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Planetenlauf im Mai: Im Westen wenig Neues

In der zweiten Maihälfte stehen alle Planeten westlich der Sonne. Das ist ungünstig: Die flach stehende Ekliptik am Morgenhimmel sorgt dafür, dass sich fast keiner von ihnen aus der Morgendämmerung befreien kann. Nur Saturn lässt ahnen, dass auch diese Planetenflaute einmal zu Ende geht.
Unser Sonnensystem von der Sonne bis zum Neptun
Der Mai sieht mau aus, die Planeten lassen sich kaum blicken. Saturn bildet die Ausnahme und ist Vorbote einer besseren Beobachtungsphase.

Merkur erreicht am 9. Mai seine größte westliche Elongation, die mit 26,4 Grad Sonnenabstand besonders groß ausfällt. Doch das nützt nichts: Seine südliche Position von -3 Grad ekliptikaler Breite, die flach zum morgendlichen Osthorizont stehende Ekliptik sowie seine bescheidene scheinbare Helligkeit von +0,5 mag erlauben keine Morgensichtbarkeit: Merkur verblasst in der Morgendämmerung.  

Venus ist ebenfalls unsichtbar: Sie nähert sich der Sonne von Westen an und damit ihrer oberen Konjunktion, die sie am 4. Juni erreichen wird.

Mars lässt sich zum Monatsende zaghaft am Morgenhimmel blicken: Der nur 1,1 mag helle Planet steht am 31. Mai zum Beginn der bürgerlichen Dämmerung (04:33 Uhr MESZ) knapp zehn Grad über dem Osthorizont. Das ist zu wenig für eine Beobachtung mit dem Fernrohr, zumal das Marsscheibchen nur etwas mehr als fünf Bogensekunden durchmisst. Es ist aber der bescheidene Auftakt einer langen Sichtbarkeitsphase, die ihren Höhepunkt mit der Opposition am 16. Januar 2025 erreichen wird.

Jupiter steht am 18. Mai in Konjunktion; er befindet sich aus Erdsicht hinter der Sonne und ist unbeobachtbar.

Saturn macht am Morgenhimmel, wenn auch langsam, Boden gut: Der Ringplanet geht am 1. Mai um 04:25 Uhr, am 31. schon um 02:32 Uhr auf. Diese Zeiten sind allerdings nicht sehr aussagekräftig, denn wegen der flach stehenden Ekliptik am Morgenhimmel braucht Saturn sehr lange, um auf Höhe zu klettern: So finden wir ihn am Morgen des 31. Mai um 04:34 Uhr, wenn die Sonne sechs Grad unter dem Horizont steht und die bürgerliche Dämmerung beginnt, erst 17,5 Grad über dem Südosthorizont. Mit seiner scheinbaren Helligkeit von 1,0 mag fällt er nicht sehr auf, und eine Teleskopbeobachtung ist in dieser Höhe nicht sehr sinnvoll. Immerhin läutet Saturn das Ende der nun schon mehrere Monate dauernden Planetenflaute ein! Am Morgen des 31. Mai bekommt er überdies Besuch vom abnehmenden Mond; dieser steht 3,4 Grad südwestlich.

Ringplanet trifft Mond | Am 31. Mai begegnet Saturn dem abnehmenden Mond im Abstand von etwa drei Grad.

Uranus steht am 13. Mai in Konjunktion und ist damit unbeobachtbar. 

Neptuns Konjunktion liegt nun schon zwei Monate zurück, doch die ungünstige Lage der morgendlichen Ekliptik lässt noch keine Morgensichtung zu.

  • Kurz erklärt
    Was ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
  • Bogenminute
    Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
  • Ekliptik
    Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
  • Elongation
    Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
  • Helligkeit (mag)
    Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
  • Konjunktion
    Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
  • Kulmination
    Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
  • Meridian
    Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
  • Opposition
    Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
  • Seeing
    Das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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