Gender-Forschung: Rabiate Geschlechtertrennung
Sexuelle Nötigung oder Tod? Das Leben von Guppy-Weibchen auf Trinidad ist weit entfernt von karibischer Leichtigkeit. Aber es könnte erklären helfen, warum sich im Tierreich die Geschlechter bisweilen räumlich voneinander trennen.
© Safi Darden/Darren Croft (Ausschnitt)
Guppyweibchenbelästigung | Dieses Guppyweibchen wird von zwei Männchen bedrängt, die deutlich kleiner sind als ihre Partnerinnen. Um der Nötigung zu entgehen, fliehen die Weibchen in tieferes Wasser, wo allerdings mehr Feinde drohen.
Doch unter Wasser sieht die Welt ganz anders aus: Die Männchen unter den farbenfrohen Schuppenträger offenbaren sich als wilde, aggressive Machos, die unverhohlen, dreist und durchaus gewalttätig ihre Weibchen sexuell bedrängen. Obwohl die Männchen der Guppys (Poecilia reticulata) um ein Drittel kleiner ausfallen als ihre potenziellen Partnerinnen, bereiten sie diesen die Hölle in Wassern. Und treiben sie in einen gefährlichen Ausweg, wie Safi Darden und Darren Croft von der University of Exeter vor Ort in der Karibik erleben mussten.
© Safi Darden/Darren Croft (Ausschnitt)
Untersuchungsgebiet Trinidad | Blick über die Insel Trinidad, wo die Forschungsarbeit stattfand.
Die Guppy-Damen haben also eine riskante Taktik entwickelt, bei der sie die Kosten sexueller Belästigung gegen eine niedrigere Überlebensrate abwägen müssen. Die dauernden Nachstellungen und vor allem die deswegen nötigen Vermeidungsstrategien kosten die Weibchen Energie, die ihnen fehlt, um Nachwuchs zu zeugen oder für den eigenen Lebensunterhalt zu sorgen – zum persönlichen Schaden genauso wie zum Nachteil der ganzen Art. Dafür nehmen sie die niedrigere Überlebenswahrscheinlichkeit in Kauf. Sie nützt ihnen aber auch nur, wenn Räuber im Ökosystem anwesen sind – in Bächen ohne Fressfeinde verzichten sie auf den Rückzug ins Tiefwasser, da ihnen die Männchen hier ohnehin folgen würden.
© Safi Darden/Darren Croft (Ausschnitt)
Fischfang | Darren Croft fängt Guppys im Bachlauf, um sie später in Freilandversuchen auf ihre Männermeidestrategien zu untersuchen.
Im Falle der Fische werfen die Erkenntnisse jedenfalls eine Fülle neuer Fragen auf: Herrscht unter den Weibchen Zickenterror, wenn sie sich in suboptimalen Revieren sammeln müssen? Wie kommen Guppy-Männchen und – Weibchen während der Paarungszeit zueinander? Und was folgt daraus für die Bräutigam-Wahl, wenn es soweit ist? Safi Darden und Darren Croft wollen ihnen bald nachgehen – gerne auch auf Trinidad.
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