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Klimatologie: Polarpeitsche durch Eisschmelze begünstigt?

Der Verlust an Meereis im arktischen Meer hat weit reichende Folgen für unser Wetter. Vor allem der Winter ist davon betroffen.
Jetstream über Nordamerika

Der letzte Winter war einer der kältesten der letzten Jahrzehnte – in Nordamerika. Immer wieder strömte eisige Luft aus der Arktis über den Kontinent und verwandelte den Mittleren Westen der USA in eine Gefrierkammer. Schuld daran war eine dauerhafte und konstante Ausbuchtung des Jetstreams nach Süden – ein atmosphärischer Zustand, der sich in den 1990er Jahren nur selten einstellte, aber seit der Jahrtausendwende fast jedes Jahr in unterschiedlichen Regionen der gemäßigten Breiten auftrat, so Baek-Min Kim vom Koreanischen Polarforschungsinstitut. Zusammen mit seinen Kollegen suchte der Klimaforscher nach Gründen für diese Häufung an Kaltluftausbrüchen und entdeckte einen engen Zusammenhang zur arktischen Meereisbedeckung. Ausschlaggebend sei die Fläche, die das Meereis im September in der russischen Barents- und Karasee bedeckt, so die Wissenschaftler: je kleiner, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für eine "Polarpeitsche" – den Zustrom arktischer Luftmassen in Teilen Europas, Nordamerikas oder Ostasiens.

Normalerweise isoliert das Eis das wärmere Meerwasser von der Atmosphäre. Fällt diese Wirkung weg, gelangt mehr Wärmeenergie in die Luft und verringert damit den Temperaturkontrast zwischen dem Nordpol und den mittleren Breiten. Das schwäche den Jetstream, der von diesen Gegensätzen normalerweise angetrieben wird, so Kim: Er wird langsamer und beginnt wie ein Fluss zu mäandrieren, wobei Schleifen nach Süden kalte Luft in diese Richtung bringen und Beulen nach Norden Wärme in die Arktis leiten. Seit den 1970er Jahren nahm die Eisfläche im Nordpolarmeer im Schnitt um 40 Prozent ab; der absolute Tiefpunkt seit Beginn der modernen Aufzeichnungen wurde 2012 erreicht. Angesichts der fortgesetzten Eisschmelze in der Region erwarten die Klimatologen auch zukünftig weitere heftige Wintereinbrüche. Für saisonale Vorhersagen sei es aber noch viel zu früh, schränken Kim und Co ein. Dafür müssten noch weitere Klimafaktoren in der Arktis verstanden werden.

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