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Planetenlauf im Juni: Planetendämmerung

Zum Ende des Monats tut sich am Himmel wieder etwas – zumindest für Frühaufsteher. Am Morgenhimmel lassen sich Saturn, Mars, Jupiter und mit etwas Mühe auch Uranus und Neptun erblicken.
Unser Sonnensystem von der Sonne bis zum Neptun
Im Juni wird es am Himmel endlich spannender: Nach einer längeren Pause mit kaum Möglichkeiten zum Beobachten der Planeten zeigen sich wieder einige von ihnen.

Merkur steht am 14. Juni in oberer Konjunktion, aus Erdsicht also hinter der Sonne. Zum Monatsende zeigt er sich zaghaft am Abendhimmel. Die sich ergebende und noch bis in die zweite Julihälfte andauernde Abendsichtbarkeit wird jedoch durch die flach zum abendlichen Westhorizont stehende Ekliptik getrübt. So finden wir den flinken Planeten am 30. Juni um 22:17 Uhr MESZ, wenn die bürgerliche Dämmerung endet, nur drei Grad über dem Nordwesthorizont. Er leuchtet –0,6 mag hell.

Venus erreicht am 4. Juni ihre einzige nennenswerte Stellung in Relation zur Erde in diesem Jahr: die obere Konjunktion. Zusammen mit der Sonne steht sie am Taghimmel und ist damit unbeobachtbar. Danach entfernt sie sich ostwärts von der Sonne und wechselt an den Abendhimmel – wo sie von dem gleichen Problem geplagt wird wie im Frühjahr am Morgen: einer flach zum Horizont verlaufenden Ekliptik. Das Beobachten bleibt damit unmöglich.

Mars tritt am Morgenhimmel vom Sternbild Fische in den Widder über. Wir finden ihn am Monatsersten um 04:33 Uhr, dem Beginn der bürgerlichen Dämmerung, in zehn Grad Höhe genau im Osten. Er geht an diesem Morgen etwa eine Stunde früher, um 03:28 Uhr, auf. Bis zum 30. Juni verschiebt sich sein Aufgang auf 02:17 Uhr; seine Horizonthöhe zu Beginn der bürgerlichen Dämmerung verdoppelt sich auf rund 20 Grad. Seine scheinbare Helligkeit liegt bei 1,0 mag. Am Morgen des 3. Juni finden wir die schmale Sichel des abnehmenden Mondes knapp drei Grad nordöstlich von Mars.

Jupiter stand im Vormonat in Konjunktion. Ende Juni taucht er am Morgenhimmel auf: Der –2,0 mag helle Planet steht am 30. Juni bei Dämmerungsbeginn zehn Grad über dem Ostnordosthorizont. Für eine Teleskopbeobachtung ist es aber noch zu früh.

Saturn, in diesem Jahr im Sternbild Wassermann, entwickelt sich im Lauf des Juni vom Morgenplaneten zum Objekt der zweiten Nachthälfte. Seine Aufgangszeiten verfrühen sich von 02:28 Uhr am 1. Juni auf 00:36 Uhr am 30. Juni. An diesem Tag kommt der 1,0 mag helle Ringplanet zum Stillstand: Er kehrt am Himmel scheinbar um und bewegt sich fortan westwärts und damit rückläufig. Damit beginnt Saturn seine diesjährige Oppositionsschleife. Bis zur Morgendämmerung erreicht er immerhin 30 Grad Horizonthöhe. Ein Blick auf Saturn durch ein Teleskop zeigt seine 17,9 Bogensekunden große Planetenscheibe (gemessen am Äquator) und ein mit zwei Grad nur sehr knapp geöffnetes Ringsystem. Der Planet nähert sich seiner nächsten Tagundnachtgleiche im Mai 2025, bei der die Sonne genau über dem Saturnäquator steht und nur die sehr schmale Kante seiner Ringe beleuchtet. Da die Perspektive der Erde auf Saturn fast genau der der Sonne entspricht, sehen wir die Ringe in den Monaten um die Tagundnachtgleichen unter einem sehr kleinen Winkel – im Mai 2025 werden sie scheinbar kurzzeitig verschwinden, weil unser Blick genau auf die Kante gerichtet ist. Im Juni, und für den Rest des Jahres, ähnelt unser Blick auf Saturn demjenigen auf das Jupitersystem, mit entlang des Äquators aufgereihten Monden.

Kriegsgott und Sichel | Am 3. Juni kommt es am frühen Morgenhimmel zu einer engen Begegnung zwischen dem zirka 1 mag hellen Mars und der schmalen Sichel des abnehmenden Mondes. Zur selben Zeit steht Saturn im Sternbild Wassermann etwas mehr als 20 Grad über dem Horizont.

Uranus stand im Mai in Konjunktion. Im Juni wird er noch von der Morgendämmerung verschluckt. Erst zum Ende des Monats beginnt er, sich zaghaft zu zeigen: So klettert er am 30. Juni bis zum Beginn der nautischen Dämmerung (Sonnenstand um 03:38 Uhr elf Grad unter dem Horizont) immerhin acht Grad über den Ostnordosthorizont. Mit seinen 5,8 mag ist er damit per Fernglas aufspürbar, wenn auch eine detaillierte Beobachtung noch nicht möglich ist. Wer es dennoch versuchen möchte: Uranus befindet sich fast genau auf der Mitte der Verbindungslinie zwischen Mars und Jupiter.

Neptun ist im Sternbild Fische und damit am Morgenhimmel zu finden. Der nur 7,9 mag helle Planet steht etwa 1,9 Grad nördlich der 4,9 beziehungsweise 5,1 mag hellen Sterne 27 und 29 Piscium oder gut zehn Grad nordöstlich von Saturn. Um ihn per Starhopping zu finden, braucht man also eine gute Sternkarte. Immerhin ist dazu Ende Juni genug Zeit: Während er am Monatsersten noch um 02:43 Uhr aufgeht und erst in der Dämmerung ausreichende Höhen erreicht, erscheint er am 30. Juni bereits um 00:50 Uhr über dem Horizont und steht zweieinhalb Stunden später, vor Einbruch der Dämmerung, schon mehr als 22 Grad hoch.

  • Kurz erklärt
    Was ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
  • Bogenminute
    Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
  • Ekliptik
    Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
  • Elongation
    Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
  • Helligkeit (mag)
    Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
  • Konjunktion
    Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
  • Kulmination
    Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
  • Meridian
    Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
  • Opposition
    Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
  • Seeing
    Das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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