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Psychodiagnostik: Depressionen äußern sich unterschiedlich

Stimmungstiefs, Schlafstörungen, Suizidgedanken: Die Symptome einer Depression ähneln sich weltweit. Doch welche Anzeichen häufig gemeinsam auftreten, hängt von der Kultur ab.
Mann mit Migräne im dunklen Zimmer

Der Kern einer Depression ist wahrscheinlich universell, die Krankheit drückt sich aber je nach Kultur unterschiedlich aus. Zu diesem Ergebnis ist ein US-Team um Danielle Goodmann und Yan Leykin von der Palo Alto University im »Journal of Affective Disorders« gekommen. Die Gruppe aus Kalifornien hatte über Google-Werbung zu einem kostenlosen Depressions-Screening im Internet eingeladen. Rund 7000 Erwachsene vor allem aus Amerika und Asien nahmen daran teil. Das Ziel der Studie: herauszufinden, ob überall dieselben Symptome gemeinsam auftreten oder ob sich die Krankheitsanzeichen je nach Land und Kultur unterscheiden.

Wie auf Grund vorheriger Kenntnisse erwartet, waren einige Symptome eng miteinander verbunden, andere nicht. Kulturübergreifend bildeten Suizidgedanken und -versuche eine eigene Kategorie. Doch in Lateinamerika gingen damit auch Schuldgefühle und ein geringer Selbstwert einher. Wer in diesen Ländern krankheitsbedingt nicht zur Gemeinschaft beitrage, fühle sich wertlos und daher womöglich nicht wert zu leben, vermuten die Forschenden. Denkbar sei auch, dass Suizidgedanken in stark katholisch geprägten Kulturen Schuldgefühle wecken.

In China und im englischen Sprachraum war ein geringer Selbstwert eher mit dem universellen emotionalen Kern einer Depression verbunden: Niedergeschlagenheit, Verlust von Freude und Interessen. Nahezu überall zählten körperliche Beschwerden wie Müdigkeit dazu – nicht aber in Russland, dort ließ sich Müdigkeit keiner Symptomgruppe zuordnen. In China, Südasien und Lateinamerika waren mit dem emotionalen Kern außerdem Konzentrationsprobleme und verlangsamtes Denken und Handeln assoziiert. Im englischsprachigen Westen bildeten sie eine eigene Dimension.

Depressionen sind den Forschern zufolge besonders in Südasien und China hochgradig stigmatisiert. In China etwa sei es verbreitet, eine psychische Störung als Charakterschwäche anzusehen. Dies könnte erklären, weshalb Betroffene ihre Depressionen stärker körperlich als psychisch beschreiben. Die Somatisierung erlaube es, psychische Belastung auf sozial akzeptable Weise auszudrücken, wie das Team um Goodmann und ihren Kollegen Leykin erklärt. Auch in Lateinamerika sei das üblich. Körperliche Symptome könnten deshalb auf eine Depression hinweisen, selbst wenn sich die Stimmung der Betroffenen nicht verschlechtert hat.

Wege aus der Not

Denken Sie manchmal daran, sich das Leben zu nehmen? Erscheint Ihnen das Leben sinnlos oder Ihre Situation ausweglos? Haben Sie keine Hoffnung mehr? Dann wenden Sie sich bitte an Anlaufstellen, die Menschen in Krisensituationen helfen können: Hausarzt, niedergelassene Psychotherapeuten oder Psychiater oder die Notdienste von Kliniken. Kontakte vermittelt der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116117.

Die Telefonseelsorge berät rund um die Uhr, anonym und kostenfrei: per Telefon unter den bundesweit gültigen Nummern 08001110111 und 08001110222 sowie per E-Mail und im Chat auf der Seite www.telefonseelsorge.de. Kinder und Jugendliche finden auch Hilfe unter der Nummer 08001110333 und können sich auf der Seite www.u25-deutschland.de per Mail von einem Peer beraten lassen.

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