Psychedelika: LSD-ähnliche Moleküle könnten bei Depressionen helfen
Psychedelische Drogen wie LSD und Psilocin sind bekannt für ihre potenziell antidepressiven Eigenschaften, allerdings haben ihre halluzinogenen Effekte ihren klinischen Einsatz bisher eingeschränkt. Laut einer Studie in »Nature Neuroscience« binden die Substanzen stark an einen speziellen Rezeptor namens TrkB und wirken dadurch antidepressiv. Überraschenderweise sei dieser Mechanismus unabhängig von ihrer halluzinogenen Wirkung, so das Forschungsteam.
Die Wissenschaftler um Ilpo Vattulainen von der Universität Helsinki konnten zeigen, dass LSD und Psilocin durch die Bindung an den TrkB-Rezeptor dessen Aktivität steigern. Dies führte zu einer Zunahme der Verbindungen zwischen den Neuronen, ein Zeichen für Neuroplastizität, also der Fähigkeit des Gehirns, sich zu verändern und anzupassen. In Laborexperimenten und Studien an Mäusen stellten die Forscher fest, dass eine einzige Dosis LSD eine anhaltende antidepressive Wirkung hervorrief. Interessanterweise war diese Wirkung unabhängig von der Aktivierung von Serotoninrezeptoren, die normalerweise mit den halluzinogenen Effekten von LSD assoziiert sind.
Diese Ergebnisse legen nahe, dass die antidepressiven Wirkungen von psychedelischen Drogen nicht zwangsläufig mit ihrer halluzinogenen Wirkung zu tun haben. Dies öffne die Tür für die Entwicklung neuer Arzneimittel zur Behandlung von Depressionen, die ebenfalls wie die Psychedelika an den TrkB-Rezeptor binden, ohne jedoch Halluzinationen hervorzurufen, schreibt das Forschungsteam.
Psilocin ist die psychoaktive Form des Psilocybins. Der Wirkstoff aus halluzinogenen Pilzen löst Zustände aus, die einem LSD-Rausch ähneln, aber in der Regel kürzer andauern. Eine Kombination aus Psychotherapie und der bewusstseinsverändernden Substanz könnte gerade jenen Personen helfen, bei denen bisherige Therapien nicht anschlagen. Der Trip soll zu einer Art »Reset« im Gehirn führen, der es Patientinnen und Patienten ermöglicht, aus ihren festgefahrenen Denkmustern auszubrechen. Nach dem Konsum von halluzinogenen Pilzen halten in seltenen Fällen die Wahrnehmungsstörungen längere Zeit an. Bei Menschen mit einer entsprechenden Veranlagung können halluzinogene Drogen sogar eine Psychose auslösen. Kritiker betrachten dies als größte Gefahr beim Einsatz von Psychedelika in der Psychotherapie.
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