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Neurodegenerative Erkrankungen: Prolactin gegen multiple Sklerose?

In Tierversuchen mit Mäusen beobachteten Forscher, dass die Gabe von Prolactin die Myelin-Produktion steigerte und bereits geschädigte Myelinscheiden um Nervenfasern wiederhergestellt wurden. Dies könnte erklären, warum bei Patientinnen mit multipler Sklerose (MS) die Krankheit in der Schwangerschaft meist nicht weiter fortschreitet, sondern neue Schübe erst nach der Geburt auftreten.

Trächtige Mäuse wiesen doppelt so viele Myelin produzierende Zellen auf wie jungfräulichen Artgenossinnen und bildeten sie außerdem während der Schwangerschaft ständig nach, berichten Samuel Weiss von der Universität Calgary und seine Kollegen. Nach dem Wurf des Nachwuchses waren die Nervenfasern der Mausmütter um die Hälfte mehr mit Myelin umhüllt. Und hatten die Wissenschaftler diese Schutzschicht, die bei multipler Sklerose durch eine Fehlreaktion des Immunsystems zerstört wird, zuvor chemisch geschädigt, zeigten die trächtigen Tiere zwei Wochen später doppelt so viel neu gebildetes Myelin wie ihre nicht schwangeren Artgenossinnen. Dieselben Verbesserungen erzielten die Forscher jedoch, wenn sie den nicht trächtigen Tieren Prolactin spritzten.

Die Konzentration des Hormons Prolactin steigt während der Schwangerschaft und regt bei Säugetieren insbesondere die Milchproduktion in den Brustdrüsen an. Ob eine entsprechende Therapie bei Frauen möglich wäre, wird sich jedoch erst nach Jahren weiterer Tierexperimente zeigen. Multiple Sklerose betrifft weltweit 2,5 Millionen Menschen, wobei es ein deutliches Nord-Süd-Gefälle gibt und Frauen deutlich häufiger erkranken als Männer. (af)

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