Planet X: Planetenraub in der stellaren Kinderstube
Bisher ist nicht einmal erwiesen, dass es den mutmaßlichen Planet X weit draußen im Sonnensystem überhaupt gibt, da taucht schon die Behauptung auf, er sei geklaut. Das jedenfalls vermuten drei Astrophysiker aus Schweden und Frankreich auf der Basis von Computersimulationen von Sternbegegnungen. Laut dem Team um Alexander Mustill von der Universität Lund ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass junge Sternensysteme, die in vergleichsweise engen Clustern entstehen und erst später auseinanderdriften, sich bei nahen Begegnungen gegenseitig Planeten abjagen. Damit stünde die Möglichkeit im Raum, dass Planet X nicht unserem eigenen Sonnensystem entstammt, sondern ein echter Exoplanet ist.
Damit dieses Szenario mit den bisherigen Beobachtungsdaten in Übereinstimmung zu bringen ist, müssen sehr spezifische Bedingungen erfüllt sein: Nach den Berechnungen von Mustill und seinen Kollegen müssen sich die Sterne einst in einer Entfernung von mindestens etwa 150 Astronomischen Einheiten (AU) begegnet sein. Anderenfalls würde man die Störung bis heute im Kuipergürtel erkennen. Gleichzeitig müsste die Bahn des Planeten exakt so zu liegen kommen, dass der Einfang in der richtigen Ebene erfolgt. Etwa 100 AU sollte der Planet dabei von seinem Zentralstern entfernt gewesen sein – noch dazu müssten etwa neptungroße Objekte recht häufig sein und leicht durch Interaktionen mit anderen Planeten auf sehr exzentrische Bahnen weit vom Stern entfernt geschleudert worden sein. Außerdem, und das ist eine auch nicht unerhebliche Voraussetzung für das Szenario, muss Planet X dafür überhaupt einmal existieren. Das ist aller Planet-X-Begeisterung zum Trotz nach heutigem Wissensstand keineswegs belegt.
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