Frühe Anasazi-Kultur: Puebloindianer unterhielten früh weites Handelsnetz
Die Pueblohochkultur blühte im US-amerikanischen Südwesten im späten ersten Jahrtausend nach der Zeitenwende und hinterließ zahlreiche Zeugnisse: So kann man bis heute zum Beispiel in der Weltkulturerbestätte des Chaco Canyon von New Mexiko architektonische Hinterlassenschaften besichtigen. Im Chaco Canyon blühte zwischen 850 und 1250 eine spezielle Ausprägung der Anasazi-Pueblokultur, die weit verzweigte Beziehungen bis tief nach Mittelamerika unterhielt. Bisher hatten Archäologen dieses Netzwerk und seine Bedeutung aber sogar unterschätzt, meinen nun Forscher nach neuen Untersuchungen: Bunte Papageien, ein begehrtes Handelsobjekt und Statussymbol, geben ein beredtes Zeugnis von den frühen Anfängen vor Ort.
Die im wichtigen Chaco-Kulturzentrum "Pueblo Bonito"gefundenen Überreste von in Südamerika heimischen Papageien – etwa des wegen seiner Färbung als Herrschersymbol besonders tauglichen Roten Aras – bestätigen Handelskontakte der Chaco schon 150 Jahre vor der eigentlichen Blüte. Diese war um 1040 erreicht worden, wie eine damals kräftig anziehende Bautätigkeit vor Ort anzeigt. Nun beweisen Radiokohlenstoffdatierungen aber, dass Aras schon im 9. Jahrhundert gehandelt wurden – sechs der Exemplare gehören damit zu den ältesten der Region überhaupt.
Dass so früh so viele Tiere eingetauscht werden konnten, mag bedeuten, dass in der Frühphase der Kultur eine steile hierarchische Schichtung der Gesellschaft vorlag, die diese Handelsnetzwerke aufbauen und kontrollieren konnte: Eine kleine Kaste der Herrschenden schmückten sich wohl mit Federn als Statussymbol. Bisher hatte man eher vermutet, dass die zunächst stärker egalitäre Sozialstruktur sich erst im 11. Jahrhundert verändert und zunehmend geschichtet hatte, was dann mit einer nach außen gezeigten Symbolik durch Prachtbauten in der bis heute auffälligen Blütezeit korrelierte. Offenbar ging eine Änderung des Gesellschaftssystems aber nicht mit diesem späteren Aufschwung einher. Über das Ende der Chaco-Kultur ist indes mehr bekannt: Wie so oft begann es mit der allmählichen Abholzung der Kiefernvegetation, was die Erosion förderte und den Grundwasserspiegel absenkte; Dürreperioden zwangen die Puebloindianer dann im 12. Jahrhundert zur Abwanderung aus Pueblo Bonito.
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