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Störungsbilder: Depressiv – aber was heißt das genau?

Niedergeschlagen, freudlos, mutlos: Mit welchen Begriffen Patienten ihre Depression beschreiben, könnte einen Hinweis auf spezifische Krankheitssymptome geben. Und auf mögliche Therapien.
Einsame Frau beobachtet Vögel
Wer an einer Depression erkrankt, ist mehr als nur traurig.

Wie sich eine Depression anfühlt, ist Außenstehenden schwer zu vermitteln. Meist werden dazu Eigenschaftswörter wie »antriebslos« oder »niedergeschlagen« verwendet. Wie genau Betroffene ihre Gefühle beschreiben, lässt allerdings auf die Schwere und den weiteren Verlauf der Erkrankung schließen. Darauf weisen Fachleute um den Psychologen Qimin Liu von der Vanderbilt University in Nashville in einer Studie hin.

Die Gruppe wertete Fragebogendaten von 2842 depressive Patientinnen und Patienten in den USA aus. Wer seine Stimmung als »freudlos« oder »hoffnungslos« bezeichnete, litt mit größerer Wahrscheinlichkeit an einer besonders schweren Depression. Reizbarkeit wiederum sprach, ebenso wie Hoffnungslosigkeit, für eine lang anhaltende depressive Episode. Darüber hinaus hing die Stimmung mit weiteren spezifischen Krankheitssymptomen zusammen. Wer etwa Freudlosigkeit verspürte, litt eher unter geringem Appetit, einer verlangsamten Motorik und einem vermehrten Schlafbedürfnis. Reizbare Patienten dagegen zeigten häufiger motorische Unruhe.

Die drei Stimmungen Freudlosigkeit, Reizbarkeit und Mutlosigkeit wiesen zudem die stärkste Verbindung zu Suizidgedanken auf. Hoffnungslosigkeit und Reizbarkeit waren darüber hinaus mit tatsächlichen Suizidversuchen assoziiert. In dieser Hinsicht sei es offenbar günstiger, sich niedergeschlagen zu fühlen, erklären die Wissenschaftler. Die Bedeutung einzelner Stimmungsbeschreibungen für den Verlauf und die Ausprägung der Störung müsse noch besser erforscht werden, fordern sie. Dies könnte auch zu gezielteren Behandlungen für unterschiedliche Formen von Depression beitragen.

Wege aus der Not

Denken Sie manchmal daran, sich das Leben zu nehmen? Erscheint Ihnen das Leben sinnlos oder Ihre Situation ausweglos? Haben Sie keine Hoffnung mehr? Dann wenden Sie sich bitte an Anlaufstellen, die Menschen in Krisensituationen helfen können: Hausarzt, niedergelassene Psychotherapeuten oder Psychiater oder die Notdienste von Kliniken. Kontakte vermittelt der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116117.

Die Telefonseelsorge berät rund um die Uhr, anonym und kostenfrei: per Telefon unter den bundesweit gültigen Nummern 08001110111 und 08001110222 sowie per E-Mail und im Chat auf der Seite www.telefonseelsorge.de. Kinder und Jugendliche finden auch Hilfe unter der Nummer 08001110333 und können sich auf der Seite www.u25-deutschland.de per Mail von einem Peer beraten lassen.

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