News: Polymer bekennt Farbe
Das gelingt unter anderem, indem man eine anorganische, poröse Struktur – beispielsweise Siliziumdioxid-Stukturen mit kleinen Poren – eine Lösung des Polymers oder Monomers aufsaugen lässt. Das löchrige Gerüst richtet dann die Polymerketten in gewünschter Weise aus und verleiht dem gesamten Mischmaterial eine vergleichsweise große Stabilität. Allerdings gestaltet sich dieser Herstellungsprozess meist sehr langwierig und ist demzufolge auch sehr kostspielig.
Brinker und seine Kollegen wählten deshalb einen etwas anderen, schnelleren Weg: Sie stellten ein Monomer her, das an einer Seite Wasser-anziehend (hydrophil) und an der anderen Wasser-abweisend (hydrophob) war. Derartige Moleküle scharen sich gern zusammen und bilden eine regelmäßige Anordnung winziger Kügelchen – ein Prozess der molekularen Selbstorganisation also. Zusammen mit Kieselsäure auf ein Substrat aufgebracht, entstand so ein Film mit einer gitterartigen Porenstruktur, wobei der Durchmesser der Polymer-gefüllten Hohlräume zwischen 2,5 und 3 Nanometern lag.
Die Forscher leiteten anschließend mit ultraviolettem Licht den Prozess der Polymerisation ein, wobei sich die Monomere zu Polymeren mit einem "Rückgrat" aus Polydiacetylen verketteten und sich der farblose Film blau verfärbte. Die Farbe kennzeichnet, dass der Film im hohen Maße polymerisiert ist. Zusätzlich zeigten die Forscher, dass die Schicht ihre Farbe bei höheren Temperaturen von blau zu rot wechselt – wobei sich der Vorgang sogar wieder rückgängig machen lässt. Die Farbe änderte sich offenbar deshalb, weil der Aufbau der Polymere durch die Temperatur bedingt variiert. Die Wissenschaftler fanden außerdem heraus, dass aus ähnlichen Gründen ihre Substanz auch auf unterschiedliche Lösungsmittel mit einem Farbumschlag reagierte. Selbst mechanische Belastung vermag das Material umzufärben.
All das macht die eingebetteten Kunststoffe als Sensor für bestimmte Umwelteinflüsse interessant. So zeigte auch die NASA Interesse an ihnen, und unterstützte die Arbeit. Die Weltraumorganisation überlegt, ob sie das Material für besondere aufblasbare Gebäude nutzen könnte, die vielleicht einmal helfen, den Mars bewohnbar zu machen. Die Außenhaut würde dann beispielsweise durch leuchtend rote Farbe anzeigen, dass eine Reparatur nötig wäre.
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