Planetenlauf im November: Schattenspiele auf Saturn
Merkur erreicht am 16. November die größte östliche Elongation von 22,5 Grad. Die sich ergebende Abendsichtbarkeit ist wegen der flach stehenden Ekliptik und Merkurs südlicher Position jedoch äußerst kurz: Knapp zwei Grad erhebt sich der flinke Planet über den Horizont, wenn die Sonne um 17:10 Uhr MEZ auf sechs Grad unter selbigen gesunken ist und die bürgerliche Dämmerung endet. Nur bei ausgezeichneter Horizontsicht kann man den zum Zeitpunkt der größten Elongation –0,2 mag hellen Planeten genau im Südwesten finden. Ein Fernglas hilft; der Mond und andere mögliche Aufsuchhilfen glänzen durch Abwesenheit.
Venus ist am Himmel zurück und mausert sich zum Abendplaneten – und zwar rasch: Steht sie am Monatsersten zum Ende der bürgerlichen Dämmerung um zirka 17:30 Uhr noch 6,5 Grad über dem Südwesthorizont, sind es am 30. November, dann um 16:58 Uhr, schon etwa 13 Grad. Ende November können wir unsere Nachbarin gut zwei Stunden bis zu ihrem Untergang sehen. Ihre scheinbare Helligkeit steigt im Monatslauf von –4,0 auf –4,2 mag, ihr Winkeldurchmesser wächst von 14 auf über 17 Bogensekunden. Die schmale Mondsichel begegnet ihr am 4. und 5. November.
Mars wandert ostwärts durch das Sternbild Krebs, wo wir ihn zum Ende des Monats etwa 1,5 Grad nordwestlich des offenen Sternhaufens Praesepe (Messier 44) finden. Am 1. November geht er um 21:44 Uhr auf und kulminiert um 05:42 Uhr in knapp 62 Grad Höhe. Bis zum Monatsletzten verfrühen sich diese Zeiten auf 20:24 beziehungsweise 04:18 Uhr. Die scheinbare Helligkeit des Planeten steigt im Laufe des November von 0,0 mag auf –0,5 mag – ein untrügliches Zeichen, dass er sich der Erde annähert. Im Teleskop wächst die Marsscheibe von 9,2 auf 11,5 Bogensekunden. Damit sollten Albedostrukturen langsam auch wieder mit kleineren Teleskopen erkennbar sein. Am 12. November erreicht Mars seine Tagundnachtgleiche: Auf der nördlichen Hemisphäre des Planeten beginnt der Frühling, auf der südlichen der Herbst. In diesem Zeitraum sollte sich die nördliche Polarhaube infolge der sich intensivierenden Sonneneinstrahlung auflösen und den Blick auf die nördliche Polkappe freigeben. Die Polkappe besteht aus Wasser- und Kohlendioxideis und bedeckt die Marsoberfläche um den Nordpol des Planeten. Die Polarhaube ist hingegen ein feiner Eisnebel in der Atmosphäre über der Polarregion – gerade Anfänger verwechseln Polarhaube und Polkappe leicht, weil beide auffallend weiß leuchten. Die Polkappe ist allerdings viel kleiner als die Polarhaube. Der abnehmende Mond begegnet Mars am Abend des 20. November und passiert den Planeten etwa 1,5 Grad nördlich.
Jupiter nähert sich seiner Opposition, die er am 7. Dezember erreichen wird. Er ist –2,8 mag hell und wandert rückläufig, also westwärts, durch das Sternbild Stier. Der Gasriese ist fast die ganze Nacht sichtbar: Seine Aufgangszeiten verfrühen sich von 18:51 Uhr am 1. November auf 16:45 Uhr und damit in die Abenddämmerung am Monatsletzten. Entsprechend verschieben sich seine Kulminationszeitpunkte von 02:51 auf 00:43 Uhr. Jupiter erreicht bei seiner Kulmination Horizonthöhen von mehr als 62 Grad – beste Bedingungen für das Beobachten seiner Atmosphäre und Monde! Zum Monatsende erreicht die Jupiterscheibe am Äquator einen Winkeldurchmesser von mehr als 48 Bogensekunden. Man kann zahlreiche Ereignisse der vier großen Jupitermonde beobachten. Der Mond passiert Jupiter am 17. November nördlich.
Saturn gerät am 16. November im Sternbild Wassermann in Stillstand und wird wieder rechtsläufig, bewegt sich also fortan von West nach Ost gegenüber dem Fixsternhimmel. Der 0,9 mag helle Ringplanet geht am 1. November um 01:58 Uhr unter, am 30. November bereits um 00:05 Uhr. Er ist damit ein Planet der ersten Nachthälfte und zur Monatsmitte für gut sieben Stunden zu sehen. Im Teleskop präsentiert sich Saturn mit einer 18 Bogensekunden großen Planetenscheibe und 42 Bogensekunden breiten, zu ungefähr 2,4 Grad geöffneten Ringen. Besonders spannend sind die Verfinsterungen und Schattenwürfe seines größten Monds Titan, die sich in diesem Monat beobachten lassen: Am 12. November ab 20:45 Uhr und am 28. ab 19:35 Uhr verschwindet Titan jeweils im Saturnschatten. Die Eintritte dauern etwa eine halbe Stunde. Am 4. November streift der Titanschatten ab 22:01 Uhr den Planeten an dessen Südpol, was schwierig zu beobachten sein dürfte. Besser sichtbar sollte der vollständige Schattenwurf am 20. November ab 20:38 Uhr sein. Schattenwürfe von Titan hat man in Europa seit dem Jahr 1980 nicht mehr sehen können! Der Mond begegnet Saturn am 10. und 11. November.
Uranus steht am 17. November rund sechs Grad südwestlich des offenen Sternhaufens der Plejaden (Messier 45) im Sternbild Stier in Opposition. Der Planet ist die gesamte Nacht zu sehen und mit seiner scheinbaren Helligkeit von 5,6 mag unter dunklem Himmel mit bloßem Auge zu erblicken. Im Teleskop erkennt man Uranus als 3,8 Bogensekunden großes, grünliches Scheibchen. Seine Opposition bietet eine gute Gelegenheit, mit dem Teleskop nach den hellsten Uranusmonden Ausschau zu halten: Am ehesten gelingt die Sichtung bei Titania (13,8 mag) und Oberon (14,0 mag), weil sie sich mehr als 30 Bogensekunden von ihrem Planeten entfernen. Schwieriger sind Ariel (14,3 mag) und Umbriel (14,9 mag), weil sie schwächer sind und sich näher am hellen Uranus befinden. Ein Teleskop ab 30 Zentimeter Öffnung sollte zumindest die beiden helleren zeigen; ruhige Luft und hohe Vergrößerung sind vorausgesetzt. Die Positionen der Uranusmonde kann man sich mit Planetariumsprogrammen wie Stellarium anzeigen lassen.
Neptun wandert rückläufig durch die westlichen Ausläufer des Sternbilds Fische. Wir finden ihn etwa 14 Grad nordwestlich von Saturn beziehungsweise 4,9 Grad südöstlich des Sterns Lambda Piscium. Mit 7,7 mag ist er nur mit Fernglas oder Teleskop zu sehen. Zur Monatsmitte kulminiert Neptun gegen 20:31 Uhr in einer Höhe von knapp 38 Grad. Der Mond begegnet dem Planeten am 12. November – es kommt sogar zu einer Bedeckung, die aber nur in Nordamerika zu sehen ist.
- Kurz erklärtWas ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
- BogenminuteDie Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
- EkliptikDie scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
- ElongationWinkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
- Helligkeit (mag)Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
- KonjunktionGleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
- KulminationDurchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
- MeridianMittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
- OppositionGegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
- SeeingDas durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.
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