Direkt zum Inhalt

Ernährung: Prägt die Muttermilch das Immunsystem?

Gesäugte und aus der Flasche ernährte Makaken zeigen erhebliche Unterschiede in Darmflora und Immunaktivierung. Ein Zeichen für den Einfluss frühkindlicher Ernährung?
Kind beim Stillen

Die Darmflora spielt nicht nur bei der Verdauung eine wesentliche Rolle, sondern beeinflusst auch körpereigene Prozesse wie Stoffwechsel und das Immunsystem. Heiß diskutiert wird dabei auch, welche Auswirkungen die frühkindliche Ernährung auf diese Zusammenhänge hat, besonders, welche Rolle die Muttermilch dabei spielt. In einer Studie an Makaken glaubt nun ein Team um Amir Ardeshir von der University of California in Davis Indizien gefunden zu haben, nach denen Muttermilch dazu führt, dass eine bestimmte Klasse von Immunzellen stärker aktiviert wird als bei Tieren, die mit der Flasche aufgezogen wurden.

Die Forscher untersuchten zwölf Nachwuchsmakaken, von denen je sechs von der Mutter gesäugt beziehungsweise von Pflegern mit der Flasche aufgezogen wurden, auf Unterschiede in der Darmflora sowie in der Aktivierung einer Auswahl von Immunzellen. Aus der statistischen Analyse der Bakteriengemeinschaften schließt das Forscherteam, die Darmflora der gesäugten Makaken sei diverser und ausgeglichener als die der mit der Flasche aufgezogenen Tiere. Diese Unterschiede verstärkten sich mit der Zeit, auch als die Tiere beider Gruppen auf identische Ernährung umgestellt wurden.

Um zu testen, ob diese Unterschiede sich auch auf das Immunsystem auswirken, isolierten die Forscher zu vier Zeitpunkten – nach fünf, sechs, neun und zwölf Monaten – Immunzellen aus dem Blut der Testtiere und untersuchten sie ausführlich auf Häufigkeitsunterschiede zwischen verschiedenen Zelltypen. Dabei zeigte sich, dass eine Klasse von T-Helferzellen, TH17, bei den gesäugten Primaten einen größeren Teil der Gesamtzahl der Helferzellen ausmacht als bei den mit der Flasche gefütterten. Dieser Zelltyp spielt eine wichtige Rolle bei der Verteidigung gegen Krankheitserreger, die die Schleimhäute angreifen. Nach Ansicht der Forscher um Ardeshir deutet dieser Unterschied darauf hin, dass der Immuneffekt der Muttermilch auch beim Menschen zum Teil erklären kann, weshalb einige Individuen anfälliger für Infektionen sind als andere.

Allerdings bleibt eine Reihe Fragen offen – zu allererst, ob die geringe Anzahl der beteiligten Tiere derartige Schlussfolgerungen überhaupt erlaubt. Zusätzlich ist die Ernährung in der Studie nicht der einzige Faktor, in dem sich die beiden Gruppen unterscheiden: Die Unterschiede in den Haltungsbedingungen zwischen der Aufzucht bei der Mutter und der Flaschenernährung durch menschliche Pfleger lassen die Frage offen, ob die gefundenen Unterschiede tatsächlich auf die Muttermilch zurückgehen – oder vielleicht vielmehr auf den unterschiedlichen Kontakt zu Menschen und Makaken.

  • Quellen
Science Translational Medicine 252, 2014, 252ra120

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.