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Psychosen: Ist jemand hier?

Manchmal spürt man eine Anwesenheit im Raum, ohne jemanden zu sehen – dieses Phänomen nennt sich »gefühlte Präsenz«. Eine neue Studie beleuchtet die Halluzination genauer.
Halluzinationen (Symbolbild)
Das Wahrnehmen einer »gefühlten Präsenz« könnte mit der Neigung zu Halluzinationen zusammenhängen.

Viele Menschen hatten schon einmal das Gefühl, dass sich eine andere Person mit ihnen im Raum oder ganz in ihrer Nähe befindet, obwohl niemand zu sehen ist. Eine solche Wahrnehmung wird als »gefühlte Präsenz« bezeichnet. Sie wird meistens zu den Halluzinationen gezählt und ist besonders typisch für Menschen, die an einer Parkinsonerkrankung leiden. Aber auch bei psychischen Krankheiten wie Schizophrenie kommt diese Erfahrung häufig vor – und Gesunde kennen sie ebenfalls, vor allem bei Stress oder körperlicher Erschöpfung.

Um herauszufinden, wie verbreitet das Erleben von gefühlter Präsenz ist, untersuchten Psychiaterinnen und Psychiater der Universität Groningen das Phänomen in einer großen niederländischen Bevölkerungsstichprobe. Das Team um Sanne Brederoo wertete eine Befragung aus, an der 10 447 Niederländer und Niederländerinnen im Alter von 14 bis 88 Jahren teilgenommen hatten. 1,6 Prozent der Befragten gaben an, im vorangegangenen Monat eine derartige Erfahrung gemacht zu haben. In rund einem Fünftel der Fälle fühlten sich die Betroffenen von der unsichtbaren Präsenz sogar beobachtet, während zwölf Prozent gleichzeitig glaubten, eine Hand auf ihrer Schulter zu spüren. Die meisten Betroffenen berichteten, sie hätten die Erfahrung maximal einmal pro Monat und erstmals etwa im Alter von zwölf Jahren gemacht.

Teilnehmende, die gefühlte Präsenz erlebten, berichteten von größerer Einsamkeit und einer schlechteren Schlafqualität. Ein Viertel von ihnen sah selbst einen Zusammenhang zwischen der Erfahrung und früheren negativen Ereignissen in ihrem Leben. Alter und Geschlecht spielten ebenfalls eine Rolle: Bei Frauen trat das Erleben von gefühlter Präsenz häufiger auf als bei Männern, und unter 30-Jährige berichteten mit höherer Wahrscheinlichkeit davon als ältere Semester. Die Betroffenen gaben überdurchschnittlich oft an, auch visuelle und taktile Halluzinationen im Monat vor der Befragung erlebt zu haben. Zudem erzielten sie höhere Werte auf einem Fragebogen, mit dem sich wahnhaftes Denken erfassen lässt.

Schlechter Schlaf, Einsamkeit und negative Lebensereignisse gelten schon seit längerer Zeit als Risikofaktoren für Halluzinationen, schreiben Brederoo und ihre Kollegen. Der gefühlten Präsenz könnten daher die gleichen Mechanismen zu Grunde liegen wie anderen psychoseähnlichen Erfahrungen. Möglicherweise könne das Spüren einer fremden Anwesenheit sogar als genereller Marker für eine Neigung zu Halluzinationen dienen. In jedem Fall sei das Phänomen bislang zu wenig beachtet, schreiben die Studienautoren. Laut weiteren Untersuchungen wünschen sich Psychosebetroffene für diese besondere Erfahrung mehr Aufmerksamkeit in der Forschung und auch in der Therapie.

  • Quellen
The British Journal of Psychiatry 10.1192/bjp.2024.7, 2024

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