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Verhaltensforschung: Ponys sehen anders als Menschen

Vergleichende Verhaltensstudien stehen und fallen mit dem experimentellen Aufbau: Was zum Test an Menschen taugt, muss bei Delfinen nicht funktionieren - oder bei Pferden.
Pony und fremde Spezies

Zeigen auch Tiere soziale Intelligenz wie der Mensch? Dieser Frage versuchen Verhaltensbiologen seit Langem nachzugehen. Sie stoßen dabei aber immer auf ein Problem der Vergleichbarkeit: Zwar kann man das Ausmaß individueller Sozialkompetenz bei einzelnen Menschen mit gut durchdachten Experimenten recht gut bestimmen, diese Versuche sind aber stets schwer auf Tiere zu übertragen. So kann das Ergebnis eines vergleichenden Tests von Mensch mit Hund oder Delfin schon dadurch verzerrt werden, dass alle diese Organismen ihre Umgebung mit unterschiedlich fein abgestimmten Sinnen wahrnehmen. Einen solchen Fall fanden Forscher nun auch bei Ponys: Die kleinen Pferden, so ihre Auswertung, sehen recht anders als wir – was eine Anpassung von Experimenten erforderlich macht.

Die Wissenschaftler um Masaki Tomonaga von der japanischen Universität in Kyoto hatten die visuelle Wahrnehmung der Ponys mit Hilfe von Touchscreens untersucht – eigentlich nur in einer Art Vorversuch: Sinn der Übung sollte später sein, Experimente zur sozialen Intelligenz durchzuführen, die bei Menschen, Delfinen oder Schimpansen aufschlussreiche Daten liefern. Dabei spielt unter anderem die visuelle Wahrnehmung von Gesichtern oder anderen wesentlichen Merkmalen von Artgenossen eine Rolle zum Beispiel in einem Auswahlversuch. Nun fiel den Wissenschaftlern aber schnell auf, dass die Wahrnehmung von Ponys anders tickt als bei anderen Tiere: Sie sind nur schwer in der Lage, die tatsächliche Größe eine Kreises und den davon umschlossenen Flächeninhalt zu unterscheiden. Die Oberfläche (etwa eines Kreises) ist für die Tiere offenbar wenig relevant, um "Größe" zu bewerten – anders als etwa die "Länge" von vertikalen oder horizontalen Linien, die Ponys durchaus sehr differenziert erkennen.

Ponys zeigen demnach eine andere Wahrnehmung als andere Säugetiere, die ähnlichen Tests unterzogen wurden, so die Forscher abschließend: Offenbar haben Lebensweise und natürliches Umfeld die Prozesse in anderer Form beeinflusst. Pferde scheinen beispielsweise eher auf nahe liegende "lokale" Details zu achten und auf einen globalen Raumblick eher zu verzichten. Vergleichende Verhaltenstests müssten solche Unterschiede berücksichtigen, meinen die Forscher – geben aber zu bedenken, dass auch sie bisher nur drei Tiere untersucht haben. Als Nächstes wollen sie daher erforschen, ob verschiedene Pferderassen auf ähnliche Weise anders sehen als die drei Versuchsponys aus Japan.

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