Planetenforschung: Radarrätsel im Hochland der Venus
Die Oberfläche der Venus gab Planetenforschern jahrzehntelang Rätsel auf – vor allem deshalb, weil nur wenige Sonden mit geeigneten Geräten einen Blick hinter den Schleier der dichten Venuswolken werfen konnten. Die ersten Hinweise lieferten die sowjetischen Raumsonden Venera 15 und 16 im Jahr 1983; viel detaillierter schließlich waren die durch die US-Raumsonde Magellan Anfang der 1990er Jahre erhobenen Radardaten, mit denen fast die gesamte Venusoberfläche im Detail kartiert wurde. Dabei tauchte allerdings ein neues Rätsel auf: die merkwürdigen im Radarbild dunklen und dann wieder ganz hellen Flecken, die in den Höhenzügen und Hochländern der Venus auffielen. Bis heute fragen sich Forscher, was diese Radardetails genau bedeuten – nun bestätigt eine neue Analyse eine alte Theorie.
Genauere Radardaten von der Venusoberfläche als die aus den 1990er Jahren waren zwar nicht aufzutreiben, weil seitdem keine Sonde mehr mit solchen Geräten die Venus angesteuert hatte. Elise Harrington und ihren Kollegen gelang es nun trotzdem, aus den alten Daten eine bessere Auflösung herauszuholen: Sie kombinierten die Daten von Magellan mit neuen, viel feiner gerasterten Höhenmessungen. So konnten sie nun statt kilometergroßer Pixel Flächen von wenigen hundert Metern auflösen. Dabei zeigt sich – am Beispiel des Ovda-Hochlands – im Wesentlichen dasselbe Bild wie zuvor, nun aber deutlich exakter: Tatsächlich erkennt man die schon zuvor geahnten Farbschattierungen viel genauer.
Die Radarbilder zeigen mit zunehmender Höhe tatsächlich immer hellere Bereiche – bis dann in den höchstgelegenen Regionen plötzlich sehr dunkle Flecken auftauchen. Helle Flecken, von denen die Forscher nun hunderte genau ausmachen konnten, sind dabei Bereiche, die Radiowellen besonders gut reflektieren. Schon früh vermutete man, dass die starke Reflexivität der Höhenzüge auf dem Planeten auf einen Überzug von Metallen zurückzuführen ist: Sie kondensieren als eine Art Schwermetallfrost in den höheren, kälteren Schichten der Atmosphäre, etwa wie Raureif auf der Erde. Weiter unten, wo ein 90-facher Druck der Erdatmosphäre und Temperaturen von etwa 470 Grad Celsius herrschen, bilden sie dagegen metalldampfhaltige Wolken.
Tatsächlich dürfte diese Metallfrosttheorie also wohl wirklich stimmen, meinen die Forscher um Harrington. Um sicherzugehen, wollen sie ihre Analysen nun auf andere Regionen der Venus ausweiten, um vielleicht eine Schwermetallschneefallgrenze zu ermitteln. Fraglich ist auch noch, warum die hohen hellen Bereiche dann in dunklen, noch höheren Regionen enden. Womöglich schlägt hier eine Verwitterung der Oberfläche zu Buche.
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