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Artenschutz: Propaganda rettet Leben (von Flughunden)

Auf Pazifikinseln schrumpft die Zahl der Flughunde. Zu den Ursachen zählen Hunger, Raffgier und kulturelle Normen - aber hier kann Artenschutz ansetzen, finden Forscher.
Kette aus Flughundzähnen

Auf der langen Liste der vom Aussterben bedrohten Arten finden sich auch Flughunde – und dabei vor allem solche Arten, die ihre Heimat auf einer der vielen isolierten pazifischen Inseln haben und dort allmählich verschwinden. So ist etwa auch der nur auf den Salomon-Inseln vertretene Makira-Flughund Pteropus cognatus stark bedroht – wohingegen sein Mitbewohner auf der Insel, der pazifische Flughund Pteropus tonganus, noch eine Ausnahme macht: Die Rote Liste bedrohter Tierarten führt ihn derzeit als "nicht gefährdet". Naturschützern der University of Queensland in Australien um Tyrone Lavery nahmen sich dies zum Anlass, die Gefahrenlage im Ökosystem der Insel einmal genauer anzusehen. Die Schlussfolgerungen der Forscher finden sich nun im Naturschutz-Fachblatt "Oryx": Vor allem, so die Wissenschaftler, könne es helfen, die einheimische Bevölkerung beim Schutz der Arten ins Boot zu holen.

Pazifischer Flughund | Pteropus tonganus, ein auf den Salomon-Inseln heimischer Flughund.

Schon vorher war nach Studien auf anderen Inseln klar: Die größte Gefahr für die kleineren und größeren Flughunde geht vom Menschen aus. Vor allem zerstören Investoren den Lebensraum der Tiere durch groß angelegte Rodungen; auch die Einheimischen tragen ihren Teil bei, indem sie die Tiere jagen, um sie zu essen oder und um ihre Zähne herauszubrechen, die dann als lokales Zahlungsmittel, Wertanlage und Statussymbol fungieren. Die Forscher befragten nun 197 Bewohner von Makira – einer der größeren Salomon-Inseln – über ihr Jagdverhalten und den Wert, den sie den Flughundezähnen beimessen. Mit den Informationen erstellten sie eine Inselkarte mit weniger und stärker bejagten Arealen – und konnten damit nun dokumentieren, wie groß der Einfluss der Jäger auf die lokalen Flughundepopulationen ist. Dabei zeigte sich, dass Jagddruck und Zahl der Flughunde tatsächlich korrelieren.

Es lohne sich daher, Aufklärungskampagnen zu starten, so die Forscher. Diese müssten aber durchdacht und kulturell sensibel durchgeführt werden: So vermuten die Bewohner der Insel meist gar nicht, dass häufig bejagte Flughunde verschwinden könnten – schließlich stoßen Jäger recht oft auf die weniger stark bedrohten Pteropus tonganus. Offenbar nutzt es auf kurze Sicht auch kaum, dass vor allem in der jüngeren Bevölkerungsgruppe die offizielle Geldwährung der Salomonen das lokale Tausch- und Prestigeobjekt den Flughundezahn allmählich ablöst, meinen die Forscher nach ihren Interviews. Auf offene Ohren stießen sie bei ihren Gesprächspartnern besonders, wenn sie den kulturellen Wert der Flughunde unterstrichen – und gleichzeitig klarmachten, dass die Tiere durch Beihilfe der Jäger zu verschwinden drohen. Dies zu verdeutlichen – also positive Propaganda für Flughunde zu machen – sei aus ihrer Sicht am ehesten ein Erfolg versprechender Weg, die Flughunde zu schützen.

Mit den Flughunden stehe und falle im Übrigen das gesamte Ökosystem der Insel: Die Tiere tragen durch ihre Verbreitung von Samen massiv dazu bei, entwurzelte Bäume immer wieder zu ersetzen. Damit erhielten die Tiere über Jahrtausende hinweg den Baumbestand, der jedes Jahr in der Taifunsaison auf natürliche Weise schrumpft. Auch eine intakte Flughundepopulation kann allerdings die Verluste nicht ausgleichen, die bei illegalen Waldrodungen auftreten – dem aus kurzsichtiger ökonomischer Motivation erwachsenden häufigsten Auslöser ökologischen Raubbaus.

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