Netzbauende Allesfresser: Radnetzspinnen mögen vegetarische Beilagen
Junge Radnetzspinnen (Araneidae) ernähren sich zu einem nicht unerheblichen Teil von pflanzlichen Produkten, haben die Biologen Benjamin Eggs und Dirk Sanders von der Uni Bern festgestellt: Rund ein Viertel der Nahrung, die eine junge Kreuzspinne verdaut, machen Pollen aus. Im Frühling, wenn das Angebot an den üblichen Beutetieren noch nicht groß ist, könnte diese zusätzliche Nahrungsquelle die jungen Spinnen mitunter vor dem Verhungern retten. Damit sind die Radnetzspinnen als Allesfresser zu bezeichnen, so die Forscher.
Die beiden Wissenschaftler haben zwei Gruppen von Jungtieren der Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus) und der Eichblatt-Radspinne (Aculepeira ceropegia) einen Monat lang in Terrarien gehalten und mit Fruchtfliegen gefüttert. Einer von beiden Gruppen stellten sie zusätzlich Birkenpollen zur Verfügung. Dabei beobachteten sie, dass die reine Fleischfressergruppe zwar keine Mangelerscheinungen aufwies, die Spinnen der anderen Gruppe aber bereitwillig die Pollen vertilgten. Diese nahmen sie auch nicht etwa zufällig beim Reinigen ihres Netzes auf, sondern bespritzten sie mit Verdauungsflüssigkeit und saugten sie auf. Bei einer Isotopenanalyse von Anfang Mai in freier Wildbahn gesammelten Jungspinnen stellten Eggs und Sanders ebenfalls einen Anteil von Pollen in der Ernährung fest. Den größeren Teil machen aber kleine fliegende Insekten wie Fruchtfliegen aus.
Das Fazit der Forscher ist, dass die Radnetzspinnen zwar ohne pflanzliche Ernährung auskommen können, die Pollen aber gerade Jungtiere vor dem Hungertod retten könnten, zumal im Frühling, wenn die üblichen Beutetiere noch rar sind. Radnetzspinnen sind die drittgrößte Familie der Webspinnen und teilen sich in rund 160 Gattungen auf. Die bekannteste und zugleich artenreichste Gattung ist die der hier zu Lande verbreiteten Kreuzspinnen.
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