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Ernährung: Polymeal statt Polypille

Schokolade ist vielleicht nicht die erste Wahl bei einer Schlankheitskur - zu einer wirksamen Herzdiät gehört sie aber in jedem Fall dazu. Das hört man doch gern, oder nicht?
Der Kampf gegen überflüssige Pfunde fällt nicht immer leicht. Zwar sind zahlreiche Diät-Rezepte durchaus lecker und auch nahrhaft, aber der Heißhunger auf Schokolade oder sonstige kontraproduktiven Leckereien scheint sich bei manchen durch den eingeschränkten Speiseplan erst recht zu steigern. Nur ein Stückchen – zu spät. Meist ist dann die ganze Tafel in einem Rutsch weg und der Erfolg der letzten Tage beim Teufel, ganz zu schweigen von der eigenen schlechten Laune auf Grund angeschlagenen Selbstwertgefühls.

Und schließlich geht es dabei ja nicht nur um eine ranke, schlanke Linie, sondern ein gesundes Körpergewicht spielt auch eine wichtige Rolle für ein gesundes Herz. Wie froh klingt da die Botschaft des niederländischen Gesundheitswissenschaftlers Oskar Franco: Diät heißt nicht darben, und auch mit Tabu-Produkten lässt sich durchaus etwas für die Linie und gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen tun. Der Forscher hat mit seinem Team am medizinischen Zentrum der Universität Rotterdam eine neue Methode entwickelt hat, das Risiko von Herzinfarkten drastisch zu reduzieren: das Polymeal. Bei dem ausgeklügelten Ernährungsfahrplan werden nicht nur die üblichen Verdächtigen unter den herzgesunden Lebensmitteln aufgetischt, nein: Zu den sieben Komponenten des Polymeals gehören neben Knoblauch, Fisch, Gemüse, Früchten und Nüssen sogar Wein und dunkle Schokolade.

Mit dieser Diät könne man das Risiko von Herzerkrankungen um 76 Prozent reduzieren, berichtet Franco. Die durchschnittliche Lebenserwartung steige um 6,6 Prozent bei Männern und 4,8 Prozent bei Frauen. Seine Diät verstehe sich als eine natürliche Alternative zu den sogenannten Polypillen – einem Cocktail aus sechs verschiedenen Medikamenten, der im Juni vergangenen Jahres als neues Wundermittel zur Verhütung von Herzinfarkten auf den Markt gekommen war. Dazu Franco: "Wir versuchen zu zeigen, dass man nicht nur durch Pillen Krankheiten verhindern kann." Sein Polymeal sei mindestens genauso wirksam, aber dafür weniger risikobehaftet und weitaus schmackhafter als die Pillen.

Wie die Polypille basiert auch die Wirkung des Polymeals auf dem Zusammenspiel verschiedener Ingredienzien, deren Dosierung mit mathematischen Modellen ermittelt wurde. So empfiehlt die neue Diät aus Rotterdam täglich 150 Milliliter Wein zu trinken – dadurch reduziere sich das kardiovaskuläre Risiko um 32 Prozent. Außerdem gehört nach Erkenntnissen der niederländischen Gesundheitsforscher viermal die Woche 114 Gramm Fisch auf den Teller – damit fielen wieder 14 Prozent der Gefahren für Herz und Gefäße unter den Tisch. Als Dessert dürfen es dann täglich 100 Gramm dunkle Schokolade sein – zum Blutdrucksenken. Gleiche Dienste soll auch die empfohlene Tagesdosis von 400 Gramm Früchten und Gemüse leisten. Außdem gehören täglich 2,7 Gramm Knoblauch zu der Diät – damit die Cholesterinwerte purzeln.

Wer sein Herz mit dem Polymeal schützen will, sollte sich allerdings strikt an die Regeln halten. So haben die Forscher festgestellt, dass Abweichungen deutliche Folgen auf den gesamten Effekt ihrer Diät haben. Am stärksten mache sich der Verzicht auf Wein bemerkbar. Bei Verzicht auf den Rebensaft sinke der Schutz des Polymeals von 76 Prozent auf 65 Prozent. Allerdings haben die Forscher schon Verständnis dafür, wenn der Knoblauch gelegentlich weggelassen wird. Die müffelige Knolle schütze zwar erwiesenermaßen vor Infarkten, sei allerdings in anderen Herzensangelegenheiten eher riskant. "Wir empfehlen das Polymeal nicht unbedingt vor einem romantischen Rendezvous", schmunzelt Franco. Ein guter Tipp für das romantische Dinner am Weihnachtsabend.

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