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Austern: Popcorn zu Shakespeares Zeiten

Vor 400 Jahren tummelten sich in den legendären Theatern Londons nicht nur die oberen Zehntausend. Vielmehr waren das "Globe" oder das "Rose" in den Vergnügungsvierteln der Stadt Ausflugsziel aller Schichten. Bei Vorstellungen von "Macbeth" oder "Der Jude von Malta" ging es denn auch zu wie auf dem Rummelplatz, wo Kind und Kegel seine Taschen voller Proviant hatte.

Die Theater "Globe" und "Rose" ... | ... an Londons südlichem Themseufer erfreuten sich in der Bevölkerung sehr großer Beliebtheit.
Dazu gehörten Nüsse, Früchte und Rosinen – aber gerade auch auf den billigen Plätzen: Austern. Während die Schalentiere heute eher in feinen Restaurants gereicht werden, gehörten sie damals zu den Grundnahrungsmitteln der armen Bevölkerung, berichtet Julian Bowsher vom Museum of London. Austern wurden im 16. und 17. Jahrhundert in London en masse angeboten und waren in den Theatern so beliebt wie in unseren Kinos das Popcorn. Die Begüterten auf ihren Sitzen der Galerie griffen indes lieber zu Feigen und anderen teuren Früchten aus fernen Ländern – oder zu Stör und Krabben.

Alte Pfeifen sowie Samen der Tabakpflanze zeugen zudem davon, dass während der Vorstellungen munter geraucht wurde. Der Tabak sei, so Bowsher, schon wenige Jahrzehnte nach seiner Entdeckung in Amerika auch an den Ufern der Themse kultiviert worden.

Die rund 1 500 Menschen fassenden Schauspielhäuser "Rose" und "Globe" waren damals Teil eines regelrechten Vergnügungszentrums am rechten Themseufer. Dort waren neben den Werken der Zeitgenossen William Shakespeare und Christopher Marlowe auch Kämpfe von Menschen gegen Tiere zu sehen. Im Jahr 1642 wurde der Sündenpfuhl niedergerissen. Erst 1989 stieß man bei Bauarbeiten auf seine Überreste. 1997 wurde unweit seines ursprünglichen Standorts eine Rekonstruktion des "Globe" eröffnet.

Nicole Mai

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