Polarregion: Mehr Blitze durch Klimawandel
Ende des 21. Jahrhunderts könnte die Vegetation in der Tundra deutlich öfter brennen – mit verheerenden Folgen für den Permafrost. Das ist das Fazit von Wissenschaftlern, die den Einfluss des Klimawandels auf die Blitzhäufigkeit rund um die Arktis untersucht haben. Bisher sind schwere Sommergewitter mit Blitzschlag in Gegenden wie Nordkanada und Nordsibirien recht selten. Und wenn es Brände gibt, dann ist oft der Mensch schuld.
Doch sollte sich die Erde bis zum Jahr 2100 um mehr als 3,7 Grad erwärmen, wie es das pessimistischste der Szenarien des Weltklimarats vorzeichnet, könnte sich das ändern: In diesem Fall würde der Blitz nördlich des 55. Breitengrads auf einer fünf Quadratkilometer großen Fläche etwa einmal pro Sommermonat einschlagen, hat das Team errechnet. Das wäre doppelt so oft wie bisher und in etwa so häufig wie derzeit in wärmeren Gefilden 480 Kilometer weiter südlich. Am Ende drohten regelmäßig von Blitzen ausgelöste Brände, wie sie etwa 2014 und 2015 in Alaska auftraten.
Die Gruppe um Yang Chen von der University of California in Irvine stützt ihre Prognose auf die in der Luft gespeicherte Wärmeenergie, die durch den Klimawandel zunehmen wird. Je größer sie ist, desto rasanter können Luftmassen aufsteigen und durch Reibung Eispartikel elektrostatisch aufladen – die Voraussetzung für Gewitter. Daneben kann wärmere Luft auch mehr Feuchtigkeit aufnehmen und führt so leicht zu mehr Niederschlägen.
Am Ende könnte die Entwicklung einen bedenklichen Feedback-Mechanismus in Gang setzen, warnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in »Nature Climate Change«: Die Vegetationsbrände könnten immer wieder Permafrostboden auftauen und das darin gespeicherte Methan freisetzen. Zugleich würden in dem wärmeren, von Gestrüpp befreiten Boden echte Bäume wachsen – die dann deutlich mehr Brennstoff für die nächste Feuersbrunst böten als die Wurzeln, Mose und Sträucher der Tundra.
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