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Krebs: Protein-Ungleichgewicht macht Krebs tödlich

Nicht nur genetische Einflüsse bestimmen den Verlauf von Krebs - zwei Proteine, die aus dem Gleichgewicht geraten, machen Eierstockkrebs besonders tödlich.
Illustration von roten Krebszellen vor blauem Hintergrund

Ein Ungleichgewicht zwischen regulatorischen Proteinen kann die Ursache dafür sein, dass Tumoren besonders viele Tochtergeschwulste aussenden. Diesen nicht genetisch bedingten Krebs-Effekt entdeckte ein Forscherteam um John Ladbury von der University of Leeds bei einer Studie über den Akt-Signalweg, der die Fortpflanzung von Zellen steuert. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass Elemente der Signalkette selbst diese dauerhaft aktivieren können, wenn ihre jeweiligen Konzentrationen in der Zelle aus dem Gleichgewicht geraten. Dazu brauchen sie – anders als die allermeisten Krebsarten – keine genetische Veränderung an den Komponenten der Signalkette. Das Ergebnis ist eines von mehreren Indizien dafür, dass Aggressivität und Verlauf von Krebs nicht allein von Veränderungen im Erbgut abhängen.

Ladbury und sein Team untersuchten FGFR2, einen Rezeptor, der Wachstumsfaktoren außerhalb der Zelle aufspürt und dann den Akt-Signalweg in Gang setzt – dadurch vermehrt sich die Zelle. Wie sich in ihrer Studie an isolierten Eierstocktumorzellen allerdings zeigte, reagiert die Wirkungskette auch auf zwei Moleküle im Inneren der Zelle, und zwar Plcγ1 und Grb2. Diese beiden Proteine konkurrieren um eine Bindungsstelle an FGFR2, allerdings an seinem inneren Ende. Wer von beiden gewinnt, hängt allein von den jeweiligen Konzentrationen ab. Wie die Arbeitsgruppe fand, aktiviert gebundenes Plcγ1 den Rezeptor und löst damit Zellwachstum aus – und da liegt das Problem. Meist nämlich legt ihm Grb2 schnell das Handwerk. Ist aber zu wenig Grb2 da, wie in einigen der untersuchten Zellen, läuft die Vermehrung der Zelle aus dem Ruder.

In Untersuchungen an Mäusen zeigte sich denn auch der Effekt: In der Nähe von Tumoren mit mehr Plcγ1 fand die Arbeitsgruppe deutlich mehr Metastasen. Dass das klinische Relevanz hat, darauf deuten Analysen von Krebsdatenbanken hin: Demnach haben Eierstockkrebs-Patientinnen mit viel Grb2 im Tumorgewebe eine deutlich bessere Prognose, was den Langzeitverlauf der Krankheit angeht. Der Befund ist nicht das einzige Beispiel für so eine gleichgewichtsabhängige Steuerung: Ein ähnlicher Mechanismus verhilft Bakterien zu einer Art Winterschlaf, in dem sie Antibiotika überleben.

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