Sozialverhalten: Quatsch nicht
Die Quasselstrippen dieser Welt sind weiblich - sonst hieße es ja Quasselstripper. Doch das Bild des fischartig stummen Gefährten, dem nur mit Mühe mal ein vollständiger Satz zu entlocken ist, trügt. Mann melde sich, so Forscher, durchaus zu Wort, und zwar nicht zu knapp.
"Eine Frau sagt täglich etwa 20 000 Wörter, ein Mann nur etwa 7000." Seit mindestens 15 Jahren geistern Zahlen dieser Größenordnung durch die Medien und finden gar Eingang in psychologische Sachliteratur. Sie redet, und Er hört zu – oder auch nicht, würden nun manche behaupten. Auf jeden Fall aber ist dieses Bild von weiblicher Geschwätzigkeit gegenüber einer wortkargen männlichen Hälfte tief in unserem westlichen Kulturkreis verankert und kaum anzurühren.
Dabei, so monieren zumindest Matthias Mehl von der Universität von Arizona in Tucson und seine Kollegen, habe das bislang keine Studie wirklich einmal genau untersucht. "Niemand hat bislang systematisch Gespräche größerer Personengruppen über längere Zeit aufgezeichnet", erklären sie. Eine kleine Untersuchung, die bereits gegen das "Ein Mann, ein Wort, eine Frau, ein Wörterbuch" argumentierte, habe methodische Mängel. Auf welcher Datenbasis also wollen Wissenschaftler den geschlechtsspezifischen Wortgebrauch belegen?
Abgehört
Mehl und seine Mitarbeiter gingen zum Lauschangriff über. Sie statteten über sechs Jahre hinweg insgesamt knapp 400 Teilnehmer für jeweils mehrere Tage mit einem kleinen, tragbaren Aufnahmegerät aus – einen elektronisch aktivierten Rekorder oder EAR, womit sie nebenbei noch gleich das unter Wissenschaftlern beliebte Spielchen der findigen Abkürzungswahl demonstrieren.
Dieses dritte Ohr schaltete sich tagsüber alle 12,5 Minuten für dreißig Sekunden ein und zeichnete sämtliche Geräusche der Umgebung – also inklusive Gespräche – auf. Die Probanden merkten nicht, wann sie abgehört wurden. Jeder Gesprächsfitzel wurde dann transkribiert und nach Sprechergeschlecht ausgewertet.
Und das Ergebnis? 16 000. So viele Wörter entschlüpfen hochgerechnet täglich im Mittel unserem Mund, sei sein Besitzer nun männlich oder weiblich. Dafür gab es in innerhalb der Gruppen individuell starke Schwankungen: Der gesprächsfreudigste Mann kam auf 47 000 Wörter, der stillste Geselle auf 500. Im Schnitt aber liegen Frauen und Männer gleich. Oder um es wissenschaftlich auszudrücken: "Die Unterschiede waren statistisch nicht signifikant", so die Autoren.
Repräsentativ?
Aber – klar, dass es zu einer solchen Studie mit diesem unglaublichen Ergebnis ein Aber geben muss – eine Einschränkung machen die Forscher gleich selbst: Ihre Probanden seien vielleicht nicht ganz repräsentativ. Denn Mehl und Konsorten hatten ausschließlich Studenten für ihre Abhöraktion benutzt. Zwar immerhin international – genauer gesagt, in den USA und Mexiko –, doch was die Faktoren Altersstruktur oder sozioökonomischer Hintergrund angeht, bleiben keine leisen, sondern reichlich laute Zweifel.
Die Wissenschaftler selbst sehen darin allerdings kein Problem. Da keine ihrer Stichproben auch nur irgendeinen Hinweis auf einen Unterschied zwischen den Geschlechtern offenbarte, werde es ihn wohl schlicht nicht geben.
Wie gut, dass wir darüber gesprochen haben, nicht wahr? Nun sag doch auch mal was!
"Ein Mann, ein Wort, eine Frau, ein Wörterbuch"
Und es wird, wie sollte es auch anders sein, evolutionsbiologisch begründet: Kommunikation sei schon zu Höhlenzeiten wegen Nachwuchsversorgung und Gruppenzusammenhalt Frauensache gewesen. Gemeinsames Jagen lässt sich schließlich besser über Handzeichen abstimmen – das schreckt scheues Wild zudem weniger auf als lautes Gebrüll. Dabei, so monieren zumindest Matthias Mehl von der Universität von Arizona in Tucson und seine Kollegen, habe das bislang keine Studie wirklich einmal genau untersucht. "Niemand hat bislang systematisch Gespräche größerer Personengruppen über längere Zeit aufgezeichnet", erklären sie. Eine kleine Untersuchung, die bereits gegen das "Ein Mann, ein Wort, eine Frau, ein Wörterbuch" argumentierte, habe methodische Mängel. Auf welcher Datenbasis also wollen Wissenschaftler den geschlechtsspezifischen Wortgebrauch belegen?
Abgehört
Mehl und seine Mitarbeiter gingen zum Lauschangriff über. Sie statteten über sechs Jahre hinweg insgesamt knapp 400 Teilnehmer für jeweils mehrere Tage mit einem kleinen, tragbaren Aufnahmegerät aus – einen elektronisch aktivierten Rekorder oder EAR, womit sie nebenbei noch gleich das unter Wissenschaftlern beliebte Spielchen der findigen Abkürzungswahl demonstrieren.
Dieses dritte Ohr schaltete sich tagsüber alle 12,5 Minuten für dreißig Sekunden ein und zeichnete sämtliche Geräusche der Umgebung – also inklusive Gespräche – auf. Die Probanden merkten nicht, wann sie abgehört wurden. Jeder Gesprächsfitzel wurde dann transkribiert und nach Sprechergeschlecht ausgewertet.
Und das Ergebnis? 16 000. So viele Wörter entschlüpfen hochgerechnet täglich im Mittel unserem Mund, sei sein Besitzer nun männlich oder weiblich. Dafür gab es in innerhalb der Gruppen individuell starke Schwankungen: Der gesprächsfreudigste Mann kam auf 47 000 Wörter, der stillste Geselle auf 500. Im Schnitt aber liegen Frauen und Männer gleich. Oder um es wissenschaftlich auszudrücken: "Die Unterschiede waren statistisch nicht signifikant", so die Autoren.
Repräsentativ?
Aber – klar, dass es zu einer solchen Studie mit diesem unglaublichen Ergebnis ein Aber geben muss – eine Einschränkung machen die Forscher gleich selbst: Ihre Probanden seien vielleicht nicht ganz repräsentativ. Denn Mehl und Konsorten hatten ausschließlich Studenten für ihre Abhöraktion benutzt. Zwar immerhin international – genauer gesagt, in den USA und Mexiko –, doch was die Faktoren Altersstruktur oder sozioökonomischer Hintergrund angeht, bleiben keine leisen, sondern reichlich laute Zweifel.
Die Wissenschaftler selbst sehen darin allerdings kein Problem. Da keine ihrer Stichproben auch nur irgendeinen Hinweis auf einen Unterschied zwischen den Geschlechtern offenbarte, werde es ihn wohl schlicht nicht geben.
"Der verbreitete und gern vorgebrachte Stereotyp der geschwätzigen Frau ist unzutreffend"
(Matthias Mehl et al.)
Und da der propagierte Wortgewalt-Unterschied biologisch begründet wird, müsste er sich ja schließlich in jeder wie auch immer ausgewählten Stichprobe finden. Dass er nicht auftauche, bedeutet nur eins: "Der verbreitete und gern vorgebrachte Stereotyp der geschwätzigen Frau ist unzutreffend." (Matthias Mehl et al.)
Wie gut, dass wir darüber gesprochen haben, nicht wahr? Nun sag doch auch mal was!
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