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Veterinärmedizin: Prozac hilft auch traurigen Hunden

Manche Hunde verkraften es schwer, wenn ihre Besitzer das Haus ohne sie verlassen müssen. Ein altbekanntes Antidepressivum aus der Humanmedizin wirkt Ängsten entgegen.
Trauriger Hund

Trennungsängste und damit verbundenes stundenlanges Jaulen, Winseln und Bellen gehören zu den häufigsten psychischen Problemen, die Hundebesitzer bei ihren treuen Begleitern beklagen: Sie können ihre Tiere kaum allein zu Hause zurücklassen, wenn sie beispielsweise auf die Arbeit gehen müssen. Vielfach werden die Hunde dann mit Psychopharmaka wie Fluoxetin – dem Wirkstoff des bekannten Antidepressivums Prozac – sowie einer begleitenden Verhaltenstherapie behandelt. Doch war bislang offensichtlich unklar, ob das Medikament tatsächlich die Stimmung der Vierbeiner aufhellt. Christos Karagiannis von der University of Lincoln und seine Kollegen führten deshalb eine Verhaltensstudie mit Hunden durch, die klären sollte, ob die gängige Behandlung der Tiere tatsächlich zu einer Stimmungsaufhellung führt, und rekrutierten dafür mehrere Hunde, die in Abwesenheit ihrer Halter zu klagendem Bellen, Zerstörungswut und willkürlichen Ausscheidungen in der Wohnung neigten – typische Anzeichen von Trennungsängsten.

Dazu lehrten sie die Vierbeiner zuerst, dass bestimmte Standorte von Futterschüsseln sicher für entweder gefüllte oder leere Näpfe stehen. Dann platzierten sie die Schüssel allerdings an Orten, die nicht eindeutig waren: Die Hunde konnten also nicht wissen, ob sie darin etwas zu fressen vorfinden würden oder nicht – die entsprechende Reaktion der Tiere auf diese neue Situation bewerteten die Forscher dann anhand verschiedener Kriterien als eher optimistisch oder pessimistisch. Dann begann ein Teil der Hunde die kombinierte Behandlung mit dem tierischen Äquivalent zu Prozac und der Verhaltenstherapie – und im Lauf der Zeit verbesserte sich tatsächlich die Stimmung der Tiere: Sie wurden zunehmend optimistischer, und negative Verhaltensweisen nahmen gleichermaßen ab. In der Vergleichsgruppe, die nicht diese Kombinationsbehandlung erhielt, tat sich dagegen nichts. "Lange dachte ich, dass die Pharmazeutika einfach nur das Angstverhalten der Tiere unterdrücken, aber nicht deren Stimmung beeinflussen. Doch den Hunden geht es tatsächlich besser", freut sich der beteiligte Daniel Mills von der University of Lincoln. Er betont aber: "Nur wenn Medikamente und Verhaltenstraining kombiniert werden, ist die Behandlung wirklich erfolgreich." Sie funktioniert so gut, dass das Medikament nach geraumer Zeit sogar ganz abgesetzt werden kann.

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