Direkt zum Inhalt

Mondforschung: Primärmission der GRAIL-Satelliten ist beendet

GRAIL

Seit Anfang März 2012 flogen die beiden Satelliten der Mission GRAIL (Gravity Recovery and Interior Laboratory) in einer niedrigen polaren Umlaufbahn um den Erdmond und erkundeten dessen Schwerefeld. Dabei bewegten sich die beiden Satelliten im Verband und maßen mittels Radiowellen ihre Abstände zueinander auf wenige Mikrometer genau. Ende Mai endete die Primärmission und das Schwerefeld des Mondes ist nun mit hoher Präziosion kartiert, aber die Auswertung der Messdaten wird noch viele Monate andauern. Ursprünglich war geplant, die beiden Satelliten nach ihrer dreimonatigen Mission auf dem Mond aufschlagen zu lassen. Da sie aber noch gut in Schuss sind, entschloss sich die US-Raumfahrtbehörde NASA dazu, ihre Messungen bis Anfang Dezember 2012 fortzuführen, um das Mondschwerefeld noch besser zu vermessen.

Bei ihren Umläufen in nur 60 Kilometer Höhe wirkte das unregelmäige Schwerefeld des Erdtrabanten auf die beiden Satelliten ein und beschleunigte sie oder bremste sie kurzzeitig ab. Da die beiden Satelliten in Abständen zwischen 85 und 225 Kilometern hintereinander her fliegen, wirken die Kräfte zu unterschiedlichen Zeitpunkten auf sie ein. Durch die Vermessungen der Abstände zueinander und mittels Bahnverfolgung von der Erde aus auch zur Mondoberfläche lassen sich die Unregelmäßigkeiten des Mondschwerefelds erfassen. Daraus ergeben sich Rückschlüsse auf den inneren Aufbau des Erdtrabanten, und wie die Massen in ihm verteilt sind.

GRAIL im Formationsflug um den Mond | Die Zwillingssonden "Ebb" und "Flow" der NASA-Mission GRAIL umrunden den Mond in einem hochgenau vermessenen Formationsflug. Änderungen im Relativabstand der Sonden durch kleine Schwankungen der Mondschwerkraft werden genutzt, um die bisher genaueste Schwerefeldkarte unseres Trabanten zu erstellen.
Schon in der Frühzeit der Erforschung des Mondes durch Raumsonden in den 1960er Jahren waren den Missionskontrolleuren auffällige Abweichungen in den Bahnen der den Mond umkreisenden Sonden aufgefallen, die von den vorherberechneten signifikant abwichen. Einige dieser Abweichungen ließen sich auf erhöhte Massenkonzentrationen, die so genannten Mascons unterhalb der Mondmeere, zurückführen. Letztere sind riesige Einschlagkrater mit mehreren 100 Kilometer Durchmesser, die tief in die Mondkruste eindrangen. Dabei wurde diese tiefgründig zerrüttet, so dass einige 100 Millionen Jahre später große Mengen an flüssiger Lava an die Oberfläche dringen konnten und dort erstarrten. Die dortigen Lavaansammlungen und das Gestein, das in den Aufstiegswegen erstarrte, wird heute von den meisten Mondforschern für die Mascons verantwortlich gemacht. Aber es gibt auch Gebiete, wo die Schwerkraft geringer als der Durchschnittswert ist, weil durch Einschläge tiefe Löcher in die Mondkruste geschlagen wurden.

Die letzten Messungen der Primärmission fanden am 29. Mai statt, dabei befanden sich die beiden Satelliten in 60 Kilometer Höhe über dem Mare Nectaris auf der Mondvorderseite. Nun werden bis Ende August keine weiteren Daten zur Erde gefunkt, jedoch werden die Bahnen der beiden Satelliten bis auf 23 Kilometer Höhe über der Mondoberfläche abgesenkt. Dabei werden sie gelegentlich in nur acht Kilometer Höhe über die höchsten Mondberge hinwegziehen. In dieser noch geringeren Höhe lässt sich das lunare Schwerefeld mit einer noch höheren Präzision erkunden als bei der Primärmission.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.