur besten Abendstunde.
Unser Sonnensystem von der Sonne bis zum Neptun
Mars kann im Januar nicht beobachtet werden, aber alle anderen Planeten lassen sich zumindest kurzzeitig bei ausreichender Dunkelheit blicken.

Merkur finden wir zu Monatsbeginn am Morgenhimmel. Seine Ende Dezember begonnene Sichtbarkeit erreicht zu Beginn der zweiten Januarwoche ihren Höhepunkt: Merkur steht gegen 07:40 Uhr MEZ, also zu Beginn der bürgerlichen Dämmerung, etwa acht Grad über dem Südosthorizont. Er ist dabei –0,1 mag hell. Die größte westliche Elongation, also seinen größten Winkelabstand von der Sonne, erreicht er mit 23,5 Grad am 12. Januar. Das Sichtbarkeitsfenster schließt sich erst gegen Ende des Monats. Allerdings wird es zunehmend schwerer, den Planeten zu sehen, weil er sich nach dem 12. Januar der Sonne wieder annähert. Merkurs scheinbare Helligkeit steigt im Monatsverlauf nur leicht auf –0,3 mag: Einerseits nimmt seine Beleuchtungsphase zu, andererseits schrumpft sein Winkeldurchmesser, weil er sich von der Erde entfernt. Ende Februar erreicht der Planet seine obere Konjunktion. Die helle Venus hilft etwas bei der Aufsuche; sie befindet sich zum 8. Januar rund 13 Grad westlich von Merkur. Am 8. und 9. des Monats gesellt sich der abnehmende Mond zum Planetenduo. Man findet ihn dann etwa neun Grad südwestlich vom kleinsten Planeten.

Venus macht es ihren Fans im Jahr 2024 nicht leicht: Sie erreicht nur eine einzige bedeutende Stellung, und zwar die obere Konjunktion am 4. Juni, recht genau zur Jahresmitte. In der ersten Jahreshälfte, also auch im Januar, finden wir sie am Morgenhimmel, nach ihrer Konjunktion, etwa ab dem Spätsommer, am Abendhimmel. Beides ist ungünstig: Die Ekliptik steht im Frühjahr relativ flach zum morgendlichen Osthorizont und genauso im Herbst zum abendlichen Westhorizont. Deshalb ist unsere Nachbarin über weite Strecken des Jahres nicht oder nur sehr schwierig zu sehen. Erst im Dezember bessert sich ihre Position am Abendhimmel. Wer nicht so lange warten will, sollte jetzt früh aufstehen: Im Januar finden wir die Venus, –4,0 mag hell, bei Beginn der Dämmerung über dem Südosthorizont. Am 15. Januar geht sie um 05:48 Uhr auf, also etwa 2,5 Stunden vor der Sonne. Im Teleskop erscheint die Venusscheibe zur Monatsmitte aber nur 13 Bogensekunden groß und zu 82 Prozent beleuchtet. Der Mond begegnet ihr am 8. und 9. Januar südlich.

Mars hat, wie die Venus, 2024 kein gutes Jahr – was im Fall des Roten Planeten bedeutet: ein Jahr ohne Opposition. Erst im Dezember wird er auf einen Winkeldurchmesser von 12 Bogensekunden anwachsen, was für eine sinnvolle visuelle Teleskop­beobachtung gerade ausreicht. Im Januar ist er unbeobachtbar, weil er sich nach seiner Konjunktion vom November 2023 noch nicht aus der Morgendämmerung lösen kann. Das wird sich so bald nicht ändern: Ein erster Blick auf den Mars wird erst ab dem Frühsommer möglich sein.

Ringplanet nebst Erdtrabant | Am Abend des 14. Januar steht der zunehmende Mond knapp vier Grad östlich von Saturn.

Jupiter hält die Stellung am Abend: Der Riesenplanet kulminiert zur Monatsmitte gegen 19:00 Uhr MEZ, und das in einer Höhe von 52 Grad – optimale Beobachtungsbedingungen! Mit –2,5 mag ist er das dominante Objekt des Nachthimmels – sieht man vom Mond ab, der ihm am 18. Januar begegnet. Im Teleskop erscheint Jupiter rund 42 Bogensekunden groß. Zahlreiche Jupitermonderscheinungen ergänzen Beobachtungsgelegenheiten seiner Atmosphäre (siehe Tabelle). Eine Herausforderung bietet zum Beispiel der 6. Januar. Ab 21:56 Uhr tritt zuerst Ganymed, ab 23:05 Uhr zusätzlich Europa vor die Jupiterscheibe. Bis 00:06 Uhr am folgenden Morgen stehen beide Monde gemeinsam vor Jupiter. Ein Monddurchgang ist weit schwieriger zu beobachten als ein Schattenwurf, bei dem ein Mond seinen dunklen Schatten auf die Jupiteratmosphäre wirft, da Monde und Jupiterwolken ähnliche Helligkeiten haben. Bei ruhiger Luft und hoher Vergrößerung ist es aber möglich. Insbesondere Jupiters größter Mond Ganymed sollte sich vor der leicht dunklen südlichen Polarregion des Planeten als heller Fleck abheben. Europa wandert vor einer hellen Zone des Planeten und ist schwieriger zu erkennen. Am Monatsende verschwindet Jupiter gegen 01:10 Uhr von der Himmelsbühne.

Saturn verabschiedet sich im Januar vom Abendhimmel. Am 1. Januar geht der beringte Planet noch um 21:05 Uhr MEZ unter – am Monatsletzten bereits um 19:24 Uhr, und damit kurz nach Ende der Abenddämmerung. Wer möchte, sollte zu Monatsbeginn einen letzten Blick auf den 1,0 mag hellen Saturn werfen, wenn er, noch in der Dämmerung, rund 25 Grad über dem Südwesthorizont erscheint. Schon Ende Februar wird er seine Konjunktionsstellung erreichen. Die zunehmende Mondsichel steht am Abend des 14. Januar 3,5 Grad südöstlich von ­Saturn.

Uranus beendet am 27. Januar seine Oppositionsschleife und wechselt seine Bewegungsrichtung an der Himmelssphäre auf rechtläufig, also von West nach Ost. Man findet den 5,7 mag hellen Planeten im Sternbild Widder etwa 13 Grad östlich von Jupiter. Zieht man in Gedanken eine Linie von Jupiter entlang der Ekliptik bis zum Goldenen Tor, also der gedachten Linie zwischen den offenen Sternhaufen Plejaden und Hyaden, dann findet man Uranus etwa auf der Mitte dieser Linie. Im Teleskop verrät er sich durch seine blassgrüne Farbe und bei höherer Vergrößerung durch sein 3,7 Bogensekunden großes Planetenscheibchen. Uranus kulminiert am Monatsersten um 20:44 Uhr MEZ, sein Untergang ist um 04:18 Uhr. Bis zum 31. Januar verfrühen sich diese Zeiten auf 18:45 Uhr beziehungsweise 02:18 Uhr.

Neptun kann im Januar noch am Abendhimmel aufgespürt werden. Der 7,9 mag helle Planet befindet sich im Sternbild Fische, an der Grenze zum Wassermann, und geht am 1. Januar um 23:08 Uhr MEZ, am 31. Januar bereits um 21:14 Uhr unter. Berücksichtigt man Neptuns geringe Helligkeit und die Extinktion dicht über dem Horizont, bleibt zum Monatsende nur noch etwa eine Stunde für die Beobachtung. Die Aufsuche gelingt am besten mit einer guten Sternkarte: Neptun befindet sich etwa auf halber Strecke zwischen der Verbindungslinie der Sterne Iota Ceti im Walfisch und Gamma Piscium in den Fischen.

  • Kurz erklärt
    Was ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
  • Bogenminute
    Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
  • Ekliptik
    Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
  • Elongation
    Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
  • Helligkeit (mag)
    Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
  • Konjunktion
    Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
  • Kulmination
    Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
  • Meridian
    Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
  • Opposition
    Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
  • Seeing
    Das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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