Inhaltsstoffe von Plastik: Mehr als 4000 bedenkliche Substanzen in Kunststoffen
Mehr als 4200 Chemikalien, die in gängigen Kunststoffen vorkommen, sind bedenklich. Zu diesem Schluss kommt eine Forschungsgruppe aus Trondheim in einer aktuellen Analyse. Das Team um den Umwelttoxikologen Martin Wagner hat für eine umfassende Übersicht die Daten von mehr als 16 000 Inhaltsstoffen von Plastikmaterialien gesichtet. Dazu zählen Verbindungen, die man Kunststoffen gezielt zusetzt, um ihnen bestimmte Eigenschaften zu verleihen, aber auch Verunreinigungen oder Stoffe, die nötig sind, um die Materialien herzustellen.
Schon die schiere Masse an verschiedenen chemischen Stoffen, die in Kunststoffen vorkommt, ist bemerkenswert. In einem früheren Bericht schätzte das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) deren Zahl auf 13 000. Das Team um Wagner korrigierte diese Zahl nun auf zirka 16 000 nach oben. Einzelne Produkte könnten dabei bis zu 400 verschiedene Chemikalien enthalten, schreiben die Fachleute. Das gilt sowohl für Gebrauchsgegenstände als auch für Verpackungen von Lebensmitteln oder Kosmetika.
Global Plastics Treaty
Das Global Plastics Treaty oder UN-Plastikabkommen soll als internationale Vereinbarung Maßnahmen gegen die globale Verschmutzung mit Plastikmüll festschreiben. Rückstände und Abbauprodukte bedrohen auf vielfache Weise Lebensräume und ihre Bewohner. Selbst die entlegensten Regionen der Erde sind inzwischen davon betroffen.
Im März 2022 hatte die Umweltversammlung der Vereinten Nationen (United Nations Environment Assembly, UNEA) den Start von Verhandlungen für ein solches Abkommen beschlossen. In fünf Verhandlungsrunden soll das Intergovernmental Negotiating Committee (INC) einen entsprechenden Vertragsentwurf ausarbeiten, der dann in der letzten Runde Ende November 2024 im südkoreanischen Busan zur Abstimmung stehen soll. Bisherige Sitzungen fanden 2022 in Punta del Este (Uruguay) sowie 2023 in Paris und Nairobi statt. Die vierte Verhandlungsrunde tagt in Ottawa.
Herauszufinden, welche Substanzen in Kunststoffen enthalten sind, ist gar nicht so trivial. Die genauen Rezepturen sind oft Betriebsgeheimnis, und nicht immer existieren Daten über die Gefährlichkeit der Substanzen. Das musste die Gruppe sogar bei einem großen Teil der Stoffe feststellen: Für über 10 000 der untersuchten Chemikalien waren keine Gefährdungsbeurteilungen vorhanden, und bei 9000 Stoffen fanden sich keine öffentlich zugänglichen Informationen darüber, in welchen Materialien sie eingesetzt werden.
Die Analyse der Trondheimer Experten enthält eine Datenbank der untersuchten Stoffe und ist frei zugänglich. Die Fachleute veröffentlichten ihre Ergebnisse nicht zufällig kurz vor der vierten Verhandlungsrunde um ein internationales Plastikabkommen, die im April 2024 im kanadischen Ottawa stattfindet. Eine Gruppe von mehr als 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, darunter Martin Wagner, setzt sich für ein Abkommen ein, das die weltweite Plastikverschmutzung stark eindämmt.
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