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Psychische Gesundheit: Alt, einsam, depressiv

Depression gilt als großes Problem unter älteren Menschen. Einsamkeit ebenfalls. Gibt es einen Zusammenhang? Eine ausführliche Studie stützt diese These.
Älterer Mann mit Kopfhörern sitzt in einem Sessel und benutzt ein Tablet.

Fast ein Fünftel aller Depressionen bei Menschen über 50 Jahren hängt mit Einsamkeit zusammen. Zu dem Ergebnis ist eine Arbeitsgruppe um Gemma Lewis vom University College London nach einer zwölf Jahre dauernden Studie an 4211 Menschen in Großbritannien gekommen. Wie das Team in »Lancet Psychiatry« schreibt, zeigte sich in der Untersuchung ein linearer Zusammenhang zwischen den in Befragungen ermittelten Wertungen für Einsamkeit und Depression. Dieser Zusammenhang blieb demnach über den gesamten Studienzeitraum sichtbar. Aus jener Korrelation schließt die Arbeitsgruppe, dass 11 bis 18 Prozent aller Depressionen bei Menschen über 50 Jahren vermieden werden könnten, wenn man Einsamkeit beseitigen würde.

Wie die Arbeitsgruppe um Lewis schreibt, berichte etwa ein Drittel der über 50-Jährigen in Großbritannien von Einsamkeit. Auch Depression ist bei Älteren ein verbreitetes und mutmaßlich zunehmendes Problem. Ein Zusammenhang zwischen beidem wird oft vermutet, allerdings sind die Ergebnisse der bisherigen Studien nicht eindeutig. Nicht zuletzt ist es schwer, Einsamkeit von anderen, ähnlichen Umständen wie Trauer zu trennen. Auch die vorliegende Studie belegt keinen kausalen Zusammenhang, zeigt aber immerhin, dass die oft anekdotische Korrelation zwischen beiden auch bei großen, länger andauernden Studien sichtbar bleibt.

In der Untersuchung befragte das Team seine Versuchspersonen alle zwei Jahre über ihr Umfeld und soziale Kontakte sowie ihre subjektive Wahrnehmung von Einsamkeit. Dabei zeigte sich unter anderem, dass Einsamkeit nichts mit der Zahl zwischenmenschlicher Kontakte zu tun hat – die Tiefe und Bedeutung dieser Beziehungen ist demnach viel wichtiger. Angesichts ihrer Ergebnisse ruft die Gruppe Ärztinnen und Ärzte dazu auf, Einsamkeit als möglichen Risikofaktor für Depression bei Älteren wahrzunehmen und Maßnahmen zu ergreifen, sie zu reduzieren.

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