Prostatakrebs: PSA-Test ließ Diagnosezahlen dramatisch ansteigen
Die Einführung des so genannten PSA-Tests zur Früherkennung von Prostatakrebs in den Vereinigten Staaten ließ dort sowohl die Zahl der Untersuchungen als auch der positiven Befunde stark ansteigen. Da der Test nicht unumstritten ist, weil er ebenso Karzinome entdeckt, die keine Beschwerden bereiten, sehr langsam wachsen und deshalb auch ohne Behandlung nicht lebensverkürzend wären, sprechen einige Wissenschaftler bereits von Überdiagnosen, die aufwändige und belastende Therapien für die Patienten nach sich ziehen.
Laut der Studie der Mediziner um Gilbert Welch vom US-amerikanischen National Institute of Cancer Research wurden seit dem Beginn der PSA-Untersuchungen 1987 mehr als 1,3 Millionen Männer zusätzlich vorsorglich auf Krebszellen in ihrer Prostata getestet, von denen sich mehr als eine Million anschließend behandeln lassen mussten [1] – viele davon ohne akuten Anlass und unnötigerweise, wie die Autoren betonen. Besonders stark stiegen die Testzahlen in den Altersgruppen unter 50 und zwischen 50 und 59 Jahren an: Über den Studienzeitraum hinweg versieben- beziehungsweise verdreifachten sich die vorgenommenen Vorsorgeuntersuchungen.
Der durch den PSA-Test festgestellte Krebsverdacht bestätigt sich durch die anschließende Biopsie des betroffenen Gewebes auch bei wiederholten Versuchen oft jedoch nicht. Werden wiederum Tumorzellen gefunden, folgen meist Therapien, selbst dann, wenn die Möglichkeit besteht, dass sich der Krebs nur langsam ausweiten und während der Lebensspanne der Betroffenen kaum problematisch werden würde. Beides könne die Lebensqualität stark einschränken und bedeute für die Patienten psychische und körperliche Belastungen, ohne dass sich dadurch ihre Lebenserwartung verlängerte, so Gilbert und seine Kollegen.
Bereits im Frühjahr erschienen zwei Studien zum Nutzen der PSA-Früherkennung, die sich auf langjährige Untersuchungsreihen stützten. In der Untersuchung von Fritz Schröder vom Erasmus Medical Center in Rotterdam und seinem Team wurden die Daten von 182 000 Männern zwischen 50 und 74 Jahren ausgewertet, die nach dem Zufallsprinzip zwei Gruppen zugeteilt worden waren [2]. Beteiligte der einen Gruppe erhielten innerhalb von neun Jahren zweimal ein PSA-Screening, jene der Kontrollgruppe keines: Während unter Ersteren bei 8,2 Prozent der Männer ein Prostatakrebs diagnostiziert wurde, lag der Wert in der Vergleichsgruppe bei nur 4,8 Prozent. Obwohl durch das Screening in der getesteten Gruppe fast doppelt so häufig Prostatakrebszellen nachgewiesen wurden, verringerte sich unter den Betroffenen die Todesrate durch die nachfolgende Therapie trotzdem nur um ein Fünftel.
In der zweiten Studie betrachtete ein Team um Gerald Andriole von der Washington University School of Medicine in St. Louis unter den gleichen Voraussetzungen 76 000 Männer und entdeckte, dass sich nach sieben bis zehn Jahren die Todesrate durch Prostatakrebs zwischen den beiden Gruppen mit und ohne PSA-Tests nur minimal unterschied und nicht signifikant war [3]. Das Screening führte also zu einer hohen Rate an Überdiagnostizierung, ohne dass sich die Lebenserwartung entscheidend verbesserte. Angesichts des zweifelhaften Nutzens großflächiger PSA-Screenings bei allen Männern ohne Hinweise auf eine tatsächliche Erkrankung zahlen die deutschen Krankenkassen das Screening bislang nicht und es ist auch kein Bestandteil des gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramms.
Der PSA-Test misst die Konzentration des in der Vorsteherdrüse gebildeten Prostata-spezifischen Antigens (PSA) im Blut. Bei älteren Männern sind bösartige Zellen in der Prostata allerdings weit verbreitet: Bei mehr als der Hälfte der über 60-Jährigen und bei bis zu 80 Prozent der über 80-Jährigen enthält die Vorsteherdrüse Krebszellen – viele der Tumore führen wegen ihres langsamen Wachstums jedoch nicht zum Tod der Betroffenen. (dl)
Laut der Studie der Mediziner um Gilbert Welch vom US-amerikanischen National Institute of Cancer Research wurden seit dem Beginn der PSA-Untersuchungen 1987 mehr als 1,3 Millionen Männer zusätzlich vorsorglich auf Krebszellen in ihrer Prostata getestet, von denen sich mehr als eine Million anschließend behandeln lassen mussten [1] – viele davon ohne akuten Anlass und unnötigerweise, wie die Autoren betonen. Besonders stark stiegen die Testzahlen in den Altersgruppen unter 50 und zwischen 50 und 59 Jahren an: Über den Studienzeitraum hinweg versieben- beziehungsweise verdreifachten sich die vorgenommenen Vorsorgeuntersuchungen.
Der durch den PSA-Test festgestellte Krebsverdacht bestätigt sich durch die anschließende Biopsie des betroffenen Gewebes auch bei wiederholten Versuchen oft jedoch nicht. Werden wiederum Tumorzellen gefunden, folgen meist Therapien, selbst dann, wenn die Möglichkeit besteht, dass sich der Krebs nur langsam ausweiten und während der Lebensspanne der Betroffenen kaum problematisch werden würde. Beides könne die Lebensqualität stark einschränken und bedeute für die Patienten psychische und körperliche Belastungen, ohne dass sich dadurch ihre Lebenserwartung verlängerte, so Gilbert und seine Kollegen.
Bereits im Frühjahr erschienen zwei Studien zum Nutzen der PSA-Früherkennung, die sich auf langjährige Untersuchungsreihen stützten. In der Untersuchung von Fritz Schröder vom Erasmus Medical Center in Rotterdam und seinem Team wurden die Daten von 182 000 Männern zwischen 50 und 74 Jahren ausgewertet, die nach dem Zufallsprinzip zwei Gruppen zugeteilt worden waren [2]. Beteiligte der einen Gruppe erhielten innerhalb von neun Jahren zweimal ein PSA-Screening, jene der Kontrollgruppe keines: Während unter Ersteren bei 8,2 Prozent der Männer ein Prostatakrebs diagnostiziert wurde, lag der Wert in der Vergleichsgruppe bei nur 4,8 Prozent. Obwohl durch das Screening in der getesteten Gruppe fast doppelt so häufig Prostatakrebszellen nachgewiesen wurden, verringerte sich unter den Betroffenen die Todesrate durch die nachfolgende Therapie trotzdem nur um ein Fünftel.
In der zweiten Studie betrachtete ein Team um Gerald Andriole von der Washington University School of Medicine in St. Louis unter den gleichen Voraussetzungen 76 000 Männer und entdeckte, dass sich nach sieben bis zehn Jahren die Todesrate durch Prostatakrebs zwischen den beiden Gruppen mit und ohne PSA-Tests nur minimal unterschied und nicht signifikant war [3]. Das Screening führte also zu einer hohen Rate an Überdiagnostizierung, ohne dass sich die Lebenserwartung entscheidend verbesserte. Angesichts des zweifelhaften Nutzens großflächiger PSA-Screenings bei allen Männern ohne Hinweise auf eine tatsächliche Erkrankung zahlen die deutschen Krankenkassen das Screening bislang nicht und es ist auch kein Bestandteil des gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramms.
Der PSA-Test misst die Konzentration des in der Vorsteherdrüse gebildeten Prostata-spezifischen Antigens (PSA) im Blut. Bei älteren Männern sind bösartige Zellen in der Prostata allerdings weit verbreitet: Bei mehr als der Hälfte der über 60-Jährigen und bei bis zu 80 Prozent der über 80-Jährigen enthält die Vorsteherdrüse Krebszellen – viele der Tumore führen wegen ihres langsamen Wachstums jedoch nicht zum Tod der Betroffenen. (dl)
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