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Planetenlauf im Oktober: Die Venus zeigt sich wieder

Im Oktober kehrt die Venus zurück an den Abendhimmel, Mars wird zum Planeten der zweiten Nachthälfte, und Saturns Kulminationszeiten rücken vor Mitternacht.
Unser Sonnensystem von der Sonne bis zum Neptun
Im Oktober können bis auf Merkur alle Planeten beobachtet werden.

Merkur stand am 30. September in oberer Konjunktion. Seine größte östliche Elongation erreicht er erst am 16. November, weswegen er im Oktober – auch auf Grund der ungünstigen Lage der Ekliptik am Abendhimmel – unsichtbar bleibt.

Venus ist wieder beobachtbar! Unsere Nachbarin zeigt sich noch zaghaft in der Abenddämmerung und kann gerade in der ersten Monatshälfte nur unter absolut klarem Himmel und mit Fernglas gesichtet werden. Am 15. Oktober finden wir sie –4,0 mag hell knapp 5 Grad über dem Südwesthorizont, wenn um 19:01 Uhr MESZ die bürgerliche Dämmerung endet (Sonnenstand –6 Grad). Ihre Sichtbarkeit verbessert sich bis zum Monatsende leicht. Am 31. Oktober steht sie bei gleichem Sonnenstand, dann um 17:32 Uhr MEZ, schon 1,5 Grad höher. Im November mausert sich die lange Vermisste dann langsam, aber sicher zum auffälligen Abendplaneten.

Mars wandert durch das Sternbild Zwillinge und entwickelt sich vom Planeten des Morgenhimmels zum Objekt der zweiten Nachthälfte. Am 1. Oktober geht er um 23:36 Uhr MESZ auf, am 31. bereits um 21:45 MEZ. Dabei steigert er seine Helligkeit im Monatslauf um knapp eine halbe Größenklasse von 0,4 auf 0,0 mag. Im Teleskop erkennt man ein zum Monatsende gut neun Bogensekunden großes und zu 89 Prozent beleuchtetes Planetenscheibchen. Auf diesem könnten bei hoher Vergrößerung bereits dunkle Albedostrukturen und vielleicht auch eine helle nördliche Polhaube zu sehen sein. Diese ist ein atmosphärisches Phänomen des Mars: Sie besteht aus Wassereiskristallen, welche die darunterliegende Polkappe aus Wassereis und gefrorenem Kohlendioxid verdecken. Der abnehmende Mond begegnet Mars am 24. Oktober; am 29. Oktober tritt der Planet in das Sternbild Krebs über.

Jupiter beginnt am 9. Oktober im Sternbild Stier seine Oppositionsschleife. Der –2,6 mag helle Gasriese entwickelt sich zum Objekt fast der gesamten Nacht. Am 1. Oktober erscheint er um 21:59 Uhr MESZ auf der Himmelsbühne, am 31. um 18:59 Uhr MEZ. Dank seiner nördlichen Deklination von 22 Grad kulminiert er in der Mitte Deutschlands in über 62 Grad Höhe. Am Ende des Monats ist das um 02:59 Uhr MEZ der Fall. Die Jupiterscheibe, gemessen am Äquator, wächst auf über 46 Bogensekunden. Der Mond passiert Jupiter am 21. Oktober nördlich (siehe »Riesenplanet und Erdtrabant«).

Saturn wandert nach seiner Opposition im vergangenen Monat rückläufig durch das Sternbild Wassermann. Seine beste Zeit verschiebt sich in die erste Nachthälfte: Am 1. Oktober kulminiert der Ringplanet um 23:41 Uhr MESZ in einer Höhe von knapp 32 Grad und geht um 05:04 Uhr unter. Zum Monatsletzten verschieben sich diese Zeiten auf 20:38 Uhr MEZ beziehungsweise 01:58 Uhr. Im Teleskop zeigt sich die Planetenscheibe am Äquator knapp 19 Bogensekunden groß. Die Ringe erstrecken sich über 43 Bogensekunden; ihr Öffnungswinkel beträgt etwa drei Grad. Auch im Oktober kommt es wieder zu Mondereignissen von Dione, Tethys und Rhea – und am 27. erstmals zu einer in Europa sichtbaren Verfinsterung des größten Saturnmonds, Titan. Der Eintritt in den Saturnschatten startet um 22:51 Uhr. Um 22:44 Uhr beginnt der Mond wieder aus dem Dunkel zu erscheinen. Dabei steht Titan etwa neun Bogensekunden nordöstlich der Saturnscheibe. Der Erdmond nähert sich Saturn am Abend des 14. Oktober bis auf 33 Bogenminuten an – das entspricht in etwa seinem Winkeldurchmesser – und passiert den Ringplaneten südlich.

Riesenplanet und Erdtrabant | Jupiter ist über weite Teile der Nacht beobachtbar. Am Morgen des 21. Oktober begegnet er dem Mond, der nördlich an ihm vorüberzieht.

Uranus findet man auch im Oktober im Sternbild Stier, etwa 5,5 Grad südwestlich des bekannten offenen Sternhaufens der Plejaden. Er bewegt sich dort, 5,7 mag hell, rückläufig seiner Opposition entgegen, die er am 17. November erreichen wird. Uranus ist fast die ganze Nacht sichtbar: Am Monatsersten geht der Planet um 20:37 Uhr MESZ auf und kulminiert um 04:17 Uhr in 59 Grad Höhe. Am 31. Oktober erscheint er bereits um 17:36 Uhr MEZ und damit in der Dämmerung; seinen Kulminationspunkt erreicht er um 01:15 Uhr. Im Teleskop erscheint Uranus zum Ende des Monats als 3,8 Bogensekunden großes Scheibchen, was seinem maximalen Winkeldurchmesser entspricht.

Neptun ist nach seiner Opposition am 21. September in diesem Monat den längsten Teil der Nacht zu sehen. Man findet ihn weiterhin etwa fünf Grad südöstlich des 4,5 mag hellen Sterns Lambda Piscium im Sternbild Fische. Mit seiner scheinbaren Helligkeit von etwa 7,8 mag erkennt man ihn jedoch nur mit optischer Hilfe: Im Teleskop erscheint er bei hoher Vergrößerung und ruhiger Luft als ein 2,4 Bogensekunden großes, blassblaues Scheibchen. Zur Monatsmitte kulminiert er gegen 23:34 Uhr MESZ und erreicht dabei 38 Grad Horizonthöhe.

  • Kurz erklärt
    Was ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
  • Bogenminute
    Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
  • Ekliptik
    Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
  • Elongation
    Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
  • Helligkeit (mag)
    Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
  • Konjunktion
    Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
  • Kulmination
    Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
  • Meridian
    Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
  • Opposition
    Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
  • Seeing
    Das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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