Sonnenaktivität: Polarlichter über Deutschland
Mit einem Feuerwerk trat die Aktive Region (AR) 1302 Ende vergangener Woche in das Blickfeld der Astronomen. Die Gruppe großer Sonnenflecken zeigte mehrere Eruptionen, insbesondere einen starken so genannten koronalen Masseauswurf (CME) in der Nacht zum 24. September 2011. Dabei schleudert die Sonne große Mengen Materie ins All. Der Großteil davon verfehlte die Erde, allerdings sorgte bereits eine kleine Menge dieses CMEs für deutliche Störungen des Erdmagnetfelds und für ungewöhnlich starke Polarlichter.
Wenn die Sonne große Mengen ihres Plasmas ausstößt, fängt unser Erdmagnetfeld diese geladenen Teilchen in Erdnähe ein und lenkt sie zu den magnetischen Polen im Norden und Süden. Dort treffen sie auf die Atmosphäre und erzeugen spektakuläre Leuchterscheinungen – die Polarlichter. In den Polarregionen sind sie regelmäßig zu beobachten, in unseren Breitengraden dagegen nur sehr selten. Doch die Nachricht vom Masseauswurf der Region 1302 versetzte die Astronomen in Deutschland in Bereitschaft, denn der Sonnenwind hat bis zur Erde eine Reisezeit von etwa 3 Tagen.
Nicht nur in Finnland konnten glückliche Beobachter von spektakulären Polarlichtern berichten. Auch Mitglieder der Sternwarte Riesa in Sachsen konnte das himmlische Farbenspiel verfolgen und fotografieren. Die Riesaer Sternenfreunde hatten die Sonnenfleckgruppe über mehrere Tage verfolgt. In deutschen Internetforen berichten Himmelsbeobachter sogar von Polarlichtern über Süddeutschland, die am 26. September 2011 gegen 23:15 Uhr erschienen und sich von Unterfranken bis Oberbayern erstreckten.
Sonnenflecken entstehen durch lokale Störungen des Magnetfelds unseres Sterns. Seit Jahrhunderten beobachten Astronomen abwechselnd Phasen mit geringerer und höherer Sonnenfleckenbildung. Ein solcher Zyklus dauert im Durchschnitt etwa elf Jahre. Während der letzten Jahre verhielt sich die Sonne sehr ruhig, allerdings befindet sie sich im Moment wieder in einer Phase steigender Aktivität. Für das Jahr 2013 wird das Maximum des aktuellen Sonnenzyklus angenommen. In den kommenden Jahren werden wir also auch in Deutschland gelegentlich Polarlichter beobachten können. Allerdings sind die Materieströme auch eine Gefahr für Satelliten, die in der Erdumlaufbahn den Teilchen der Sonne schutzlos ausgeliefert sind.
Die Sonnenfleckengruppe AR 1302 dreht sich weiter auf uns zu, so dass auch in den nächsten Tagen die Wahrscheinlichkeit für Polarlichter hoch ist. Eine erneute massive Eruption könnte die Erde sogar direkt treffen. Der solare Wetterbericht (spaceweather.com und swpc.noaa.gov) bleibt in den kommenden Tagen also spannend.
Mike Beckers
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