News: 'Probiotische' Damenhygiene
Eva Grahn Hakansson und ihre Kollegen von der Umea University in Schweden stießen auf einen Stamm des Lactobacillus plantarum, der diese Aufgabe erfüllen könnte. In Laborversuchen unterdrückte der ursprünglich aus der Vagina einer gesunden Schwangeren isolierte Stamm das Wachstum einiger Bakterien, von denen bekannt ist, dass sie gynäkologische Schwierigkeiten hervorrufen. Dazu gehören die im Darm lebende Klebsiella-Arten und Escherichia coli, die Infektionen des Urogenitaltrakts verursachen, sowie Gruppe B-Streptokokken, die berüchtigt dafür sind, Neugeborene auf ihrem Weg durch die Vagina zu infizieren. Auch Pilzkrankheiten verursachende Staphylokokken und Hefen wie Candida albicans konnten die tapferen Prokaryoten unter Kontrolle halten. Andere Lactobazillen-Stämme, die durch die Produktion ihrer Milch- und Essigsäuren das natürliche Verteidigungssystem des Genitaltrakts der Frau darstellen, beeinträchtigt der Stamm dagegen nicht .
In Tests an weiblichen Freiwilligen konnte das Team aus Umea zeigen, dass der neue L. plantarum Stamm fähig ist, kritische Orte wie das Perineum und die Harnröhrenöffnung zu besiedeln. Der Ansatz der Wissenschaftler beruht auf rein "ökologischen" Prinzipien – "gute" Arten verdrängen schädliche Mitbewohner, erklärt Hakansson. Der Nahrungswissenschaftler Glenn Gibson von der University of Reading lobt die Logik dieses Konzepts, obwohl er zugibt, dass er "niemals selbst auf die Idee von Bakterien in Schlüpfern gekommen wäre".
Dieser großartige Einfall ist sogar schon patentiert worden. SCA Hygiene Products, ein großer Hersteller von Sanitärartikeln, hat sich die Rechte auf bakteriengetränkte Hygieneprodukte sowie Cremes und Lotionen gesichert. " Wir sind in einer sehr frühen Phase der Entwicklung, betreiben noch Grundlagenforschung," sagt Per Martinson, "aber wir hoffen, dass es demnächst kommerzialisiert wird." Bevor die Produkte in den Verkauf kommen, werden sie sich allerdings erst in einem langwierigen klinischen Prüfungsprozess bewähren müssen. "Es ist noch zu früh zu sagen, welche Produkte – wenn überhaupt – das Unternehmen ins Auge fassen wird", präzisiert Martinson. "Hoffentlich ist es von Nutzen für die Öffentlichkeit." Und das hoffen wir ja schließlich auch!
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.